Die MieterWerkStadt-Charlottenburg lädt herzlich zum nächsten Treffen ein.
Mittwoch, 3. August 2016 um 18:30 Uhr
Neue Christstr. 8 (MieterClub)
14059 Berlin-Charlottenburg
Zu Diskussion stehen u.a. die Antworten des Bezirksamts und der in der Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf (BVV) vertretenen Fraktionen auf die Einwohnerfragen zu den "Aktivitäten im Bezirk zur
Vorbereitung der Ausweisung von Milieuschutzgebieten" (BVV-Drucksache 1584/4, Anfrage 14).
Ein weiteres Thema betrifft die Situation in früheren Wohnungen der GSW an der Mollwitzstraße/Pulsstraße. Die GSW war bis 2004 eine landeseigene Wohnungsbaugesellschaft. Dann wurden die Mieter im Jahr 2004 von der Politik verraten und vom Berliner Senat verkauft. Inzwischen sind sie bei einem Firmenkonstrukt gelandet, welches sich "GSW Immobilien AG vertreten durch die Deutsche Wohnen Management GmbH" nennt. Zumindest für Teile des dortigen Bestandes wurden die öffentlichen Mittel vorzeitig (außerplanmäßig) zurückgezahlt, womit die Sozialbindung vor dem eigentlichen Ablauf endete (aus der offiziellen Mitteilung an die Mieter: „Ende der Eigenschalt "öffentlich gefördert" zum 01.06.2016”). Dieses Vorgehen der vorzeitigen Ablösung aus dem Bestand des "Sozialen Wohnungsbaus" wurde durch den jetzigen Senat ermöglicht!
Weitere Ereignisse in der letzten Zeit versetzen die Mieter zusätzlich in Sorge um ihre Zukunft (Siehe auch die Entwicklung zum "Joli Coeur" gleich nebenan).
In der MieterWerkStadt-Charlottenburg haben sich Mieterinnen und Mieter
aus Charlottenburg und auch aus Wilmersdorf zusammengetan weil die
Mieten ständig übermäßig steigen, weil es für Menschen mit geringeren
oder mittleren Einkommen immer schwieriger wird eine Wohnung zu finden
und weil viele bereits akut von Verdrängung bedroht sind.
Die Treffen
finden in den Räumen des Mieterclubs statt, die der Mieterbeirat Klausenerplatz
freundlicherweise zur Verfügung stellt. Alle Interessierten und weitere Mitstreiter sind immer herzlich willkommen.
Treffen: jeden 1. Mittwoch im Monat um 18:30 Uhr
Mieterclub, Neue Christstr. 8
Kontakt: mieter-werk-stadt@web.de
- Kiez, Menschen im Kiez, Politik -
Carlos Hulsch zeigt neue Bilder von Eduardo Blidner
Noch bis zum 26. August ist in der Galerie Carlos Hulsch im Ku’dammkarree Kurfürstendamm 206-208 (Eingang Lietzenburger Straße) die Ausstellung des argentinischen Fotografen Eduardo Blidner „tango argentino” zu sehen.
Ungewollt ist diese Ausstellung zum Vermächtnis des Fotografen geworden, denn, bereits während er die Ausstellung und auch das gleichnamige Begleitbuch gemeinsam mit seinem Galeristen Carlos Hulsch vorbereitete, wußte der an den Rollstuhl gefesselte Fotograf, daß er die Vernissage in Berlin nicht mehr erleben würde.
Eduardo Blidners Sujet ist die Tangokultur in Buenos Aires, gleichwohl er auch Ausflüge in Architekturstudien, Landschaftsaufnahmen und die Aktfotografie unternahm. In seiner jüngsten, gewiß aber trotz seines Todes bestimmt nicht letzten Ausstellung, widmet er sich wieder dem Thema seines Lebens. Tänzerische Szenen sind dennoch wenig zu sehen, vielmehr wendet er sich dem Milieu und der Quelle des argentinischen Tangos zu. Bescheiden sagt der Künstler, daß er mit diesen Aufnahmen eine „künstlerische Dokumentation im ursprünglichen Umfeld“ habe schaffen wollen, „eine soziale Dokumentation von Kunst“. Diese Bilder sind wahrlich mehr als eine Dokumentation, denn sie erzählen. Sie erzählen die Geschichte der Menschen, die in einem tristen Milieu mit ihrer Kunst des Tanzens und Musizierens eine eigenständige die Epochen überdauernde Kultur geschaffen haben, die sich über die ganze Welt verbreitet hat. Der Tango hat seine eigene Gestik. Diese Gestik ist in den Bildern Eduardo Blidners das bestimmende Element. Das gilt selbst für die Aufnahmen, die fern des Tanzes zu liegen scheinen. Für die „Dokumentation“ hat Eduardo Blidner keine Mühe und keinen Aufwand gescheut. Selbst die Kleidung seiner Models hat er nach seinen Vorstellungen anfertigen lassen. In der modernen Stadt Buenos Aires hat er diejenigen Orte aufgespürt, wo noch der Atem des ursprünglichen Tangos zu spüren ist. Es sind aktuelle zeitgenössische Aufnahmen, dennoch scheinen sie aus dem Ende des 19. Jahrhunderts zu stammen.
Carlos Hulsch bereitet die Ausstellung „tango argentino” vor. Foto: Wecker
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FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Fotoausstellung im Jugendclub Schloss 19
Der Jugendclub hatte zu einem Fotokurs für Kinder eingeladen. Sechs Wochen lang trafen sich 11 Kinder im Alter von 9-12 Jahren in
Berlin-Charlottenburg, um den Spaß an der Fotografie zu teilen und den
Kiez durch die Augen der Kamera neu zu entdecken. Jetzt sind die Ergebnisse im Jugendzentrum in der Schloßstraße 19 zu sehen.
»Wir starteten mit Einwegkameras, um schon bald mit digitalen Spiegelreflexkameras durch die Parks und Straßen rund um die Schlossstraße 19 zu streifen. Für jedes Treffen nahmen wir uns vor, auf bestimmte Aspekte zu achten. Vielleicht findest Du sie hier in der Ausstellung wieder? Wir schärften unseren Blick für Formen und Linien, für Nähe und Ferne, für Licht und Schatten, sowie Bewegungen und Spiegelungen und überlegten uns von welchem Standpunkt wir die Fotos aufnehmen wollten.
In unserer Ausstellung präsentieren wir Euch nun unsere entstandenen Werke.
Viel Freude beim Betrachten der Bilder und herzlichen Dank an alle, die uns unterstützt haben, insbesondere an das Team des GIERSO-Wohnheims in der Soorstraße.«
Katharina Stöcker ist selbst begeisterte Fotografin und Referentin für Kinderpolitik beim SJD - Die Falken, Landesverband Berlin, in der Schloßstr. 19.
Schaut Euch die Ausstellung im Jugendlcub an. Die Kids haben tolle Bilder gemacht. Das Projekt soll im Herbst nochmal wiederholt werden und dann kann man wieder dabei sein wenn es heißt: Den Spaß an der Fotografie teilen, unseren Kiez mit der Kamera neu
entdecken, Erfahrungen, Tipps und Tricks besprechen, die Bilder in der
Gruppe austauschen und anschließend in einer Ausstellung
präsentieren. Das Gruppenfoto zeigt ja, wieviel Spaß das gemeinsame Projekt gemacht hat.
Jugendclub Schloss 19
Schloßstraße 19, 14059 Berlin-Charlottenburg
- Kinder und Jugendliche, Mein Kiez -
Geschändeter Park verwächst seine Wunden
Nicht nur im „heißen Krieg“ werden unwiederbringliche Kulturgüter zerstört, sondern auch im „kalten Krieg“. Davon zeugt bis zum 13. November eine Ausstellung im Schloß Sacrow an der Krampnitzer Straße 33 in 14469 Potsdam.
Zerstört wurden hier etwa 30 Hektar eines Landschaftsparkes, der sich im früheren Grenzgebiet entlang der Havel zwischen Potsdam und Berlin, der Heilandskirche und dem Schloß Sacrow hinzieht. Es ist die zwischen der Havel und dem Sacrower See gelegene Halbinsel, von der aus sich vom Schloß Sacrow eine Landzunge in die Havel erstreckt. Dies ist eine Perle der Natur, die sich mit Sichtachsen auf die von Peter Lenne gestalteten Landschaften jenseits der Havel mit Pfaueninsel und dem Glienicker Park öffnet. An der Rückgewinnung der Sacrower Landschaftsgestaltung hat der frühere Gartenbaudirektor der Stiftung Schlösser und Gärten Prof. Michael Seiler entscheidenden Anteil. Während der Mauerzeit waren Schloß und Park nicht zugänglich. Ihre Schönheit wurden vornehmlich von Hunden und deren Ausbildern genossen, denn in dieser Abgeschiedenheit bildete der Zoll der DDR seine Suchhunde aus. In den unteren Ausstellungsräumen des Schlosses ist ein Kamin erhalten. Darüber hat gewöhnlich ein Bild des Ahnherren des Besitzergeschlechts seinen Ehrenplatz. In Schloß Sacrow prangte dort jedoch nach Auszug des Zolls das Porträt eines Hundes. Der Kamin ist noch erhalten, aber nicht mehr das Ensemble, nur ein Dokumentarfoto zeugt von dieser geschichtsträchtigen Kuriosität. Neben der eindrucksvoll aufbereiteten Darstellung der Wiederherstellung der Landschaft mit wundervollen Aufnahmen des Fotografen der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Hans Bach wird den martialischen Grenzanlagen besondere Aufmerksamkeit gewidmet.
Kurator Jens Arndt erläutert das Modell der Parklandschaft. Foto: Wecker
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FW - Gastautoren, Geschichte, Kunst und Kultur -
Neue Ausstellung im Berliner Büro von SOS-Kinderdörfer
Auf der ganzen Welt hilft die Organisation „SOS-Kinderdörfer“ Kindern, die aus unterschiedlichen Gründen nicht in ihrer leiblichen Familie leben können.
In den Kinderdörfern leben sie in einer Ersatzfamilie. Ihre neuen Mütter und Väter stammen aus der jeweiligen Region. Damit wachsen die Kinder in ihrer vertrauten Kultur und Umgebung auf. SOS-Kinderdorf wird ausschließlich durch Spenden finanziert. Die Organisatoren sind auf die Güte der Menschen angewiesen. Häufig werden sie von Persönlichkeiten unterstützt, denen ihr Talent eine besondere Stellung im Gemeinwesen ermöglicht hat.
Solch eine Form der Spendenakquise sind die zweimal jährlich im Berliner Büro in der Gierkezeile 38 stattfindenden Ausstellungen von „SOS-Editionen“. International bekannte Künstler stellen der Hilfsorganisation neue originale Kunstwerke zur Verfügung, die zugunsten eines SOS-Kinderdorfes im Herkunftsland des jeweiligen Künstlers verkauft werden. Mit dem Kauf eines Bildes aus der SOS-Edition tragen die Besucher dazu bei, daß die Kinder in den SOS-Kinderdörfern auf der ganzen Welt ein liebevolles Zuhause finden.
Die Malerin DelCarmen. Foto: Wecker
Wie sehr dieses nötig ist, hat die Künstlerin Zoraida DelCarmen Dreesbach, deren Arbeiten dort gegenwärtig zum Verkauf und zur Besichtigung ausgestellt werden, am eigenen Leib erfahren. Bevor sie Meisterschülerin, eine international gewürdigte Künstlerin und eine in Spitzenrestaurants gefragte Sommeliere wurde, ist ihr selbst das Schicksal, wie es Millionen Straßenkinder teilen, widerfahren. Als sie fünf Jahre alt war, starb die Mutter. Der Vater war Alkoholiker. Ihn sah sie über Wochen nicht. Sie lebte fortan auf der Straße und hatte noch die Verantwortung für ihren jüngeren Bruder Marcus. Das Jugendamt griff die Geschwister auf und brachte sie in einer Pflegefamilie unter. Damit begann für die Geschwister ein fünf Jahre währendes Martyrium. Die Pflegefamilie war nur an den Sozialleistungen interessiert. Täglich gab es Schläge. Nachts wurde DelCarmen vom Pflegevater mißbraucht. Bis heute trägt ihr Körper Spuren aus dieser Zeit. Die schweren Verletzungen blieben beim Sportunterricht nicht unbemerkt, und dank des Engagements einer Lehrerin kam sie mit ihrem Bruder in das neueröffnete Kinderdorf in Panama City. Das war ein Glück größer als ein Lottotreffer, denn es sind weltweit 65 Millionen Kinder die solche Hilfe, brauchen. Erstmals spielte sie mit anderen Kindern, aß am Tisch und nicht am Boden, schlief nachts in einem Bett und erfuhr, daß es ein Weihnachtsfest gibt. Statt Schläge erhielt sie liebevolle Zuwendung. Diesem Dorf, das ihr gewissermaßen ein neues Leben schenkte, soll den kompletten Erlös der aus ihrer Ausstellung verkauften Bilder bekommen.
Botschafter Dr. Guido Spadafora beglückwünscht DelCarmen zur Ausstellung.
Foto: Wecker
Mit Stolz blicke ich auf die Bilder von DelCarmen“, sagte der Botschafter Panamas Dr. Guido Spadafora zur Eröffnung der Ausstellung. „Mit ihrer lebhaften Farb- und Formenvielfalt spiegeln ihre Werke das panamaische Lebensgefühl wieder“. Das trifft den Kern, denn ganz unterschiedlich sind ihre Techniken und Sujets: Es sind innige Kinderporträts mit großen sprechenden Augen, junge Frauen, die ihre Schönheit zu Markte tragen müssen, Anklagen gegen staatliche Repression und Gewalt gegen Kinder, abstrakte Arbeiten und den Versuch, den exzellenten Geschmack schwerer Rotweine in Farbe und Linien darzustellen.
Die Ausstellung ist Montag bis Freitag von 10-16 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.
FW
Die Kinderporträts ziehen den Betrachter in den Bann.
Foto: Wecker
FW - Gastautoren, Gesellschaft, Kunst und Kultur -
Das Keramik-Museum Berlin lädt herzlich zur Eröffnung der Sonderausstellung "Margret Weise zum 75. Geburtstag - eine kleine Retrospektive"
in Anwesenheit der Künstlerin ein.
»Margret Weise: 1941 geboren in Naumburg, 1959 Abitur, 1961 Töpfergesellin Bürgel / Thür., 1963-65 Lehrerin für theoretische und praktische Berufsausbildung im Töpferhandwerk, 1965 Meisterin im Töpferhandwerk, 1967 Werkstatt in Bad Kösen, 1972 Aufnahme in den Verband Bildender Künstler (VBK), seit 1978 Werkstatt in den Naumbuger Weinbergen und bis heute dort freischaffend tätig.«
Ausstellungseröffnung: Freitag, 22. Juli 2016 um 19:00 Uhr (Ausstellung bis 22. August 2016)
Keramik-Museum Berlin (KMB)
Schustehrusstraße 13, 10585 Berlin-Charlottenburg
Öffnungszeiten:
Fr - Mo von 13:00 bis 17:00 Uhr
Eintritt 4,00 Euro, ermäßigt 2,00 Euro
Jeder letzte Montag im Monat: Eintritt frei
Die Ausstellung der Nationalgalerie „Mit anderen Augen – Surreale Welten“ wurde verlängert und ist noch bis zum 18. September 2016 in der Sammlung Scharf-Gerstenberg zu sehen.
»Durch die sanierungsbedingte Schließung der Neuen Nationalgalerie ergibt sich die einmalige Gelegenheit, den erweiterten Surrealismus-Begriff der Sammlung Scharf-Gerstenberg auch auf Werke aus dem Bestand der Nationalgalerie auszudehnen. Zugleich bietet sich die Möglichkeit, mit den rund 30 neu hinzugekommenen Werken aus der Nationalgalerie auch die Werke der Sammlung Scharf-Gerstenberg mit anderen Augen zu betrachten: Statt des bisherigen chronologischen Ausstellungsparcours stehen diesmal thematische Kriterien im Vordergrund.«
Sammlung Scharf-Gerstenberg
Schloßstraße 70, 14059 Berlin-Charlottenburg
Öffnungszeiten:
Mo geschlossen
Di, Mi, Do, Fr.Sa, So. von 10:00 bis 18:00 Uhr
Weitere KurzInfos zu Veranstaltungen und Themen rund um den Klausenerplatz-Kiez immer auch
bei Twitter (ohne Anmeldung einsehbar!), bei Facebook in der offenen
Kiez-Gruppe und unter
Kiez-Web-Team Klausenerplatz (ohne Anmeldung einsehbar!).
Weitere Termine auch stets im StadtteilKalender für Charlottenburg-Wilmersdorf des Nachbarschaftshauses am Lietzensee.
- Kunst und Kultur -
Die BVV Charlottenburg-Wilmersdorf gibt sich grün. Mit 32 „Ja“, ohne Gegenstimme und bei 16 Enthaltungen stimmten die 48 anwesenden Verordneten dafür, sich dem Ziel des Bürgerbegehrens für Grünflächenerhalt anzuschließen. Auf den ersten Blick ein Erfolg für Bürger und bezirkliches Grün. Aber ist es das wirklich?
Weit über 18.000 Einwohner hatten in wenigen Wochen dafür unterschrieben, dass die Grünflächen im Bezirk, einschließlich der Kleingärten, dauerhaft zu sichern seien. Dass Grünflächen wie Parks, Kleingärten, gewidmete Grünanlagen und durch die Öffentlichkeit nutzbare Grünflächen von jeder Bebauung auszunehmen und für kommende Generationen dauerhaft zu bewahren sind.
Die BVV hatte jetzt die Möglichkeit, sich dieser Forderung anzuschließen, und machte das. Anderenfalls wäre es zum Bürgerentscheid gekommen – vermutlich zeitgleich mit der Berlin-Wahl am 18. September. Warum überwiegt jetzt aber Skepsis statt Freude über diesen BVV-Beschluss?
Natürlich wegen der schmerzhaft gesammelten Erfahrungen mit dieser BVV und diesem Bezirksamt um die Bebauung der Kleingartenkolonie Oeynhausen. Wo die SPD stramm auf Linie ihres Baustadtrates ausschließlich investorenfreundlich stimmte. Und die Grünen es für wichtiger hielten, was der Zählgemeinschaftspartner SPD vorgab, anstatt auf ihre eigenen Versprechungen und die Forderungen der eigenen Basis zu hören oder auf Einwohner-Wünsche.
Verständlich, wenn diese Damen und Herren sich nicht erneut auf einen Bürgerentscheid im Wahlkampf einlassen wollen. Schließlich hatten im Mai 2014 fast 85.000 Einwohner parallel zur Europa-Wahl für den Erhalt der Grünfläche Oeynhausen votiert. Also jetzt wohl eher ein Abstimmungsergebnis aus taktischen Gründen, um „störenden“ Einwohnern das Instrument eines Bürgerentscheides zu nehmen.
Kann nicht aber doch ein Umdenken, ein Lernprozess stattgefunden haben?
Warum dann jetzt so viele Enthaltungen? Exakt ein Drittel der Verordneten hatte Donnerstag scheinbar keine Meinung zum Grünerhalt. Ganz schön viel.
Und warum saß Staatssekretär Christian Gaebler als Zuhörer im Saal, die rechte Hand von Bau- und Beton-Senator Geisel?
Zusätzlich aufhorchen ließ auch das Verhalten der SPD-Fraktion. Denn die hatte zunächst einen eigenen Antrag eingebracht, der allerdings nur 15 Zustimmungen erhielt und durchfiel. Darin wurden Ausnahmen aufgezählt, für die nach dem Willen der Genossen Grünflächen weiterhin geopfert werden können: Kitas, Schulen und Sportanlagen sowie die Schaffung bezahlbaren Wohnraumes.
Bezahlbarer Wohnraum? Was ist das für eine Formulierung? Jeder Wohnraum ist bezahlbar, auch beispielsweise 10.000 Euro monatlich für eine Mietwohnung – halt nur nicht von jedem. Und schon wird deutlich, was die SPD mit Grünflächen im Bezirk vorhat. Eben wie gehabt: Wozu brauchen wir sie, wenn Investoren bauen wollen?
Bei aller Freude über diesen BVV-Beschluss - unser Misstrauen wird durch ihn eher geschärft sein müssen.
Armin Holst
Armin Holst - Gastautoren, Politik -
Zerbrechliche Kunst von der Renaissance bis zur Moderne
Bis zum 23. Oktober zeigt das Bröhan-Museum seine erste Sonderschau von Muranoglas: „Colori di Murano. Moderne Glaskunst aus Italien“.
Kuratorin Dr. Anna Grosskopf ist stolz, diese Ausstellung präsentieren zu können. Foto: Wecker
Die Ausstellung wurde erst durch die Leihgabe eines Berliner Sammlers möglich, denn im Sammlungsbestand des Museums finden sich nur wenige Einzelstücke dieser Provenienz. Das mag daran liegen, daß der Jugendstil, dem das Museum sein Hauptaugenmerk widmet, die abgeschiedene Venedig vorgelagerte Insel erst erreichte, als diese Stilepoche in den europäischen Metropolen längst vom Art Deco und der neuen Sachlichkeit abgelöst worden war. In die Abgeschiedenheit gelangte die venezianische Glasherstellung aus zwei Gründen: Einmal um Venedig vor Feuersbrünsten, die die Brennöfen verursachen können, zu schützen und zum anderen, um die Geheimnisse der venezianischen Glaskunst vor den Konkurrenten zu verbergen. Auf Murano wurden spezielle Techniken wie Murrine und Tessere entwickelt beziehungsweise zur Perfektion gebracht. In den Manufakturen entstanden beeindruckende farbige Spiral- und Netzmuster, die in aller Welt Bewunderung hervorriefen. Obwohl einzelne venezianische Hersteller abgeworben wurden, wurde diese Vormachtstellung wurde erst im 18. Jahrhundert in Schlesien und Böhmen dank neuerer Techniken gebrochen. In den 20er und 60er des 20. Jahrhunderts konnte auf Murano der alte Ruf wiederbelebt werden. In den 20er Jahren, als die Insel mit modernen schnörkellos eleganten Formen von sich Reden machte, und in den 60er Jahren, als die Moderne mit Künstlern wie Cocteau und Picasso die Insel eroberte.
Die größeren Exponate werden in der unteren Etage in Szene gesetzt. Foto: Wecker
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FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Trauer im Klausenerplatz-Kiez in Charlottenburg
Unter den Opfern von Nizza sind nach Presseberichten auch zwei Schüler/innen und eine Lehrerin der Paula-Fürst-Schule in Charlottenburg. Das meldet der Tagesspiegel mit einem Update vom 15. Juli 2016: „Die Gemeinschaftsschule, deren Schüler derzeit an einem ausgelagerten Standort in der Nehringstraße in Charlottenburg unterrichtet werden, wurde am Freitagmittag geschlossen.“
Das Bezirksamt und die Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf trauern um die drei Berliner Opfer der gestrigen Todesfahrt in Nizza. Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann teilt im Namen des Bezirksamtes und der Vorsteherin der BVV mit:
„Wir sind zutiefst bestürzt über den Tod zweier Schüler*innen und einer Lehrerin des ersten Abitur-Jahrgangs der Paula-Fürst-Schule und trauern mit den Eltern, der gesamten Schule, Angehörigen und Freunden der Opfer. Wir stehen mit Ihnen Seite an Seite und sichern entsprechende Unterstützung zu. Als ein Zeichen der tiefen Trauer wurden die Dienstgebäude des Bezirksamtes auf Halbmast geflaggt.“
Vor dem Schulhof in der Nehringstraße haben Anwohner, Nachbarn, Angehörige und Freunde Kerzen aufgestellt und Blumen zum Gedenken niedergelegt.
- Menschen im Kiez -
Rechte des Bezirks werden übergangen
Am 20. Juli um 11.30 Uhr wird die Räumungsklage gegen den ältesten Berliner Integrationsverein verhandelt. Es handelt sich um das in Schöneberg ansässige Integrationszentrum „Harmonie“, dem ohne jede Einschränkung eine wertvolle Integrationsarbeit bescheinigt wird. Unter dem Beifall der Parlamentarier aller Fraktionen stellte Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD) fest: „Bei dem Integrationszentrum Harmonie e.V. handelt es sich um einen geschätzten Partner des Bezirksamtes, der einen wertvollen Beitrag in der Integrationsarbeit leistet. Harmonie e.V. ist im Landesrahmenprogramm Integrationslotsinnen und Integrationslotsen vertreten und hat seine Integrationshilfen dadurch erfolgreich weiterentwickeln können.“
Jetzt ist die Existenz des Vereins gefährdet, weil die Hausverwaltung des vom Bund in Privathand verkauften Hauses dem Verein ohne Angabe von Gründen die Räume gekündigt hat. Der Verein hat weder Mietschulden, noch liegen irgendwelche Beschwerden vor. Der Besitzer hat auch nicht kundgetan, daß irgendwelche profitableren Pläne für das Gebäude vorlägen. Sein unternehmerisches Handeln bietet auch keine Anhaltspunkte für eine integrationsfeindliche Haltung. Die Kündigung ist unverständlich, wie es auch unverständlich ist, daß er bislang alle Gesprächsangebote selbst mit dem Bezirksamt ausgeschlagen hat. Er besteht einfach nur auf dem Recht, gewerblich genutzte Räume grundlos kündigen zu dürfen.
Händeringend sucht die Vereinsvorsitzende Larissa Neu Unterstützung bei Rechtsanwalt
Hans-Eberhard Schultz und Matthias Bauer vom
Quartiersmanagement.
Die erste Generation der Integrationslotsen, Chabo Said, Elena Tischer
und Turkan Endersan, hat Aufbauarbeit geleistet. Inzwischen werden über
1000 Flüchtlinge von Harmonie betreut.
Fotos: Wecker
Da dies für den allein auf Spenden und Mitgliedsbeiträge angewiesenen Verein das Ende seiner Arbeit bedeutet, hat das Quartiersmanagement „Schöneberger Norden“ eine Petition ins Leben gerufen, die innerhalb weniger Tage mehr als 1100 Unterzeichner fand.
Dieser Vorgang hat noch einen weiteren Aspekt, der über die nachbarschaftliche Solidarität hinausweist. Die Integrationsarbeit von „Harmonie“ ist erst dadurch gefährdet worden, daß die bundeseigene Immobilienverwertungsgesellschaft „BIMA“ dieses und weitere Häuser im Kiez an einen Privatunternehmer verkauft hat. Nun fürchten viele Anwohner, wenn der Eigentümer erstmal über den Integrationsverein gesiegt hat, wird es auch ihnen nach dem Muster der Wohnraumsanierung und Umwandlung in Eigentumswohnungen über kurz oder lang an die Existenz gehen. Vorsorglich und nicht allein wegen „Harmonie“ hat der Bezirk von seinem Vorkaufsrecht Gebrauch gemacht, was aber weder die BIMA noch den Eigentümer zu stören scheint. Darauf hat die Bezirksverordnetenversammlung mit einer dringlichen Willensbekundung in ungewöhnlicher Schärfe einstimmig reagiert: „Insofern wird die … ausgesprochene Kündigung des Mietverhältnisses zum 29.02.2016 vom Bezirksamt bedauert und ausdrücklich kritisiert. Mitten in einem Verfahren zur Klärung der Eigentumsfrage auf die Grundstücke einseitig Fakten zu Lasten des Trägers Harmonie e.V. zu schaffen, wird vom Bezirksamt auf schärfste missbilligt.“ Vor allem darum wird es am 20. Juli gehen: Darf sich ein Eigentümer unterstützt von der Bundesregierung derart brachial über die Interessen der Gemeinschaft hinweg setzen; Fakten schaffen ehe der Bezirk seine Rechte überhaupt erst geltend machen kann. Ein solches Vorgehen kann Schule machen. Deshalb ist es ratsam, sich der Petition anzuschließen, wenn auch der Schöneberger Norden ein weit entferntes Gebiet sein sollte.
Hier geht es zur Petition:
http://schoeneberger-norden.de/Harmonie-Onlinepetition-des-QR.4569.0.html.
FW
FW - Gastautoren, Gesellschaft -
Auf dem Wochenmarkt Klausenerplatz
Einige neue Lichtblicke machen den Wochenmarkt vom Klausenerplatz wieder bunter. Auf eine Wiederbelebung hofft auch Ayla Yilmaz, die jetzt mit ihrem Marktwagen besten Espresso und Kaffee, Crêpes und Galettes und frisch gepressten Orangensaft zu absolut zivilen Preisen anbietet. Gleich daneben gibt es Rostbratwurst und endlich wieder eine Currywurst mit hausgemachter Soße. Ob man das nun mit oder ohne Hut genießen möchte, bleibt jeder und jedem selbst überlassen - die Auswahl ist jedenfalls recht vielfältig.
Die Privatisierung des seit über 100 Jahren bestehenden Wochenmarktes ist erstmal vom Tisch. Leider müssen alle Betroffenen, Händler und Kunden, immer erst aktiv werden und sich wehren.
Für ein weiteres Beleben ist neben gemeinsamen Aktivitäten der Händler
auch der Einsatz der bezirklichen Marktleitung gefordert. Eine
Verlängerung der Marktzeiten könnte vielleicht eine Möglichkeit sein, um
auch Berufstätigen den Einkauf zu ermöglichen. Die neu gekommenen und langjährigen Händler vom Klausenerplatz sprachen schon mal miteinander und tauschten ihre Erfahrungen von anderen Wochenmärkten aus.
Wochenmarkt auf dem Klausenerplatz
Dienstag und Freitag von 8:00 bis 13:00 Uhr
- Gewerbe im Kiez -
Kunst & Kultur im gesellschaftlichen Kontext
Seit Anfang 2014 veranstaltet die "Kulturwerkstadt" im Charlottenburger Klausenerplatz-Kiez Konzerte, Theater, Filmabende und auch immer mal wieder werden gesellschaftliche Themen angesprochen. Im August 2015 wurde ein Verein gegründet, um das Projekt auf eine solide Grundlage zu stellen.
So freut man sich über das demnächst anstehende Jubiläum:
"Unser kleiner Kulturverein hat nun ein Jahr intensive Kulturarbeit hinter sich. Wir haben in diesem Jahr über 150 Veranstaltungen im Programm gehabt, die von einer über die Monate ansteigenden Zahl an Kultur-Interessierten frequentiert wurden. Es werden wohl unserer Schätzung nach so um die 3000 Besucher gewesen sein, die unsere Kulturwerkstadt in dieser Zeit, zum Teil auch wiederholt besucht haben. Dafür sei allen gedankt. Wir freuen uns darüber sehr!
Unser Dank gilt natürlich ebenfalls den vielen internationalen und einheimischen Künstlern, die unsere kleine Bühne mit ihren, oft qualitativ sehr hoch angelegten Darbietungen unterstüzt haben. Sie sind bei uns aufgetreten und haben dabei sehr kleine Gagen für ihre Arbeit in Kauf genommen und haben diese auch des öfteren noch für unseren Verein gespendet, damit wir unsere Kulturwerkstadt weiter finanziert bekommen und somit als einen Ort erhalten können, an dem sich Menschen begegnen und miteinander austauschen können.
Das ganze wäre auch nicht möglich, wenn nicht viele der zahlreich anfallenden Aufgaben von einigen Nachbarn aus unserem Kiez, in ehrenamtlicher Arbeit erledigt werden würden. Ihnen sei ebenfalls herzlich gedankt !"
Für alle Veranstaltungen gilt, wenn nicht anders angegeben: der Eintritt ist frei, eine Spende wird erbeten.
Angekündigt wird die Veranstaltung "FIDEL WIRD 90".
Neben live gespielten kubanischen Rhytmen liest der ehemalige deutsche Botschafter in Havanna, Bernd Wulfen, Auszüge aus seinem Buch "Eiszeit in den Tropen" über Fidel Castro. Spannend könnte sein, wenn er etwas aus dem "Nähkästchen" von seinen Begegnungen mit dem ehemaligen kubanischen Staatsführer plaudert und Fragen von Gästen beantwortet.
Samstag, 13. August 2016 um 20:00 Uhr
Kulturwerkstadt (in der ehemaligen Engelhardt-Brauerei)
Danckelmannstraße 9 A
14059 Berlin-Charlottenburg
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- Kunst und Kultur -
Interview mit Christine Wußmann-Nergiz, Spitzenkandidatin der Wählergemeinschaft „Aktive Bürger für Charlottenburg-Wilmersdorf“
Die weitverbreitete Unzufriedenheit mit den jeweils herrschenden Parteien führt nicht mehr dazu, daß man in großem Stil sein Heil bei der Opposition sucht, die dann erfahrungsgemäß doch nur so weitermacht wie ihre Vorgängerinnen. Stattdessen bilden sich immer mehr Bürgerinitiativen und andere Zusammenschlüsse von Bürgern, die ihre Angelegenheit selbst in die Hand nehmen: Erhalt der Kleingärten und anderen Grünanlagen, Gestaltung des öffentlichen Raums, Nutzung von Gebäuden im Besitz des Bezirks, bezahlbare Mieten, Denkmalschutz… Und mit Blick auf die Wahlen im September sind außerdem in verschiedenen Bezirken Wählergemeinschaften entstanden, die für die jeweilige Bezirksverordnetenversammlung kandidieren: in Spandau, Neukölln, Steglitz-Zehlendorf – und „Aktive Bürger für Charlottenburg-Wilmersdorf“. Im folgenden haben wir mit deren Spitzenkandidatin gesprochen.
Christine Wußmann-Nergiz
Frage: Was veranlaßt dich, „in die Politik gehen“ zu wollen?
Ich war Unternehmerin und bin heutzutage in verschiedenen sozialen Bereichen ehrenamtlich aktiv. Dazu gehört seit 2 ½ Jahren die Mitarbeit in der Mieterinitiative „Schlange“, also in der Autobahnüberbauung an der Schlangenbader Straße. Wir haben uns zusammengetan, nachdem der Mieterbeirat aufgelöst wurde und die degewo (1) gar kein Interesse an dessen Wiederbelebung hatte. Dabei gibt es so viele Dinge, wo wir über tausend Mieter einen gemeinsamen Sprecher brauchen: Asbest in Bodenplatten, Legionellen im Trinkwasser oder jetzt – ganz aktuell – die Beseitigung der Müllentsorgungsanlage.
Auf diese Müllentsorgungsanlage muß ich genauer eingehen, weil sie für
mich der springende Punkt ist: Bis Ende 2015 konnten wir einen großen
Teil des Mülls auf den Fluren in Klappen stecken, von wo er durch Rohre
zu einer Zentrale am Breitenbachplatz gelangte und dort von der BSR
abgeholt wurde. Jetzt sind aber zum Jahresende die Verträge zwischen
degewo und BSR abgelaufen und wurden nicht erneuert. Als ich den
alleinigen degewo-Vorstand Christoph Beck darauf ansprach, antwortete er
mir: „Auf der Schlange liegen 80 Million Euro Schulden.“ Aber was
bedeutet die Abschaltung und Beseitigung der Müllentsorgung für uns
Mieter? Fahrradkeller werden zu Müllräumen, teilweise lange Wege für
ältere Mieter, Ratten – und 36 Müllfahrzeuge mit teilweise über 80
Dezibel Lärm – das haben wir jeden Morgen gemessen – fahren Woche für
Woche durch die Grünanlage mit den Spielplätzen! Als wir Staatssekretär
Lütke Daldrup, Stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden der degewo
(und SPD) darauf ansprachen, sagte der uns doch glatt: „Die Kinder sind
sich der Gefahr bewußt.“ Und dann haben wir zusammen mit Fachleuten ein
Gutachten verfaßt, daß die Entsorgung wenigstens durch die Garage
stattfinden kann – wurde abgelehnt.
783 Mietparteien
hatten sich 2014 für den Erhalt der Anlage ausgesprochen, also 70 %. (2)
Das spielte bei degewo und BSR (3) überhaupt keine Rolle. Offenbar
wollte man einfach nicht, und das eigentlich schon seit 2007. Damals gab
es nämlich ein „Pilotprojekt“ der degewo, die Müllentsorgungsanlage zu
schließen und – man stelle sich vor – Mülltonnen auf die Gänge in den
einzelnen Stockwerken zu stellen! Das scheiterte damals noch.
Wir
werden als Mieter und Bürger einfach nicht für voll genommen. Wir sind
für die kein adäquater Gesprächspartner, hier und anderswo. Da gibt es
nur die Möglichkeit, auf Augenhöhe die Dinge mit ihnen zu klären.
Blick über den Innenhof mit Spielplätzen auf die Autobahnüberbauung
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MichaelR - Gastautoren, Gesellschaft -
Toni Meneguzzo stellt in Berlin aus
Es ist Modewoche in Berlin. Deshalb hat sich auch die „Galerie 206“ im eleganten Departmentstore im Quartier 206 in der Friedrichstraße einem der profilierten Modefotografen verschrieben: dem Venezianer Toni Meneguzzo.
Von ihm werden um die Kleiderauslagen des Modegeschäftes „Frammenti 20X25“, also Polaroids, gezeigt. Die Idee, die von der Technikgeschichte überholten Polaroids wieder zu Ehren zu bringen, stamme von der Sängerin Lady Gaga, die sich in den Kopf gesetzt habe, die Polaroidfotografie wiederzubeleben, führte er gegenüber dem Kiezblog aus.
Die Galerie in dem Modehaus wird von Anna-Maria-Jagdfeld, der Ehefrau des Immobilienunternehmers August Anno Jagdfeld, betrieben, die als Kunstsammlerin internationalen Ruf genießt. In ihrer Galerie zeigt sie die Creme der Fotokunst wie Steven Klein, Leni Riefenstahl oder Elliot Erwitt.
Polaroids, die Toni Meneguzzo 1986 in der Pariser Vogue veröffentlicht hatte.
Foto: Wecker
In diese Reihe gehört auch Toni Meneguzzo, der es mit seinen großformatigen Polaroids bis in die führenden Modemagazine wie Vogue und Haper’s Bazaar gebracht hat, während die Polaroids anderen Fotografen wie Helmut Newton vorrangig als Entwurfsmedium für die eigentlichen Aufnahmen galten. Für ihn ist reizvoll, daß die Polaroidkamera nicht mehr nachbearbeitbare Bilder liefert, was für ihn als „unverfälscht und pur“ gilt. Hat Toni Meneguzzo in 30 Jahren seines Schaffens den Olymp der Modefotografie erreicht, so ist dies nicht sein einziges Schaffensgebiet. Erfolgreich arbeitete er auch in der Werbebranche, der Innenarchitektur und der Porträtfotografie. Die in der Ausstellung gezeigten Modepolaroids sind im Kern eigentlich Frauenporträts, die mehr über die Persönlichkeit erzählen, als daß sie Kleidung herausstellen. Spannend ist ein Ergänzungsteil, wo Toni Meneguzzos „heilige Kühe“ gezeigt werden. Irgendwo auf einer seiner Reportagereisen in hinduistischen Landen begegnete ihm eine bemalte Kuh. Der Fotograf erkundigte sich bei den Einheimischen, was es mit dieser Kuh für eine Bewandtnis habe. Im wurde erklärt, daß diese Kühe ein besonderes Karma hätten und durch ihre Berührung Glück und Segen bringen können. Eigentlich müßten sie bunt sein, doch an Farbe mangele es. Toni Meneguzzo brachte den Bauern Farbe und durfte so als Erster diese Kühe fotografieren und somit diese Kultur in seiner Serie „Go Shala“ weltweit öffentlich machen.
Auf dem Lande entdeckte Toni Meneguzzo die Kultur der bemalten Kühe.
Foto: Wecker
Bevor Toni Meneguzzo nach Berlin reiste, hielt er sich bei argentinischen Guerilleros auf. Davon ist in der Ausstellung noch Nichts zu sehen, aber noch Ende des Jahres wird ein Buch über diese Reportagereise erscheinen.
Die Ausstellung ist noch bis zum 10. September zu sehen. Sie ist Montag bis Freitag von 11 bis 20 Uhr und sonnabends von 10 bis 18 Uhr geöffnet.
FW
FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Weiterhin kein Halt am Bahnhof Zoo geplant
Nein, der ICE hielt nicht im Bahnhof Zoo, obwohl sich Innensenator Frank Henkel (CDU) und Uwe Timm vom Vorstand der AG City das wünschten.
Alexander Kaczmarek unterrichtet Innensenator Frank Henkel über den Umbau am Bahnhof Zoo.
Foto: Wecker
Begleitet vom Konzernbeauftragen der Bahn AG für Berlin Alexander Kaczmarek besuchten sie mit weiteren führenden Verantwortlichen der Bahn sowie Landes- und Bezirkspolitikern die Baustelle am Bahnhof Zoo, der derzeit umgestaltet wird. Er soll wieder die beliebten Zooterrassen sowie neue Geschäfte erhalten. Er wird übersichtlicher und generell im äußeren Erscheinungsbild aufgehübscht werden, was jetzt schon punktuell zu sehen ist. Die Fassade wieder nach historischem Vorbild, das die Denkmalschützer unter 15 überlagerten Farbschichten fanden, hergestellt. Das soll noch im November dieses Jahres fertig werden.
Zügig gehen die Arbeiten in den Zooterrassen voran. Foto: Wecker
Gewonnen haben bereits die Obdachlosen, die dank einer größeren Einmalinvestition der Bahn AG (300 000 Euro) und der Übernahme von laufenden Betriebskosten (150 000 Euro) seitens des Senats, bei der Bahnhofsmission einen Sanitärtrakt mit Toiletten, Waschmaschine und Duschen erhalten haben, der ihnen eine menschenwürdige hygienische Grundversorgung sichert. Auch diesen Teil besichtigten die Politiker.
Der Bahnhof wird voraussichtlich pünktlich schmuck werden, der
Hardenbergplatz nicht, da sich die Politiker immer noch über das
Verkehrskonzept streiten. Der Handel möchte möglichst in einer
Tiefgarage kundenfreundlich Parkmöglichkeiten zur Verfügung stellen,
Politiker, vorzugsweise der Grünen und der SPD, möchten den Verkehr auch
dadurch aus der City verbannen, indem den Bürgern durch möglichst viele
Schikanen das Autofahren verleidet wird.
Vergebliches Warten auf den ICE: Uwe Timm von der AG City, Sozialstadtrat
Carsten Engelmann (CDU),
ein Verkehrsexperte, Innensenator Frank
Henkel, Alexander Kaczmarek, Stefan Evers,
stadtpolitischer Sprecher der
CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus. Foto: Wecker
Ebensowenig geht es bei der Frage des ICE-Halts am Bahnhof Zoo um die
Interessen der Reisenden. Mit der Privatisierung der Bahn hat sich
deren Aufgabe geändert. Unternehmensziel ist nicht mehr
Transportleistungen zu erbringen, sondern Gewinn zu erwirtschaften. Die
Transportleistungen werden damit zu leidigen Kostenfaktoren, es sei
denn, man nutzt die noch nicht verschlissenen Kapazitäten, um Kunden in
die Geschäftshallen zu kutschieren, die früher einmal Bahnhöfe waren. An
den Geschäften im Hauptbahnhof verdient die Bahn AG kräftig mit, da
sind die wenigen Verluste im Bahnhof Zoo, den seit dem 28. Mai 2006
täglich 50 000 Reisende weniger frequentieren, für die Bahn
vernachlässigbar. Weniger dafür für die Charlottenburger Wirtschaft,
vornehmlich Gastronomie, Hotellerie und Einzelhandel, wo die 150 000
Reisenden, die gegen die Entscheidung der Bahn protestiert hatten, noch
heute ihre Fürsprecher haben. Entsprechend traten auch Uwe Timm vom
Vorstand der AG City und Frank Henkel als CDU-Spitzenkandidat der
bevorstehenden Wahl gegenüber der Bahn AG auf. Die hat sich mit
Alexander Kaczmarek einen Mann ins Boot geholt, der sowohl ein
exzellenter Verkehrsexperte wie auch ein gestandener und in Berlin
verwurzelter Politiker ist. Er fegte nicht wie frühere Bahnmanager die
Wünsche der Charlottenburger brüsk vom Tisch, sondern sagte eine Prüfung
der Möglichkeiten, ICEs wieder am Zoo halten zu lassen, zu. Er gab aber
auch zu bedenken, daß so eine Fahrplanumstellung sehr aufwendig sei, da
„heute zwischen Mitte und Charlottenburg in einer Stunde soviel Züge
über die Stadtbahngleise fahren, wie früher an einem Tag“. Gleichwohl
war auch vor acht Jahren die Umstellung des Halts von Charlottenburg zum
Tiergarten ebenfalls teuer und kompliziert. Reibungslos hat es auch
nicht geklappt, so daß, wie etliche Reisende berichteten, der ICE dann
eben statt im Bahnhof Zoo vor dem Bahnhof hielt.
FW
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