28. April 2017 - 00:24StadtNatur
und Großstadttierchen
Frühlingserwachen
Die einen schauen noch etwas skeptisch in den Aprilhimmel. Rausgehen? Bei dem Wetter?
Andere genießen derweil schon jeden einzelnen Sonnenstrahl.
- Kiezfundstücke, ZeitZeichen -
Am Donnerstag (27. April) befaßt sich die BVV mit der Ehrung der Zwangsarbeiter (TOP 9.17)
Der Umgang mit Zwangsarbeitern auf Bundesebene
Zwangsarbeiter waren millionenfach während des Zweiten Weltkriegs im Deutschen Reich eingesetzt. Ohne sie wäre dieser Angriffskrieg auf die umliegenden Staaten schon nach kurzer Zeit zusammengebrochen, denn er führte notwendigerweise zu einem „ausserordentlichen Mangel an männlichen Arbeitern“, wie bereits im Frühjahr 1941 der „Kriegsverwaltungsbericht“ des Bezirks Wilmersdorf feststellte.
Und trotzdem dauerte es bis zum Jahr 2000, bis der Bundestag eine Stiftung mit dem pompösen Namen „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ gründete. Ihr Zweck war weniger, über ein halbes Jahrhundert nach dem Weltkrieg die eher geringe Zahl von überlebenden Zwangsarbeitern endlich zu entschädigen, sondern die Unternehmen, die in großer Zahl Zwangsarbeiter benutzt hatten, von zukünftigen Klagen freizustellen. Daher wurde nachdrücklich betont, daß die Zahlungen keinerlei Schuldeingeständnis der beteiligten Unternehmen bedeuteten, und um überhaupt Geld von der Stiftung zu erhalten, mußten die Empfänger ausdrücklich auf die Geltendmachung aller weiteren Ansprüche verzichten. Die Antragsteller wurden in drei Kategorien eingeteilt und erhielten maximal 7.700 € (Kategorie A) bzw. 2.600 € (Kategorien B und C); zur Zwangsarbeit herangezogene Kriegsgefangene erhielten gar nichts.
Hinter diesem mißachtenden Umgang mit den Zwangsarbeitern auf Bundesebene will offensichtlich die SPD City West auf Bezirksebene nicht zurückstehen. Mehr dazu in der Berliner Woche vom 25. 04. 2017.
MichaelR
MichaelR - Gastautoren, Geschichte -
Plötzenseer Abend: Heilendes Erinnern – Zwei Familien, zwei Fluchtgeschichten
Unweit der Gedenkstätte Plötzensee wurde 2009 das Ökumenische
Gedenkzentrum Plötzensee 'Christen und Widerstand' (ÖGZ) als
ökumenischer Ort des Gedenkens und Erinnerns gegründet. Es liegt im
Evangelischen Gemeindezentrum Plötzensee in direkter Nachbarschaft zur
Katholischen Gedenkkirche Maria Regina Martyrum. Seit Herbst 2009
veranstaltet das ÖGZ mit den "Plötzenseer Abenden" Vortragsabende zu
Themen wie Widerstand, Gedenk- und Erinnerungskultur.
Am Donnerstag, 27. April um 19:30 Uhr, werden die langjährige Präsidentin
der Internationalen Liga für Menschenrechte, Prof. Fanny-Michaela
Reisin, und Sebha Othman beim Plötzenseer Abend ihre Erinnerungen auf
diese Weise austauschen. Nach dem Ende der Apartheid in Südafrika stand der Versöhnungsprozess unter dem Titel „Healing of Memories“. Später wurde das Konzept des „Heilenden Erinnerns“ auf Aussöhnungen zwischen Religionsgemeinschaften, Kulturen und Volksgruppen erweitert: Beteiligte beider Seiten begegnen sich, berichten über ihre Geschichte und Sicht auf die Konflikte.
Fanny-Michaela Reisins jüdische Eltern flohen nach der Deportation der Großeltern während des Holocausts aus Deutschland nach Israel. Die jüdische Pazifistin gründete 2003 die "Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost“ als deutschen Ableger der Initiative „European Jews for a just peace“. Die Familie der Muslima Sebha Othman wurde während des israelisch-arabischen Krieges aus ihrer Heimat Palästina vertrieben. Mahmoud Fayoumi, ein Palästinenser aus dem Libanon, begleitet den Abend musikalisch.
DENK MAL AM ORT
Die Initiative "DENK MAL AM ORT" bemüht sich um persönliche und individuelle Erinnerungen an einen Menschen oder eine Familie, die in der NS-Zeit verfolgt wurden. Sie geht dabei zurück auf das Projekt Open Jewish Homes, das 2012 in Amsterdam ins Leben gerufen wurde. Heute beteiligen sich 16 Städte mit mehr als 10.000 Besuchern an dem Gedenken in den Niederlanden.
Zum 72. Jahrestag des Kriegsendes wird am 6. und 7. Mai 2017 jenen Menschen gedacht, die in der NS-Zeit in Berlin ausgegrenzt, verfolgt, vertrieben und ermordet wurden. Haus- und Wohnungstüren werden geöffnet, die Namen unserer ehemaligen Nachbarn, Bruchstücke ihrer Biografien, Verfolgungs- und Fluchtgeschichten werden sichtbar in Gesprächen, Lesungen, Installationen, Zeichnungen, Texten, Musik, Ton, Film, Poesie, Gesang und mehr.
Auch im Bezirk Charlottenburg finden Gedenken an verschiedenen Orten statt. Hier eine Auswahl (das komplette Programm unter www.denkmalamort.de):
Galerie Fantom (Hektorstraße 9-10, 10711 Berlin) - Samstag, 6. Mai 2017 um 15:00 Uhr
Abiturienten aus Lübbenau/Spreewald haben mit ihrer Lehrerin die Geschichte der stillen Heldin Ernestina Gallardo recherchiert und lesen aus der Entschädigungsakte. In ihrer Wohnung versteckte sie Verfolgte.
TU Berlin (Straße des 17. Juni 135, 10623
Berlin) - Sonntag, 7. Mai 2017 von 11:00 bis 13:00 Uhr
Dr.
Dimitri R. Stein hat die TH Berlin wegen seiner jüdischen Wurzeln die
Zulassung zur Promotion verweigert. Er musste 88 Jahre werden, bevor die
TU Berlin ihm nach einer Prüfung den Doktortitel überreichte. Er lebt
heute in den USA, ist 97 Jahre alt und freut sich, dass mit einer
kleinen Ausstellung an ihn und seinen ermordeten Vater in der TU
erinnert wird.
- Geschichte, Gesellschaft -
Schluß mit "Gesundheit - Schönheit - Freizeit" in der Seelingstraße 51
Seit unserer letzten Betrachtung von alteingesessenen Traditionsgeschäften im Kiez sind schon etliche Jahre vergangen. Bereits 2006 war die Drogerie Medrow geschlossen. Die alten Firmenschilder an der Hausfassade waren jedoch geblieben. Nun wurden auch diese entfernt.
Drogerie Medrow im Jahr 2006
Laden in der Seelingstraße 51 im April 2017
Ein Bild aus dem Skizzenblog eines hiesigen Künstlers aus dem Jahr 2011
Ladenfassade in der Seelingstraße 51 im Jahr 2017
- Geschichte, Gewerbe im Kiez -
Kooperationsvereinbarung mit den landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften
Am 5. April 2017 wurde die Kooperationsvereinbarung des Senats mit den landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften unterzeichnet (1). „Leistbare Mieten, Wohnungsneubau und soziale Wohnraumversorgung“ sollten vereinbart werden. Das ist nur zum Teil erfolgt. Die wichtigsten Regelungen mit weiterführenden Links im Anhang.
Die planmäßigen Mieterhöhungen im Sozialen Wohnungsbau zum 1. April 2017 wurden ausgesetzt, allerdings nur für ein Jahr. Der Senat hat dazu für das Jahr 2018 eine Reform der Mietregelungen für den Sozialen Wohnungsbau angekündigt, wozu Mieterinitiativen bereits Kritik und Verbessserungsforderungen vorbringen (2). Schon seit 2016 besteht übrigens die Möglichkeit, einen Mietzuschuss für Sozialwohnungen zu beantragen.
Mieterinnen und Mieter der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften sollten neben den ihnen zukünftig zugestellten Mieterhöhungserklärungen derzeit insbesondere folgende Punkte prüfen, ob diese für sie zutreffen. Betroffene müssen in diesen Fällen selbst tätig werden.
- Die Kooperationsvereinbarung gilt für Mieterhöhungserklärungen, die ab 1. Januar 2017 ausgesprochen wurden und werden. Zusätzlich gilt sie unter bestimmten Bedingungen auch für Mieterhöhungserklärungen mit Wirksamkeit ab dem 1. Januar 2017 (3).
- Bei Nettokaltmieten von Bestandsmietverträgen über 30 % des Haushaltsnettoeinkommens kann in Härtefällen eine entsprechende Absenkung bei den landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften beantragt werden (4).
Weitere Informationen für Gewobag-Mieter bei uns im Kiez:
Mieterbeirat Klausenerplatz
Neue Christstraße 8 (Mieter-Club), 14059 Berlin-Charlottenburg
Sprechzeiten: donnerstags 18:00 -20:00 Uhr
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- Kiez, Politik -
Ein schönes Osterfest wünschen Euch das Kiez-Web-Team und alle Autoren des Kiezblogs vom Klausenerplatz. Auch wenn das Wetter zu den Feiertagen nicht so prächtig werden soll - es sprießt, grünt und blüht schon überall.
Kiez-Web-Team - Menschen im Kiez, ZeitZeichen -
Frühlingsgrüße von Künstlern aus aller Welt
Nach der erfolgreichen Uraufführung ihrer Komposition „Frühlingserwachen“ ist die Wilmersdorfer Künstlerin Vera Osmankulova als Orchesterviolinistin bei mehreren Osterkonzerten zu erleben.
Vera Osmankulova (Mitte) bei dem an dieser Stelle angekündigten Konzert
der Deutschen
Kammersymphoniker unter der Leitung von Gabriel Safron
(rechts) und dem
Kontrabassisten Edicson Ruiz (links) im Französischen
Dom. Foto: Wecker
In Berlin ist das am 16. April 20.00 Uhr im Kammermusiksaal der Philharmonie in der Herbert-von-Karajan-Straße 1 der Fall. Dort spielt das von der Berliner Geigerin Olga Pak gegründete international besetzte Kammerorchester „Berliner Camerata“ unter der Leitung von Matthias Manassi die 5. Symphonie von Ludwig van Beethoven und von Bedrich Smetana „Die Moldau“. Von Wolfgang Amadeus Mozart wird das Konzert für zwei Klaviere und Orchester Nr. 10 in Es-Dur und von Elias Parish Alvars das Konzert für Harfe & Klavier und Orchester Op.91 erklingen. Als Solisten sind das Duo Praxedis (Klavier / Harfe) und am Klavier Yorck Kronenberg zu erleben. Karten ab 24,25 Euro können im Internet unter papagena-shop.comfortticket.de bestellt werden.
Vera Osmankulovas Komposition „Frühlingserwachen“ ist erneut am 22. April bei einem Hauskonzert am Savignyplatz zu erleben. Interpreten sind wiederum die Geigerin Celia Schann und der Konzertpianist Alexander Reitenbach.
Frank Wecker
FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Neubau des 110-kV-Netzknotens Charlottenburg
Der Strom kommt bekanntlich aus der Steckdose. Das ist äußerst praktisch. Davor liegt jedoch ein längerer Weg und so manch technische Hürde: Kraftwerk, Hochspannungsleitungen, Schaltanlagen (Netzknoten), Umspannwerke (Transformatoren) bis zum letzten Kabelabschnitt von der Straße zur Steckdose.
Nach Angaben des Betreibers muß der vorhandene Netzknoten durch einen Neubau ersetzt werden (1). Die Tiefbauarbeiten haben begonnen. Der neue Netzknoten von Charlottenburg (Quedlinburger Str.) soll 2020 in Betrieb gehen und Energie an zehn Umspannwerke und
vier 110-kV-Kundenanlagen verteilen und damit rund 320.000 Gewerbe- und
Haushaltskunden in den Stadtteilen Charlottenburg, Moabit, Wilmersdorf,
Reinickendorf und Wedding versorgen.
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- Technik -
Einladung zur Eröffnungsfeier
Die Bauarbeiten haben etwas länger gedauert, aber nun ist es soweit. Auf 12 Boulebahnen (Sportart Pétanque) mit unterschiedlichen Belägen kann die Kugel rollen. Unter Flutlicht darf sogar bis 22:00 Uhr gespielt werden.
Der Verein boule devant berlin lädt alle interessierten Nachbarn zur Eröffnung des neuen Bouleplatzes an der Schloßstraße am Sonntag, 30. April 2017, ab 15:00 Uhr ein. Der Verein spendiert die Getränke für die Gäste. Der Platz wird um 17:30 Uhr mit der Turniervariante Supermêlée eingeweiht. Jeder kann dabei mitmachen - egal ob Neueinsteiger, Fortgeschrittener oder Routinier.
- Kiez, Menschen im Kiez -
Kurz vor Jahresende 2016 war die Übernahme der Berliner Kaiser's-Märkte durch Edeka und Rewe geklärt. Die Kaiser's-Filiale am Klausenerplatz ging an Edeka (Wir hatten berichtet.). Etliche Filialen wurden an einem Tag geschlossen und komplett umgebaut. Ein Monteur dazu: „Das ist eine Knochentour. Da bleibt dir kein Atemzug frei, an eine Pause ist dabei gar nicht zu denken.“
Hier ging es ruhiger zu. Eine solche Brachialkur wie in anderen Läden praktiziert, blieb allen Beteiligten erspart. Im Laden wurde der Übergang fließend gestaltet. Ein Teil des Sortiments
wird noch weiterhin nach und nach umgestellt und die Eigenmarken
ausgetauscht. Gestern war es mit dem äußeren Erscheinungsbild soweit. Die Kaiser's-Schilder an der Fassade wurden abgebaut.
Schnell noch mal kurz die lachende Kaffeekanne zum Abschied hochgehalten:
Noch ein letzter kontrollierender Blick unter kritischer Begutachtung der alten und neuen Kundschaft, ob das neue Herz von Edeka auch am rechten Fleck sitzt:
- Gewerbe im Kiez -
Baum erneut angesägt
Am 17. März dieses Jahres hatte uns ein aufmerksamer Nachbar auf einen angesägten Baum (Baum-Nr. 32) an der Ecke Seelingstraße/Danckelmannstraße hingewiesen. Gestern sandte er uns wieder eine Nachricht mit Foto: „In der letzten Nacht hat wieder einer zugeschlagen. Der Baum wurde ca. 50 cm über der alten Stelle erneut angesägt.“
- Gesellschaft, Kiez -
Komödie „Aufguß“ erreicht Berlin
„Ein Geck zwei Stunden plattgewalzt“, heißt es nicht in einer Kritik zur neuen Produktion „Aufguß“ im Theater am Kurfürstendamm, sondern ist eine Äußerung des Unverständnisses von Autor, Regisseur und Darsteller Rene Heinersdorff gegenüber den Pressefotografen, die, statt sich mit ein paar Szenen zufriedenzugeben, partout das ganze Stück sehen wollten.
Das Ensemble der Produktion „Aufguß“. Foto: Wecker
Diese kolossale Untertreibung kann sich der Autor leisten. Die Tatsachen sprechen für ihn. Seit der Uraufführung vor drei Jahren im Theater an der Kö ist die Komödie unverwüstlich. Sie war außer in Düsseldorf unter anderem in Frankfurt/Main, München und Dresden erfolgreich und erntete unmittelbar vor Berlin auch in Hamburg begeisterten Applaus.
Jeanette Biedermann und Hugo Egon Balder in „Aufguß“. Foto: Wecker
In bezug auf die Geschichte mag der Autor nicht allzusehr untertrieben haben, die Brillanz der Aufführung machen die Pointen in den Dialogen aus, die von den fünf Schauspielern wie ein Feuerwerk abgebrannt werden. Das sind: Jeanette Biedermann, Hugo Egon Balder, Rene Heinersdorff, Madeleine Niesche und Max Claus. Neben Jeanette Biedermann dürfte Hugo Egon Balder aufgrund seiner Moderation schriller Fernsehshow die größte Popularität besitzen. Am Ku‘damm zeigt er, was wirklich in ihm steckt. Im Gegensatz zu Max Claus ist es Madeleine Niesche bisher versagt geblieben, durchs Fernsehen populär zu werden, was keinesfalls heißt, daß sie jenen Stars nachsteht. Im Gegenteil, die Theaterbühne fordert und fördert das eigentliche dramatische Talent. Das wird auch Max Claus wissen, der als Schönling in der Serie „Unter uns“ populär werden durfte, am Theater aber Aufgaben wie den „Faust“ und den „Fiesco“ bekam.
Madeleine Niesche und Hugo Egon Balder in „Aufguß“. Foto: Wecker
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FW - Kunst und Kultur -
Mit dem Kriegsende 1945 war an der Einmündung der Uhlandstraße in die Wilhelmsaue auch Schluß mit einer im Westen Berlins vielgelesenen Zeitung, und seit 1969 erinnert nach dem autogerechten Ausbau der Uhlandstraße auch nichts mehr an ein großes Wilmersdorfer Verlags- und Druckhaus.
Abb. 1 und 2 - Uhlandstraße Ecke Wilhelmsaue 1907 (Mitte: Eckhaus
Uhlandstraße 100;
vorne Denkmal Kaiser Wilhelms I.) und
2017 (der
Eingang zum Eckhaus war auf dem Mittelstreifen re. von den beiden
Röhren)
Wilmersdorfer Zeitungen bis 1920
Schon Anfang der 1890er Jahre hatte Hans Heenemann (1874-1924) versucht, mit dem Wilmersdorfer Lokalanzeiger im dörflichen Wilmersdorf eine Zeitung zu gründen. Sie erschien zweimal wöchentlich, hatte 380 Abonnenten und wurde nach wenigen Monaten aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt.
Sein zweiter Anlauf war im Herbst 1901, kam aber zu spät, weil just in diesem Moment die erste Ausgabe der Wilmersdorfer Nachrichten erschien.
Abb. 3 - Wilmersdorfer Nachrichten - 1901 bis 1905
Abb. 4 - Wilmersdorfer Zeitung - 1905 bis 1912
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MichaelR - Gastautoren, Geschichte -
Maude Barlow besuchte Berlin
Maude Barlow, Trägerin des alternativen Nobelpreises, ist führender Aktivist beim Schutz des wichtigsten Lebensmittels für alle Lebewesen auf der Erde: dem Wasser.
Gegenwärtig führt die Kanadierin eine Kampagne an, in der sich Städte um das Siegel „Blue Community“ bewerben. In ihrer Heimat gehören 19 Städte zu den „Blue Communities“, in Europa sind es bereits Bern und Paris. Einige wasserreiche Dörfer in Brasilien sind „Blue Communities“ geworden, um sich damit vor den Begehrlichkeiten privater Interessenten an ihrem Wasser zu schützen. Voriges Jahr schloß sich auch der Weltkirchenrat, der 500 Millionen Christen vertritt, der Kampagne an.
Maude Barlow. Foto: Wecker
Am 29. März weilte Maude Barlow als Referentin auf der Messe „Wasser Berlin International“ in Berlin. Auf Initiative des Berliner Wassertisches erhielt sie auch die Möglichkeit, vor führenden Vertretern der Regierungskoalition über ihre Initiative zu sprechen. SPD und Linke entsandten ihre umweltpolitischen Sprecher Daniel Buchholz und Marion Platta zu dem Forum, die Grünen ihre Fraktionsvorsitzende Silke Gebel. Das Forum wurde zum ersten gemeinsamen Projekt der neuen Regierungskoalition. Wichtiger ist noch, daß alle Politiker eine mögliche Zustimmung ihrer Parteien zu einer Bewerbung Berlins als „Blue Community“ signalisierten. Das geschah vor den Vertretern zahlreicher in der Wasserpolitik engagierter Organisationen wie der bundesweit agierenden „Allianz der öffentlichen Wasserwirtschaft“, dem Ökowerk und auch den Berliner Wasserbetrieben. Unter allen Beteiligten herrschte Einigkeit, sich den drei Kernforderungen einer Blue Community anzuschließen:
1. Den Zugang zum Trinkwasser als ein grundlegendes Menschenrecht festzuschreiben;
2. Das Trinkwasser als gesellschaftliches Gut zu behandeln, das nicht dem Profitinteresse privater Eigner unterworfen werden darf;
3. Kommunal gefördertes Trinkwasser ist in öffentlichen Einrichtungen dem kommerziell in Flaschen vermarkteten Konsumgut vorzuziehen.
Diese Kampagne ist für Berlin in mehrfacher Hinsicht von Relevanz:
Die Rekommunalisierung der Berliner Wasserbetriebe hat weltweit für Aufmerksamkeit gesorgt. Mit einer „Blue Community Berlin“ würde sich nicht nur das Ansehen der Stadt erhöhen, es würde der Kampagne auch entscheidend neue Impulse geben.
Maude Barlow mit der führenden Berliner Wasseraktivistin Dorothea Härlin.
Foto: Wecker
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FW - Gastautoren, Politik -