Mission: Bundestagsmandat – CDU
Einen Frühstart – der hier noch einmal nachgezeichnet werden soll – legte Herr Klaus-Dieter Gröhler hin: Er begann schon am 17. November mit dem Wahlkampf, indem er unter dem Deckmantel des zuständigen Stadtrats auf der Protestveranstaltung vor dem Amtsgericht Charlottenburg gegen den Abriß der Gaslaternen außerplanmäßig das Wort ergriff.
Wie auch immer seine uns nicht näher bekannte Lebensplanung aussieht – jedenfalls bewirkten die Ereignisse vom Herbst 2011, als seine Partei zwar die meisten Stimmen im Bezirk erhielt, die Zählgemeinschaft von SPD und Grüner Partei ihm jedoch erneut den Posten des Bezirksbürgermeisters verweigerte und ihn obendrein vom einflußreichen Baustadtrat zum Leiter eines Sammelsuriums von Abteilungen herabstufte – bewirkten also diese Ereignisse offenbar, daß er die Lust verloren zu haben scheint und jetzt nach Höherem strebt. Zwar hat ihm seine Partei die Kandidatur für den Bundestagswahlkreis 81 übertragen, aber mitnichten durch einen vorderen Platz auf der Landesliste abgesichert, so daß jetzt unbedingt ein Wahlsieg her muß, soll das Werk gelingen. Es ist dabei äußerst wichtig, einen guten Eindruck beim Wahlvolk zu machen – wie eben z.B. an jenem 17. November vor dem Amtsgericht, als er die etwa 500 Teilnehmer dafür lobte, daß sie es sich nicht gefallen lassen, wenn der Senat über ihre Köpfe hinweg entscheidet und die Gaslaternen beseitigt. Diese Worte kamen naturgemäß gut an.
Wie ist es aber mit seinen Taten? Ist er willens, in seiner Amtsausübung nicht über die Köpfe der Bürger hinweg zu entscheiden? Offenbar nicht, wenn es um die Umsetzung des „alten Traumes einer bezirklichen Zentralbibliothek“ geht, also im Endergebnis um die Beseitigung einer weiteren Bücherei: Hier lehnt der Kandidat schlankweg die Einbeziehung der Bibliotheksnutzer ab, weil allein die ökonomischen Daten zu entscheiden haben. Theobald Tiger (Kurt Tucholsky) kommentierte das schon 1920 so:
“Worte und Taten – das ist so hienieden –
sind manchmal verschieden.“
Wenn der Kandidat hier von „ökonomischen Daten“ sprach, so meinte er die verwaltungsweit praktizierte Kosten-Leistungs-Rechnung (KLR). Ebenfalls wenn es um die fortschreitende Ausdünnung der Medienbestände in den noch existenten Bibliotheken geht, pochte er wiederholt auf die Anwendung der KLR, wie sich in seinen Antworten auf Einwohnerfragen nachlesen läßt (siehe 4. Einwohnerfrage/zu 1. und zu 2. und 9. Einwohnerfrage/zu 2. Was im übrigen die bisherigen Auswirkungen der KLR auf die Stadtbüchereien betrifft, so sind sie vor Ort zu besichtigen; und die zukünftigen KLR-Auswirkungen werden gegen Ende Januar im Bibliotheksentwicklungsplan ablesbar sein.
Bei so vielen Taten ist es dann schon überraschend, wenn der Kandidat in seiner Antwort zu einer späteren Einwohnerfrage (siehe 9. Einwohnerfrage/zu 1.) mitteilte, daß er die Auffassung des Bürgermeisters von Mitte, der die KLR als „pseudobetriebswirtschaftlich“ und „Gefahr“ für die bezirkliche Arbeit bezeichnete, teilt - allerdings in solch verklausulierter Weise, daß leider kaum jemand seine Worte wird verstehen und ihn schon gar nicht beim Wort wird nehmen können.
Na ja, wie schon der Apostel Matthäus (7, 20) sagte:
Die kursiv gesetzten Textstellen sind zitatähnliche Wiedergaben von Aussagen des Kandidaten.
MichaelR
MichaelR - Gastautoren, Politik - 02. Januar 2013 - 00:02
Tags: bundestagswahlen/cdu/klr/wahlkampf
zwei Kommentare
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“AN IHREN WORTEN SOLLT IHR SIE ERKENNEN” – wohl war: So war es, so ist es und soll es bleiben.
Leider beim Herren Kandidaten um so seltener anzutreffen.
Vor einigen Jahren rief er im Vowahlkampf einer anderen Wahl (AGH) mit seiner CDU-Schloßabteilung zum Kampf gegen den Drogensumpf am Stutti auf. Law und Order mit polizeieinsatz am zum “kriminellen ort” ernannten platz. Einladung zum Verdrängungswettbewerb: möglichst weit weg die Junkies die U-Linie 7 auf oder ab vertreibend.
Nun stieß sich das bald mit dem sozialintegrativen ansatz der grünen mit ihrer Stadträtin Schmidhofer. Da diese nunmal zuständig war, hat sich der kandidat auch bald “aus dem staube” gemacht und sich an den einberufenen “runden tischen” zur problematik nie sehen lassen.