Will das Bezirksamt den Mieterschutz am Klausenerplatz verhindern?
Die MieterWerkStadt Charlottenburg lädt
zum nächsten Treffen ein.
Mittwoch, 5. April 2017 um 18:30 Uhr
Neue Christstr. 8 (MieterClub)
14059 Berlin-Charlottenburg
Presseerklärung der MieterWerkStadt Charlottenburg vom 27.03.2017:
Mieter im Klausenerplatz-Kiez brauchen Verdrängungsschutz
Wie die Presse berichtete (Berliner Morgenpost/Im Westen Berlins vom 24.03.2017), soll es der zuständige Baustadtrat von Charlottenburg-Wilmersdorf abgelehnt haben, für das Gebiet um den Klausenerplatz eine Milieuschutzsatzung zu erlassen.
Damit verweigert er den Mietern ein Mindestmaß an Schutz vor den negativen Folgen von Modernisierungsmaßnahmen und vor Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen.
Diese ablehnende Haltung ist mehr als überraschend. Sie steht im Gegensatz zu der erst kürzlich zwischen SPD, Grünen und Linken vereinbarten Einleitung des Verfahrens zur Ausweisung des Klausenerplatzes als Milieuschutzgebiet. (1)
Diese Haltung widerspricht auch den Ergebnissen, der 2015 im Ausschuss für Stadtplanung des Bezirksamts vorgestellten Gutachtens des Büros Argus, wonach das Gebiet um den Klausenerplatz und dem Ernst-Reuter-Platz die beiden ersten Plätzen bei der Einschätzung der Verdrängungsgefahr einnehmen. (2)
Die Mieterwerkstadt fordert den Baustadtrat auf, seine Haltung zu überdenken.
Die Mieterwerkstadt fordert das Bezirksamt auf, unverzüglich für den Klausenerplatz und den benachbarten Gebieten die Ausweisung als Milieuschutzgebiet vorzubereiten.
Die Mieterinnen und Mieter bitten wir, unterstützen Sie unseren entsprechenden Einwohnerantrag.
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Mieterwerkstadt Charlottenburg - Gastautoren, Menschen im Kiez -
degewo & Co – wer sie steuert, lenkt und kontrolliert
Die sechs landeseigenen Berliner Wohnungsbaugesellschaften degewo AG, GESOBAU AG, Gewobag AG, HOWOGE GmbH, STADT UND LAND GmbH und WBM GmbH haben Gewicht und Einfluss. Kurz nach Inkrafttreten des rot-rot-grünen Koalitionsvertrages hoben sie Anfang Januar 2017 für viele Mieterinnen und Mieter die Mieten an. Das sorgte inmitten der hohe Wellen schlagenden Personalie Andrej Holm für zusätzlichen Wirbel. Die für Stadtentwicklung und Wohnen zuständige Senatorin Katrin Lompscher (DIE LINKE) geriet so ein zweites Mal unter Druck. Rechtlich waren die Mieterhöhungen zwar zulässig, stehen aber politisch nicht im Einklang mit den Vorgaben des Koalitionsvertrages. Zu deren Anpassung an den Koalitionsvertrag soll eine Kooperationsvereinbarung dienen. Sie wurde inzwischen von Senatorin Katrin Lompscher und Finanzsenator Kollatz-Ahnen (SPD) sowie den Wohnungsbaugesellschaften ausgehandelt. Ende März, Anfang April soll sie unterzeichnet werden.
Die Wohnungsbaugesellschaften sind immer dabei, ob es nun darum geht, rechtliche Regelungen für eine soziale Wohnraumversorgung zu schaffen, Mieten zu erhöhen oder Wohnungen zu bauen. Deshalb lohnt ein genauerer Blick darauf, wer sie lenkt und steuert, kurz: wer das Sagen hat. Aufschlussreich ist dafür die Aufgabenverteilung (Amtsdeutsch: Geschäftsverteilung) des Senats. Danach ist Senatorin Lompscher fachlich für die Wohnungsunternehmen Berlins zuständig. Finanzsenator Kollatz-Ahnen ist sowohl für die Verwaltung als auch für die finanzielle, wirtschaftliche und personelle Steuerung der Wohnungs-gesellschaften zuständig. Damit zeigt sich – was die Machtverteilung im Senat angeht und nicht neu ist - die starke Stellung des Finanzsenators und mithin der SPD. Deshalb muss sich Wohnungsbausenatorin Katrin Lompscher mit Finanzsenator Kollatz-Ahnen in vielen fachpolitischen Aufgaben handelseinig werden, soweit diese mit wirtschaftlichen und finanziellen Auswirkungen verbunden sind.
Auf Ebene des Senats werden die strategischen Zielsetzungen und Festlegungen für das Handeln der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften getroffen, die dann für die operative Umsetzung dieser Entscheidungen zuständig sind. Hier muss der anvisierten sozialen Wohnraumversorgung auch personell mehr Nachdruck verliehen werden, damit politische Zielsetzungen für eine soziale Wohnraumversorgung gestärkt und abgesichert werden. Schließlich wurden mit den Festlegungen im rot-rot-grünen Koalitionsvertrag Markt- und Gewinnorientierung der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften nicht gebrochen, sondern nur geschwächt. Im Zuge von Stellenbesetzungen sollten deshalb Vorstände, Geschäftsführer und Aufsichtsräte durch Personen ersetzt werden, die fachliches Können mit nachweislich sozialem und am Gemeinwohl orientiertem Engagement verbinden. Wie notwendig das ist, wird anhand eines genaueren Blicks auf die amtierenden Aufsichtsratsvorsitzenden deutlich, die eng mit den Geschäftsleitungen kooperieren sollen. Von den sechs Personen - allesamt mit SPD-Parteibuch - sind allein fünf neoliberal geprägt.
Wer sich ausführlicher informieren will, der kann sich hier die Langfassung des Beitrages herunterladen: www.detlef-bimboes.de/Gesellschaft
Detlef Bimboes
DB - Gastautoren, Politik -
Der „Tod in Venedig“ an der Deutschen Oper
Jeder hat seine Sorgen. Wem es gelingt, daß die Menschheit seinem Klagelied zuhört und mit ihm in Trauer versinkt, der muß ein ganz großer Künstler sein.
Paul Nilon singt die Partie des Schriftstellers Gustav von Aschenbach.
Foto: Wecker
Solch ein Stoff ist in Venedig angesiedelt: Ein lüsterner alter Mann entflammt für einen Knaben. Zunächst hat es Thomas Mann fertiggebracht, aus diesem banalen Vorgang eine Novelle zu schreiben, die heute zum Kanon der Literatur gehört, dann vermochte es Luchino Visconti, diese Novelle in einen Film zu verwandeln, der in den Kanon der Cinematographie gelangte, und schließlich ließ sich Benjamin Britten von dem Film inspirieren. Er schuf aus dem Stoff eine Oper, die zum Kanon der Musikkultur gehört.
Paul Nilon (sitzend) und Seth Carico, der in zahlreichen großen Partien
an der Deutschen Oper
zu sehen ist. Allein im „Tod in Venedig“ spielt er
acht Rollen. Foto: Wecker
Sie ist jetzt wieder, in der Deutschen Oper zu erleben. Schon ein Jahr nach ihrer Uraufführung 1974 wurde sie erstmals in dem Opernhaus in der Bismarckstraße aufgeführt.
Freilich haben all diese genialen Künstler aus diesem Stoff mehr gemacht, als das Gezeter eines alten Lüstlings, der nicht an das Ziel seiner perversen Begierde gelangt, zu Gehör zu bringen. So sieht es auch Donald Runnicles, der musikalische Leiter dieser neuen Aufführung im Berliner Opernhaus: „Ein alter Mann, der einem Jungen nachstellt, ist kein Thema für eine große Oper. Was man aus dieser vielschichtigen Oper herausfiltern kann, geht doch weit darüber hinaus. Sie fragt zum Beispiel: Sollte man von den verbotenen Früchten kosten?“ Doch selbst damit schätzt er die Tragweite des Operngeschehens zu bescheiden ein.
Für Frauen gibt es im „Tod in Venedig“ keine großen Partien. So sind
hier Weltstars
wie Alexandra Hutton neben Paul Niton in eher kleinen
Partien zu erleben.
Foto: Wecker
Der alte Herr zerbricht nicht allein daran, daß er nicht einmal den Versuch wagt, gegen die gesellschaftlichen Normen zu verstoßen. Schon das würde reichlich Zündstoff in einer Zeit der „politischen Korrektheit“ bergen, deren hanebüchenen Auswüchse selbst Durchschnittsbürger in die Verzweiflung treiben. Im Körper des Opernhelden wütet jedoch außer der ungestillten Begierde auch der Schaffensdrang eines Genies, der nicht zum Ausbruch gelangen kann. Daran leidet er in einer allmählich und unaufhaltsam versinkenden Stadt, über der der Hauch des Todes schwebt. Der wird durch die unbeherrschbare Macht einer Choleraepidemie unmittelbar.
Tai Oney (sitzend) gibt in „Tod in Venedig“ sein Debüt an der Deutschen Oper.
Foto: Wecker
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FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Herzliche Grüße aus meinem neuen Kiez!
Diese Zeilen sandte uns ein ehemaliger Anwohner vom Klausenerplatz. Sein neues Zuhause hat er in Chetwynd (British Columbia/Canada) gefunden. Und dort sieht es so aus:
Wenn noch jemand aus unserem Umfeld Herrn D. eine große Freude bereiten könnte, dann damit:
Als ehemaliger Kiezbewohner (Nehringstraße 21/22, 1941-1962) hat er angefragt, ob es noch Bilder seiner ehemaligen "Spielplätze" gibt, d.h. von dem Luftschutzbunker in der Nehringstraße, vom Sophie-Charlotte-Platz sowie dem Klausenerplatz. Im Alter denkt man an seine Kinderzeit zurück: „Auch diese düsteren Zeugen des Krieges leben zumindestens in meiner Erinnerung immer noch weiter.“
- Menschen im Kiez -
Nebenan am Kaiserdamm folgte nach dem Abriss der Tankstelle nur mal wieder das übliche Geschwätz auf Wahlplakaten. Bezahlbarer Wohnraum für breite Bevölkerungsschichten ensteht dort nicht.
Auch der alte Flachbau an der Ecke Kaiserdamm/Witzlebenstraße wurde nach Rausschmiss der letzten dort ansässigen Gewerbebetriebe abgerissen. Inwischen wurde das Gelände mit einem Bauzaun umgeben. Das Eckgrundstück soll also offensichtlich neu bebaut werden. Werden dort, gemäß den Ankündigungen der zuständigen politisch Verantwortlichen, preisgünstige Mietwohnungen entstehen?
Anwohner-Informationen seitens des Bezirksamts zu den Vorgängen und Planungen, wie leider üblich: bisher Fehlanzeige!
Leider
ist für so viel Bürgernähe offenbar auch ein neuer Stadtrat von den
Grünen nicht bereit. Und das trotz vollmundiger Versprechungen auch aus seinen politischen Kreisen (1).
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- Kiez, Menschen im Kiez, Politik -
„Rogers Woodwork“ vor dem Aus
Kunst und Kultur sind unerwünscht. Im Januar 2017 kam das Ende für die Kulturwerkstadt im Klausenerplatz-Kiez. Andere Künstler- und Theaterräume waren schon vorher dran. Langjährige Mieter werden schon seit Jahren immer häufiger vertrieben, wenn die Rendite durch Neuvermietung rücksichtlos gesteigert werden soll. Aber es trifft auch immer mehr kleine alteingesessene Gewerbebetriebe und soziale Projekte.
Im Juni 2016 grüßte der hölzerne Hase noch frohen Mutes alle Passanten freundlich vor dem Laden in der Nehringstraße.
Im Juli 2016 trauerte er nur wenige Meter weiter vor der Nehringschule inmitten eines Blumenmeeres um die Opfer des furchtbaren Anschlags von Nizza.
Jetzt steht er wieder mit einer Träne im Auge im Fenster von „Rogers Woodwork“ in der Nehringstraße 11 und verkündet die traurige Mitteilung:
„Ich bin gekündigt worden. Nur noch bis Mitte Mai - dann ist es vorbei!“.
- Gewerbe im Kiez, Kiez -
Gibt es wirklich Baumhasser in den Kiezen?
Erst vor zwei Tagen wies uns der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND Berlin) auf böswillige Beschädigungen an Bäumen in Friedrichshain hin (Mehr dazu im BUND-Blog).
Gestern sandte uns ein aufmerksamer Nachbar erschreckende Fotos aus dem Charlottenburger Klausenerplatz-Kiez zu. Ein nachgepflanzter Baum (Baum-Nr. 32) an der Ecke Seelingstraße/Danckelmannstraße wurde offenbar massiv angesägt.
- Gesellschaft, Kiez -
Baumfällungen statt bezahlbares Wohnen
Auf einer Veranstaltung im Mai 2015 teilte der Vorstand der landeseigenen
Wohnungsbaugesellschaft Degewo die Übernahme des Geländes an der
Pulsstraße 13 mit (Wir hatten berichtet.). Ab 2015 sollten sich die Baukräne an der Pulsstraße in Charlottenburg
drehen, verkündete damals der Vorstand der Degewo und so ist es auch im
Degewo-Newsletter "Stadtsicht" (Ausgabe 3/2014) nachzulesen. Baukräne haben sich dann allerdings nicht gedreht: Nicht 2015 und auch nicht im Jahr 2016 (Wir hatten im Oktober 2016 erneut berichtet.).
Baukräne drehen sich auch heute noch nicht. Dafür wurden nun etliche Bäume gefällt. Breite Bevölkerungsschichten in Charlottenburg-Wilmersdorf erwarten von ihrem Bezirksamt und dem Senat, neuen bezahlbaren Wohnraum auf geeigneten Grundstücken zu ermöglichen und vorhandene, noch preisgünstige Wohnungen und natürlich Stadtgrün zu erhalten.
Anwohner-Informationen seitens des Bezirksamts Charlottenburg-Wilmersdorf zu den Vorgängen und Planungen, wie leider üblich: weiterhin Fehlanzeige! Leider
ist für so viel Bürgernähe offenbar auch ein neuer Stadtrat von den
Grünen nicht bereit.
- Kiez, Politik -
Die Liste des Gesundheitsamts Wilmersdorf vom 30.11.1942 gibt als Ort des Zwangsarbeitslagers des Wilmersdorfer Bezirksamts an: Wilhelmsaue „40“. Dies war für die vergangene Gedenktafelkommission sowie ist für verschiedene Bezirkspolitiker Anlaß, seit über 1 ½ Jahren Zweifel an der Lage des Lagers zu haben, denn die amtlichen Karten bezeichneten das betreffende Grundstück mit „39-41“; folglich habe es „40“ gar nicht gegeben.
Liste des Gesundheitsamtes Wilmersdorf von 1942 (drittletzte Zeile: Bezirksamt)
Quelle: Landesarchiv Berlin
Daß eine amtliche Akte aus den Jahren 1937 bis 1940* mit „Kindergarten Wilhelmsaue 40“ beschriftet ist, eine ebenfalls amtliche Akte aus den Jahren 1952 bis 1964** die Aufschrift „Wilhelmsaue 39/40“ trägt und am heutigen Gebäude – dem ITDZ Berlin, einer Anstalt des öffentlichen Rechts – die Hausnummer „40“ steht – all dies hat die Zweifler bisher nicht überzeugt. Vielmehr gab eine Bezirkspolitikerin kürzlich in einem Gespräch zu bedenken, es könne ja auch ein Tippfehler vorliegen, und eigentlich sollte es Wilhelmsaue „4C“ heißen.
Ich habe daher zwei renommierten Historikern die drei hierzu bekannten Dokumente*** vorgelegt, sie über alle geäußerten Zweifel**** informiert und um ihre Stellungnahme gebeten. Die beiden Historiker sind Prof. Wolfgang Benz° und Prof. Reinhard Rürup°°. Mit ihrer Gestattung folgt hier der Abdruck ihrer Stellungnahmen:
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MichaelR - Gastautoren, Geschichte -
Abb. 1 + Abb. 2 - Straßenfassade 2017 und Planung (mit Hotel re. neben der Garage)
Vier Monate, nachdem die Architektin Johanne Nalbach im Oktober 2016 zusammen mit dem neuen Eigentümer der Kantgarage, dem Immobilienunternehmer Dirk Gädeke, ihr Konzept für den Erhalt und die Neunutzung der Kantgarage vorgestellt hatte, führte sie am 28. Februar im Rahmen einer Veranstaltung der Stiftung Denk mal an Berlin Interessenten durch das Gebäude. Auf Nachfrage sagte Frau Nalbach, daß der ursprünglich ins Auge gefaßte Termin für den Abschluß der Arbeiten, nämlich Mitte 2018, auf das Jahresende bzw. Anfang 2019 verschoben werden müsse. Offenbar beanspruchen die Verhandlungen mit der Unteren Denkmalschutzbehörde des Bezirks und dem Landesdenkmalamt mehr Zeit als erwartet. Gegenüber dem im Oktober 2016 vorgestellten Entwurf gebe es keine wesentlichen Veränderungen.
MichaelR
Abb. 3 + Abb. 4 - Rückfassade 1932 und 2017
Abbildungsnachweis:
1, 4 – MichaelR
2 – © 2017 Johanne Nalbach; Benutzung mit freundlicher Genehmigung
3 – Kant-Garage in Berlin-Charlottenburg; Wikipedia / Bundesarchiv, Bild 102-13123 / CC-BY-SA 3.0
MichaelR - Gastautoren, Geschichte -
Der Frühling meldet sich ja schon zwischendurch. Die ersten Blüten sind auf dem Klausenerplatz zu entdecken. Doch mit dem Spielen muß man nun leider noch etwas warten.
Das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf teilt mit:
Ab heute, Montag den 6. März 2017, ist der Spielplatz auf dem Klausenerplatz wegen massiven Rattenbefalls voraussichtlich für vier Wochen gesperrt. Es werden Giftköder durch Schädlingsbekämpfer ausgelegt.
- Kiez -
Blick von der Spandauer-Damm-Brücke auf die Gleisanlagen der Ringbahn
(li. und re. das Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs Charlottenburg)
Will man über den ehemaligen Güterbahnhof Charlottenburg an der Sophie-Charlotten-Straße sprechen, muß man mit dem deutsch-französischen Krieg von 1870/71 anfangen. Dazu hier im Zeitraffer die vom Kriegsende angestoßenen wesentlichen Ereignisse der 1870er Jahre, die zu dem Güterbahnhof führten:
Abb. 1 - Eisenbahnnetz Berlin 1871
Der Krieg als der Vater des Güterbahnhofs
Sieg im deutsch-französischen Krieg 1871 – Gründung des Deutschen Reichs mit der Hauptstadt Berlin – umfangreiche französische Kontributionen: 5 Mrd. Francs Reparationen und die Abtretung von Lothringen mit seinen Kohle- und Erzgruben, Hüttenwerken und Maschinenfabriken als Anstoß zur Hochkonjunktur der „Gründerjahre“ – starkes wirtschaftliches Wachstum von Berlin und umliegenden Orten, verbunden mit Zunahme der Bevölkerung (Berlin 1880 über 1 Mio.) – notwendiger Ausbau der Infrastruktur für Personen- und Güterverkehr auf der Schiene im Raum von Berlin und im Reich
Abb. 2 und 3 - Eisenbahnnetz Berlin 1877 und 1882
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MichaelR - Gastautoren, Geschichte -
Ein neuer Abschnitt der Volksbühnenbewegung
Frank Bielka, Vorsitzender; Alice Ströver, Geschäftsführerin; Erik
Günther, Presse und Marketing,
mit dem neuen Logo der Volksbühne. Foto:
Veranstalter
In neue Abschnitte ist die 127 Jahre alte Volksbühnenbewegung schon häufig eingetreten. Letztmalig geschah dies 1993, nachdem der von der SPD gestellte Kultursenator Ulrich Roloff-Momin verkündet hatte: „Die ‚Freie Volksbühne‘ ist ein Sorgenkind des Berliner Theaters schon seit Langem. Hier beabsichtige ich, tiefgreifende Änderungen einzuführen. Das Ensemble wird nach dem Auslaufen der derzeitigen Verträge nicht verlängert.“ (Fehler im Original.) Damit war es um das letzte Theater des Kulturvereins der Arbeiterschaft geschehen.
Ihr erstes Haus wurde 1914 am damaligen Bülowplatz, heute Rosa-Luxemburg-Platz, eröffnet. 1933 lösten die Nazis den Verein auf und verleibten sich dessen Theater ein. Der nach dem II. Weltkrieg wiedergegründete Verein ging im Osten in der Gewerkschaft auf. Im Westen erlebte er eine neue Blüte, insbesondere nachdem in der Schaperstraße sein neues Haus eröffnet worden war. Wie in Zeiten ihres Ursprungs, als 1893 „Die Weber“ uraufgeführt wurden, ging unter der Leitung von Erwin Piscator hier erneut alles ein und aus, was im Theater Rang und Namen hatte. Nach dem Verdikt von Senator Roloff-Momin blieben von der Volksbühne nur ein fast in der Bedeutungslosigkeit versinkender Verein und der Name des Theatergebäudes am Rosa-Luxemburg-Platz übrig. Das gegenwärtig noch von Fank Castorf geprägte Theater trägt zwar den Markennamen „Volksbühne“, hat aber seit 1933 nichts mehr mit der Volksbühnenbewegung zu tun.
Der Träger dieser gesamten Tradition, der 1890 gegründete Verein „Freie Volksbühne Berlin“, ist dagegen gezwungen, sich einen neuen Markennamen überzustülpen, um die namentliche Verbindung zu seinem einstigen Theatergebäude zu kappen. Gefunden wurde der Begriff „Kulturvolk“. Das „Kulturvolk“ will sich auf seine Kernkompetenz, den preisgünstigen Vertrieb von Karten zu Kultur- und jetzt auch Sportveranstaltungen in Berlin und Brandenburg konzentrieren. Der gesamte öffentliche Auftritt wurde vom gedruckten monatlichen Magazin – Kulturvolk. Das Magazin - bis zum Internet modern gestaltet. Mit neuer äußerer Attraktivität und günstigen Angeboten sollen wieder Vereinsmitglieder gewonnen werden. Zu seinen Hochzeiten hatte die Bewegung 150 000 Mitglieder. Auch nach der Neugründung wurden nochmals 120 000 Mitglieder erreicht.
Bleibt, dem Neustart viel Erfolg zu wünschen, denn unter dem Begriff „Kulturvolk“ kommt die älteste deutsche Besucherorganisation, doch als ein Neuling unter den Platzhirschen daher. Im Internet ist Freie Volksbühne nunmehr unter www.kulturvolk.de zu finden.
Frank Wecker
FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -