Europäischer Monat der Fotografie Berlin 2008
Vom 1. bis zum 30. November 2008 findet der 3. Europäische Monat der Fotografie Berlin 2008 statt. Ein Highlight für Fotofreunde und alle, die es werden wollen. Oder einfach mal versuchen und auf "Fotopirsch" mitgehen, die Begeisterung kommt dann von ganz allein.
Von den Anfängen der Fotografie bis zur zeitgenössischen Videokunst. Noch nie waren in Berlin gleichzeitig so viele Fotoprojekte zu sehen. Mit über 130 Ausstellungen präsentiert sich der 3. Europäische Monat der Fotografie im November als kulturelles Highlight der Hauptstadt.
Berlin ist zum dritten Mal Veranstaltungsort des Europäischen Monats der Fotografie. Alle zwei Jahre verwandelt sich die deutsche Hauptstadt immer im November in einen weitläufigen Parcours für zahlreiche internationale Fotoausstellungen. Erstmalig steht der Europäische Monat der Fotografie in Berlin auch unter einem Motto. Mit "Noch nie gesehen" werden in der ganzen Stadt Fotografien und Sammlungen präsentiert, die in dieser Form noch nicht ausgestellt wurden oder aber noch nie zuvor in Berlin zu sehen waren: von den Anfängen der Fotografie bis zur zeitgenössischen Videokunst.
Dabei werden aus den Archiven ganz besondere Schätze gehoben und wiederentdeckt, Neuerwerbungen gezeigt und internationale Foto-Stars der Gegenwart begrüßt. Das konzentrierte Angebot fokussiert die Aufmerksamkeit 30 Tage lang im November 2008 auf das Medium Fotografie, bietet dem Publikum neue und außergewöhnliche Einblicke und der internationalen Fotoszene eine Plattform für Gespräche. Der Europäische Monat der Fotografie wird neben Berlin auch in Paris, Wien, Bratislava, Luxemburg, Moskau und in Rom gefeiert.
Anfänge der Fotografie, 19. Jahrhundert
Im Bestreben, den Käufern und Ägyptenreisenden immer neue, noch nie gesehene Bilder anzubieten, entstanden schon im 19. Jahrhundert Tausende Aufnahmen von Pyramiden und Sphinx. Das Ägyptische Museum zeigt die Ausstellung „Pyramiden und Sphinx. Giza in historischen Fotografien“ mit vintage prints, von denen viele noch nie ausgestellt wurden. Ebenso richtet das Ethnologische Museum seinen Blick auf die Mitte des 19. Jahrhunderts und stellt die ersten Fotografien aus Neuseeland vor. Dort fiel die Entwicklung des neuen Mediums mit der Entstehung einer neuen Nation zusammen. Die Fotografie spielte eine zunehmende Rolle in der Geschichte der Maori. Im Museum Europäischer Kulturen wird das Werk des Peruaners Baldomero Alejos zelebriert. Die ungewöhnlich lange Schaffenszeit Alejos als Atelierfotograf (1924–1976) fällt in eine Zeit der sozialen und politischen Umbrüche und veranschaulicht die „Ungleichzeitigkeiten der Moderne“ in einer Stadt in den Anden. Neueste Forschungsergebnisse stellen Studierende der Museumskunde an der FHTW Berlin vor. Nach sechs Jahren Arbeit am Forschungsprojekt „Berliner Fotografenateliers des 19. Jahrhunderts“ gewährt die Ausstellung unbekannte Einblicke in einen wenig beachteten Teil der Berliner Fotografiegeschichte. Einen der bedeutendsten Fotografen des alten Berlin zeigt auch das Landesarchiv Berlin: Waldemar Titzenthaler. Präsentiert wird eine Auswahl seiner Reisebilder aus Deutschland und Europa mit weitgehend unbekannten Aufnahmen aus der Zeit zwischen 1898 bis 1912.
Neues Sehen, die 20er & 30er Jahre
Hört man den Namen Jacobi in Verbindung mit Fotografie, denkt man sofort an Lotte Jacobi. Kaum bekannt dagegen sind die Arbeiten ihrer jüngeren Schwester Ruth, die in der Ausstellung im Jüdischen Museum Berlin erstmals ausführlich gezeigt werden. Hans Robertson, bedeutender Berliner Künstler der Weimarer Republik, übernahm 1927 das Atelier Lili Baruch am Kurfürstendamm und avancierte zu einem der renommiertesten Portraitisten der Stadt. Aus seinem Nachlass in der Königlichen Bibliothek in Kopenhagen wird in der Ausstellung der Berlinischen Galerie eine Auswahl seiner wichtigsten Aufnahmen aus den Jahren „vor Hitler“ präsentiert, darunter neu aufgefundene Berlin-Fotografien. Nachdem Walter Gropius im Frühjahr 1928 seinen Posten als Direktor des Bauhauses Dessau niederlegte, thematisierte er bei seiner Reise durch die USA Bauten in zeittypischer Schrägsicht. Das Bauhaus-Archiv zeigt „Amerika 1928. Fotos einer Studienreise von Walter Gropius“. Der Galerist Hendrik Berinson, bekannt durch seine unablässigen Bemühungen, klassische Foto-Moderne in Berlin zu präsentieren, stellt mit zum Teil noch unbekannten vintage prints von André Kertész (1894–1985) Ikonen der Fotografiegeschichte vor. Die Jubiläumsausstellung im Willy-Brandt-Haus zeigt hundert Fotografien aus dem Portraitwerk von Gisèle Freund, das durch ungewöhnliche Vertrautheit beeindruckt. Die meisten der Bilder sind in Farbe aufgenommen und oft die einzigen existierenden Farbbilder der Portraitierten.
50er & 60er Jahre, Reportage, Mode, Portraits
„So weit kein Auge reicht“ heißt die Ausstellung in der Berlinischen Galerie und hebt einen Schatz aus den Tiefen des Archivs. Im Auftrag des Magistrats der Hauptstadt der DDR dokumentierte ein Fotograf namens Tiedemann zentrale Schauplätze, aber auch andere Orte, die für die damalige Stadtplanung von Bedeutung waren. Um die Leere der zerstörten Stadt darzustellen, konzipierte er durch den Schwenk seines Apparates Bildfolgen, die die Orte in Panorama-Ansicht festhielten. Der Fotograf Arwed Messmer hat die einzelnen Aufnahmen nun digital montiert und daraus groß dimensionierte und so noch nie gesehene Bildwelten geschaffen. „Nie zweimal derselbe Blick“ lautet die Devise von Léon Herschtritt, dessen Werk die kleinen Momente des Glücks im Chaos des menschlichen Lebens zeigt. Während das Institut français de Berlin Herschtritts „Paris 60´s“ präsentiert, dokumentiert das Abgeordnetenhaus „Berlin 1961“, Aufnahmen der jüngst geteilten Stadt um die Weihnachtszeit 1961. Die Ausstellung „Richard Avedon: Fotografien 1946–2004“ ist die überhaupt erste Retrospektive des amerikanischen Starfotografen in Deutschland. Zu sehen sind im Martin-Gropius-Bau über 200 Fotografien, darunter zahlreiche seiner epochalen Aufnahmen: das Bild des berühmten Models Dovima zwischen Elefanten auf Sägemehl und Heu (1948), das berühmte Gruppenporträt „Andy Warhol and Members of the Factory“ (1969) sowie das Foto von Charlie Chaplin, der als Abschiedsgeste für die USA der McCarthy-Ära die Hände zu Teufelshörnern geformt an die Stirn legt. Exklusiv zum 3. Europäischen Monat der Fotografie Berlin präsentiert das Museum THE KENNEDYS die Sonderausstellung „Magnum und die Kennedys“, mustergültige Fotoreportagen, von denen viele zu Ikonen und Teil des kollektiven Gedächtnisses geworden sind. Im Mittelpunkt der Ausstellung, die anlässlich des 100. Geburtstags der jüdischen Fotografin Gisèle Freund im Ephraim-Palais veranstaltet wird, stehen 40 Berlin-Aufnahmen aus den Jahren 1957 bis 1962. Ihre Fotografien spiegeln das politische und gesellschaftliche Leben in der nun geteilten Stadt wider.
Zeitgenössische Fotografie & Videokunst
Nach der zum MdF 2006 gezeigten Ausstellung „Mutations I“ wird in diesem Jahr in der Berlinischen Galerie die von den sieben Partnerstädten gemeinsam konzipierte Ausstellung „Mutations II – Moving Stills“ präsentiert. Sie stellt Videoarbeiten von neun jungen Künstler/innen aus Europa vor, deren konzeptioneller Ansatz sich im Grenzbereich von Fotografie und Video-Kunst bewegt. Gezeigt werden Videos, „moving stills“, die die fotografische und die filmische Herangehensweise kohärent vereinen und auf die medienimmanenten Eigenschaften der Fotografie verweisen. Begleitend zur Ausstellung erscheint ein Katalog (engl./dt.) mit DVD, der die 21 Künstler/innen vorstellt, die sich in dem „Pool“ für die europäische Ausstellung befinden. „Mutations II“ wird in jeder Partnerstadt des Europäischen Monats der Fotografie zu sehen sein, wobei jede Stadt eine eigens für den Ort kuratierte Ausstellung zeigt. In Berlin sind Positionen von Peter Aerschmann (CH), Gast Bouchet & Nadine Hilbert (LU), Christoph Brech (GER), Olga Chernysheva (RU), Ulrich Gebert (GER), Ori Gersht (UK), Oliver Möst (GER), Tuomo Rainio (FI) und Jutta Strohmaier (AU) zu erleben. In Berlin wird anlässlich der Eröffnung am 1. November der von Alcatel-Lucent gestiftete „Award of the European Month of Photography” an den finnischen Künstler Tuomo Rainio (geb. 1983) verliehen.
Die Sammlung agnès b. gilt als eine der renommiertesten französischen Privatkollektionen, die sich nicht nur dem Menschen als Objekt, sondern auch den sozialen kulturellen und ästhetischen Lebensbedingungen in all seinen Facetten widmet. Die Ausstellung bei C/O Berlin spannt einen Bogen vom 19. bis zum 21. Jahrhundert und knüpft Verbindungen zwischen Fotografien des Menschen aus der Entstehungszeit des Mediums und aktuellen Autorenfotografien. Gleichzeitig werden dort im Rahmen von „Talents 13“ Videoinstallationen und Fotografien von Sebastian Stumpf gezeigt, die die Grenzen von Räumen und Freiräumen ausloten und überschreiten.
Tacita Dean präsentiert unter dem Titel „In My Manor“ neue Arbeiten in der Villa Oppenheim, die in den Jahren 2005 bis 2008 in Deutschland entstanden sind. Ihr Werk verdichtet die Gattungen Film, Fotografie, Zeichnung und Radierung zu einem eigenständigen künstlerischen Vokabular. In der Ausstellung nimmt Tacita Dean Bezug auf die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts.
Quellen und weitere Infos:
* Kulturprojekte Berlin GmbH - 3. Europäischer Monat der Fotografie Berlin 2008
* Berlin.de - 3. Europäischer Monat der Fotografie
* ARTEFAKT Projektmanagement - 3. Europäischer Monat der Fotografie in Berlin
- Kunst und Kultur - 21. Oktober 2008 - 00:04
Tags: berlin/fotografie
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