Wahlen zur Seniorenvertretung - Kandidaten gesucht
Wer in Berlin das 60. Lebensjahr vollendet hat, gehört zu den Senioren und kann seine Interessenvertretung wählen sowie selbst gewählt werden. 2017 ist es nach dem geänderten Berliner Seniorenmitwirkungsgesetz wieder soweit. Die Berliner Bezirksämter rufen derzeit Interessenten auf, als Seniorenvertreter/in zu kandidieren.
Vom 27. September bis 24. Oktober 2016 können Bewerbungen im Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf, Abt. Soziales und Gesundheit, Soz 4350, Otto-Suhr-Allee 100, 10585 Berlin, eingereicht werden.
Ab dem 27. Januar 2017 stehen die Kandidaten fest und alle Senioren im Bezirk werden schriftlich über die Wahl benachrichtigt. Erstmalig wird es die Möglichkeit der Briefwahl im Bezirk geben. Deshalb können bis zum 11. März Anträge auf Briefwahl gestellt werden. Diese müssen bis zum 24. März beim Bezirksamt eingegangen sein. Vom 27. März bis 31. März 2017 kann dann in 5 Wahllokalen die Stimme abgegeben werden. Stimmberechtigt sind alle Seniorinnen und Senioren, unabhängig von deren Nationalität, die zum Zeitpunkt der Wahlbenachrichtigung das 60. Lebensjahr vollendet und ihren Hauptwohnsitz im Bezirk haben.
»Bis zu 17 Seniorenvertreter/innen pro Bezirk reden mit: Sie wenden sich gegen die Schließung von Bankfilialen, mahnen mehr Hausbesuche von Ärzten an, fordern mehr öffentliche Toiletten und Stadtmöbel. Sie setzen sich u. a. ein, dass es kostengünstige Angebote für mehr Bewegung und Sport wohnortnah gibt sowie das Wohnen im Kiez bezahlbar bleibt. Das erfordert Teamfähigkeit und Kompromissbereitschaft, Verhandlungsgeschick, Konfliktbereitschaft – kurz viel Lebenserfahrung mit Humor. Wer die wunderbare Vielfalt des Alterns sichtbar machen will – der Öffentlichkeit, der Politik und sich selbst, wer Probleme, Missstände nicht nur bemängeln, sondern seine Erfahrungen einbringen und zu Verbesserungen beitragen will, sollte sich für die Seniorenwahlen 2017 jetzt bewerben.«
Weitere Informationen:
Gemeinsame Geschäftsstelle des Landesseniorenbeirates Berlin (LSBB)
und der Landesseniorenvertretung Berlin (LSV)
Parochialstraße 3 (Raum 231 des Neuen
Stadthauses), 10179 Berlin-Mitte
Öffnungszeiten: Mo-Di, Do-Fr 9:00 bis 13:00 Uhr / Tel. 030-32664126
- Gesellschaft, Menschen im Kiez -
Damit sich unsere frisch gewählten "Volksvertreter" in Stadt und Bezirk nicht allzu lange mit Planspielchen zwecks Selbstversorgung und Pöstchenschacherei aufhalten, weil uns das nämlich herzlich wenig interessiert - hier eine kleine Hilfe: dringende Aufgaben warten darauf, umgehend angepackt zu werden:
Das volle Programm aus Charlottenburg
- Kiezfundstücke, Politik -
Der Verein boule devant berlin möchte an der Ecke Schloßstraße zur Zillestraße noch in diesem Jahr 12 Boulebahnen (Sportart Pétanque) errichten (Wir hatten berichtet). Die Bauarbeiten zum neuen Bouleplatz an der Ecke Schloßstraße zur Zillestraße haben inzwischen begonnen. Der Verein informiert auf seiner Webseite und mit Flyern über Pläne und Fortschritte.
- Kiez, Menschen im Kiez -
Gefallene Investorenträume (notdürftig gesichert) - Leerstand in der früheren Künstlerfabrik K19
- Kiezfundstücke, Politik -
Die MieterWerkStadt Charlottenburg lädt herzlich zum nächsten Treffen ein.
Mittwoch, 5. Oktober 2016 um 18:30 Uhr
Neue Christstr. 8 (MieterClub)
14059 Berlin-Charlottenburg
Nachlese zur Veranstaltung:
„Milieuschutz in Charlottenburg
- Lässt das Bezirksamt in Charlottenburg die Verdrängung der Mieter zu -“
Zu diesem Thema fand am 13. September 2016 in der KiezKulturWerkStadt eine Diskussionsveranstaltung statt.
Moderiert von Volker Fischer (MieterWerkStadt Charlottenburg), fachlich eingeführt und begleitet durch Sigmar Gude (Stadtforschungsinstitut TOPOS) sowie durch Joachim Oellerich (Berliner Mietergemeinschaft e.V., Chefredakteur des „MieterEchos“) wurde folgenden Fragen nachgegangen:
- welche Möglichkeiten der Milieuschutzes bietet und welche Grenzen ihm gesetzt sind,
- weshalb Charlottenburg-Wilmersdorf bislang noch nicht vom Instrument des Milieuschutzes Gebrauch gemacht hat,
- welche Alternativen bzw. welche ergänzenden Instrumente gegen die Mieterverdrängung eingesetzt werden können,
- welche Arten der Kampagne sich zur Durchsetzung der Forderung auf effektiven Verdrängungsschutz anbieten.
Zunächst wurde festgestellt, dass Senat und Bezirke nach der Wiedervereinigung an einer Aufwertung des Wohnungsbestandes interessiert waren. Der Aspekt einer daraus folgenden Gefahr der Verdrängung der angestammten Mieterschaft trat demgegenüber zunächst zurück.
Nachdem die Mietsteigerungen aus Modernisierungen und der Wohnungsverlust durch Wohnungszusammenlegungen die Mieter dann auch tatsächlich und öffentlich sichtbar aus ihren Quartieren vertrieben, machten immer mehr Bezirke vom Instrument des Milieuschutzes nach § 172 BauGB Gebrauch. Damit wurden dort Modernisierungen, Abrisse und Wohnungszusammenlegungen unter den Vorbehalt behördlicher Genehmigung gestellt. Diese ist zu versagen, wenn die beantragte Maßnahme Verdrängung generell begünstigen würde.
Seit März 2015 wird der Milieuschutz von der sog. Umwandlungsverordnung flankiert. Diese stellt die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen in Milieuschutzgebieten unter behördlichen Genehmigungsvorbehalt. Die Genehmigung kann unter anderem davon abhängig gemacht werden, dass sich der Hauseigentümer verpflichtet, umgewandelte Wohnungen während der Geltungsdauer der Umwandlungsverordnung nur den Mietern zum Verkauf anzubieten.
Der gänzliche Verzicht auf Verdrängungsschutz hat Charlottenburg Wilmersdorf schnell an die Spitze der gefährdeten Bezirke gebracht:
- Seit Jahren liegt Charlottenburg-Wilmersdorf bei der Anzahl der am Markt angebotenen Eigentumswohnungen vorn. Zuletzt wurden im Jahr 2015 nach den Ermittlungen der Investitionsbank Berlin (IBB) 24.831 Eigentumswohnungen zum Verkauf angeboten. Das sind 22% aller im gleichen Jahr in Berlin angebotenen Eigentumswohnungen (gesamt: 109.448).
- Die Angebotspreise liegen dabei mit durchschnittlich 3.941 € pro m² deutlich über dem Berliner Mittelwert (3.513 € pro m²). Nur in Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg liegen die Angebotspreise höher.
Umso erstaunlicher ist, dass das Bezirksamt anders als in anderen Bezirken jahrelang nichts unternommen hat, diesen Trend mit Milieuschutzsatzungen aufzuhalten. Nur durch mehrere Aufforderungen der Bezirksverordnetenversammlung, der im Jahr 2013 der Geduldsfaden riss, sah sich das Bezirksamt genötigt, wenigstens Voruntersuchungen über den Milieuschutzbedarf in Auftrag zu geben.
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Wolfgang Mahnke - Gastautoren, Politik -
Galerie Carlos Hulsch zeigt letzte Ausstellung
Eine Ära geht zu Ende: Die Galerie Carlos Hulsch in der Lietzenburger Straße 80 zeigt nach 40 Jahren ihre letzte Ausstellung: „Die Maler der Waisenbrücke“. Die Bilder sind noch bis zum 28. Oktober zu sehen. Danach wird Carlos Hulsch seine Künstler gegenüber im Foyer der Konferenzräume des Hotels „abba“ präsentieren, wo bereits jetzt die Ausstellung „Gomera 3“ von Reinhard Metz zu sehen ist.
Carlos Hulsch ist mit den der Theaterfamilie Woelffer gemeinsam der älteste Mieter des Ku’dammkarrees. Seine Galerie eröffnete 1975 mit dem Ku’dammkarree. Nach langem Hin und Her und zahlreichen Verkäufen wird der jetzige Eigentümer wohl Ernst machen, das Gebäude abreißen und Neues errichten. Die Rückseite zur Lietzenbuger Straße bekommt ein Hotel, an der Ku’dammseite soll ein Kaufhaus entstehen. Die beiden dort befindlichen Boulevardtheater sollen nach den bisherigen Plänen zu einem Theater verkleinert und in den Keller versenkt werden. Während das Schicksal der Galerie entschieden ist, stehen für die Theaterpläne noch gerichtliche Entscheidungen aus. Mit dem Umbau ist dann einmal mehr dafür gesorgt, daß die City-West auch in diesem Abschnitt harmonisch die Gestalt der Glasfassaden aller großen Boulevards der Welt annimmt. Wenn die Gäste des neuen Hotels noch schlaftrunken nicht ausmachen können, ob sie gerade in Sidney, New York, Paris oder Berlin aufwachen, kann „Siri“ vom Smartphone über diese Verlegenheit hinweghelfen.
Passend zu dieser Perspektive schließt die Galerie Hulsch mit einer Ausstellung über die „Waisenbrücke“. Diese Brücke ist bereits verschwunden. Sie wurde 1945 von der Wehrmacht, um den Vormarsch der Sowjetarmee aufzuhalten, gesprengt. Jetzt gibt es eine auch von Künstlern unterstützte Initiative, diese Brücke wieder aufzubauen. Die Initiative geht vom Stadtmuseum aus, das dies zum Thema seiner diesjährigen Sommerakademie gemacht hat. Carlos Hulsch präsentiert nunmehr ausgewählte Arbeiten dieser Sommerakademie.
Ein Vorschlag von Matthias Koeppel zum Wiederaufbau der Waisenbrücke.
Foto: Wecker
Den weitreichendsten Vorschlag unterbreitet Matthias Koeppel, der die
Waisenbrücke als ein Denkmal der deutschen Einheit wiederhergestellt
wissen möchte. Sie könnte die unglücksselige Wippe ersetzen, die
ursprünglich ein überdimensionales Symbol der deutschen Einheit werden
sollte. Diese Waisenbrücke würde auch funktional eine Brücke zum
Humboldtforum schlagen. Gleichzeitig sollte sie die wiedergewonnene
Einheit dadurch symbolisieren, daß sie als eine geteilte venezianische
Brücke erscheint, die versetzt zusammengefügt wird. Diese Anregung und
viele weitere Auseinandersetzungen der Künstler mit dem Thema
Waisenbrücke sind bei Carlos Hulsch zu sehen.
Die Maler der Waisenbrücke:
POGO, Werner Aufenfehn, Frank Suplie, SOOKI,
Matthias Koeppel und Frank W. Weber.
Foto: Carlos Hulsch
Die Galerie Hulsch ist Dienstag bis Freitag von 15 bis 19 Uhr geöffnet. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.carlos-hulsch.de.
FW
FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Im ersten Teil haben wir geschildert, wie die „Engländer-Siedlung“ rund um den Dickensweg in die Hände der Deutsche Wohnen AG (DW) geriet und daß die Mieter sich gegen den Abriß ihrer Wohnungen wehren. Heute geht es um die Rolle von Bezirksamt und BVV dabei.
Mieterversammlung April 2016
In der Studie „Wohnbaupotenziale in Berlin. Vorschläge zu ressourcenschonendem Wohnungsbau im Bestand“ vom Mai 2014 hat der BUND
„Flächen innerhalb geschlossen bebauter Gebiete mit hervorragender Infrastruktur und bester Erschließung“ für 11.800 Wohnungen nachgewiesen. „Grünflächen werden nicht in Anspruch genommen.“ (S. 2)
Aber was kümmert das schon die etablierten Parteien von SPD, Grüner Partei und CDU, muß man sich fragen, wenn man anschaut, was sie offenbar mit den Mietern der Siedlung Westend vorhaben. Konkret geht es dabei um den Bebauungsplan 4-59 VE (1): Da der noch gültige Bebauungsplan keine andere Bebauung als die jetzige zuläßt, muß nämlich ein neuer Bebauungsplan her. So etwas geschieht in vertrauensvoller Zusammenarbeit von Bezirksverordnetenversammlung (BVV) und Bezirksamt (BA).
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MichaelR - Gastautoren, Politik -
Yorck-Kinogruppe fördert Filmkunst
Während am Kurfürstendamm eine Galerie und ein Theater solchen interessanten Einrichtungen wie einem Hotel und einem Kaufhaus weichen sollen, hat Christian Bräuer von der Yorck-Kinogruppe errechnet, daß sich am Bahnhof Zoo eine Gruppe von kleineren, dem künstlerischen Film gewidmeten Kinos, wirtschaftlich tragen kann.
Die Eventpassage ist ausgezogen, ein neues Kino soll demnächst hier eröffnet werden.
Foto: Wecker
Im Flagschiff der Gruppe, dem Delphi, stellte er mit seinem Mitgesellschafter Heinrich-Georg Kloster und dem Architekten Patrick Batek die Pläne für die Kinos vor. Sieben Kinosäle sollen in dem gerade von der „Eventpassage“, einem Anbieter von Konferenzräumen, aufgegebenen Gebäude im Yva-Bogen entstehen. Sie werden unter dem Namen „delphi LUX“ zusammengefaßt, was sowohl auf Licht als auch auf Luxus hinweisen soll. Mit Luxus ist einmal die Bequemlichkeit gemeint, die dort den Kinobesuch zum Vergnügen werden lassen soll, und zum anderen die Qualität der gezeigten Filme. Geplant sind etwa 600 Plätze, die sich zwischen dem größten Kinosaal mit zirka 160 Sesseln und einem kleinen Klubkino mit ungefähr 30 Plätzen aufteilen. Das Ganze wird einen siebenstelligen Betrag kosten, zu dem die Filmförderung Berlin-Brandenburg beiträgt. Christian Bräuer würde das neue Kino gern noch vor der Berlinale eröffnen, fürchtet aber, daß er nicht die Baufirmen finden werde, die dies in der verbleibenden Zeitspanne leisten können. So rechnet er mit der Eröffnung im März nächsten Jahres.
Patrick Patek, Christian Bräuer, Reinhard Naumann und Heinrich-Georg Kloster
stellen das geplante Kino vor. Foto: Wecker
Gezeigt werden Originalfassungen, Autorenfilme, wie sie unter dem Begriff „Arthouse-Kino“ im Schwange sind. Deswegen fürchten die Betreiber auch nicht, mit dem Zoopalast in Konflikt zu kommen, wo doch eher die beworbenen Zuschauermagneten, also „Blockbuster“, gezeigt würden. Die Geschäftsführer erwarten auch mit den umliegenden Schulen zusammenzuarbeiten, Gästen der umliegenden Hotels ein besonderes Angebot unterbreiten zu können und sie hoffen, die aufgeschlossene Studentenschaft des Campus Charlottenburg mit dem Programm begeistern und zum abendlichen Verweilen in der City-West anregen zu können. „Für Premieren und als Festivalkino stehen weiterhin die traditionellen Häuser der Yorck-Gruppe zur Verfügung, derweil auch für das „delphi LUX“ neue eigene Festivals denkbar sind“, sagt Christian Bräuer. Auch für Veranstaltungen und Konferenzen sollen die Säle zur Verfügung stehen.
Nach dem Kinosterben in der City-West war auch Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann von diesen Plänen überrascht, so daß er das Vorhaben begeistert begrüßte. Die Perspektive des Vorhabens wird aber nicht von Enthusiasmus der Betreiber oder dem politischen Willen abhängen, sondern vom Mietpreis. Gegenwärtig ermuntert er die Kinobetreiber zu dieser langfristigen Investition. Für ihr Engagement sind die Betreiber mehrfach ausgezeichnet worden. Die Yorck-Gruppe hat in Berlin zwölf Kinos mit jährlich etwa 1,2 Millionen Besuchern.
FW
FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Schräg gegenüber vom Schoelerschlößchen liegt das Grundstück Nr. 10. Es war Ende des 19. Jahrhunderts im Besitz einer Büdnerin aus der Familie Mehlitz. 1908 verkaufte sie es an den Architekten Arthur Fuchs, der dort nach eigenen Plänen ein fünfgeschossiges Mietshaus errichtete. Das Datum und seinen Namen ließ er an der rechten Kante des Gebäudes auf Augenhöhe der Passanten in zehn Zentimeter hohen Majuskeln in Schreibschrift einmeißeln. Über hundert Jahre später ist nach all den Neuanstrichen der Fassade sein Name nur noch schwer zu entziffern.
Der Eingangsbereich des Hauses ist wesentlich aufwendiger gestaltet als bei den umliegenden Altbauten – von den Neubauten einmal ganz zu schweigen: Eine Loggia oder Laube bildet den Übergang zwischen Straße und Hausinnern. Sie wird an der Außenseite von einem eleganten Korbbogen umrahmt und faßt unter einem Kreuzgewölbe den fünfstufigen Aufgang zur Haustür und den Abgang zum Keller zusammen. Die die beiden Treppen trennende Wand zeigt an ihrer Stirnseite ein antikisierendes Relief, auf dem eine spärlich bekleidete Frauengestalt eine Schale reicht: ein Willkommensgruß an den Fremden, der das Haus betreten will? Auch hier sind aufgrund des dicken Farbauftrags Details nicht mehr zu erkennen. Auf dem Podest am oberen Ende des Aufgangs steht neben der Haustür eine Bank, die einen wetter- und sichtgeschützten Aufenthalt im Freien erlaubt. Den Kellerabgang sichert ein Türchen im Jugendstil (in der nichtvegetabilen Form).
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MichaelR - Gastautoren, Geschichte -
Eine spontane Kurzbesprechung
Kein Film für Menschen mit schwachen Nerven!
Man bekommt verschiedene Investoren zu sehen, darunter ein Mitglied der Fam. Groth, deren Maklergehilfen und natürlich Politiker, insbesondere "Müller, SPD". Sie alle zeichnen sich durch ein gerütteltes Maß an hierzulande gesetzlich zulässiger Energie aus und finden es "spannend", mittels Gentrifizierung und Vertreibung von Menschen aus Geld mehr Geld zu machen bzw. dabei politisch behilflich zu sein.
Demgegenüber sind einige von denen zu erleben, die von diesen "spannenden" Aktivitäten getroffen wurden. Wie ist es nur möglich, daß nicht durch den größeren Teil der Gesellschaft ein Aufschrei geht gegen diesen asozialen und zynischen Umgang mit Menschen und ihren Lebensraum, bloß um sich zu bereichern?
MichaelR
Die Stadt als Beute, Dokumentarfilm von Andreas Wilcke, 2016, 84 Minuten - Trailer
MichaelR - Gastautoren, Gesellschaft -
Bröhan-Museum zeigt Baluschek und Brandenburg
Baluschek erzählt Geschichten seiner Zeitgenossen, glaubhaft und überzeugend, Brandenburg erzählt ebenfalls Geschichten, doch die sind phantastisch und imaginär und keiner will ihm glauben.
Vor der Geschichte sollten beide recht behalten. Davon können sich noch bis zum 8. Januar Besucher der neuen Sonderausstellung des Bröhan-Museums in der Schloßstraße 1a „Martin Brandenburg und Hans Baluschek – Eine Künstlerfreundschaft“ überzeugen.
Diese beiden so unterschiedlichen Maler werden nicht zum ersten Mal gemeinsam gezeigt. Zwischen 1895 und 1897 waren sie bereits in drei Ausstellungen in der Galerie von Fritz Gurlitt vertreten. Zu diesem Zeitpunkt hatten sie gerade im gleichen Jahrgang ihr Malereistudium abgeschlossen. Seit dem Studium verbindet sie eine enge Freundschaft, die trotz oder gerade wegen ihrer so unterschiedlichen Sichten auf die Welt bis zum Tode von Martin Brandenburg Bestand hatte. Der verstarb bereits 1919 an den Folgen einer Kriegsverletzung, während Hans Baluschek dem gemeinsamen jugendlichen Bildersturm ein Fundament späteren Ruhms verleihen konnte.
Fabian Reifferscheidt kuratiert die Ausstellung „Martin Brandenburg
und
Hans Baluschek – Eine Künstlerfreundschaft“.
Foto: Wecker
Die von Fabian Reifferscheidt kuratierte Ausstellung offenbart, in welch engem Dialog die beiden Künstler über die enge persönliche Beziehung hinausgehend auch in der Malerei standen. Symbolismus und Realismus gelten als zwei scheinbar unüberbrückbare Gegensätze. Fabian Reifferscheidt stößt den Besucher mit der Nase drauf, daß sie auch Gemeinsamkeiten haben. Zu Hilfe kommt ihn dabei eine großzügige Schenkung für das Bröhan-Museum, Martin Brandenburgs Ölgemälde „Die Windsbraut“ von 1899. Brandenburg zeigt dem Betrachter eine kraftvoll elegante junge Frau, die sich mit wehendem blonden Haar von der unsichtbaren Kraft des Windes über das Land bis zu den Gipfeln der Berge erhebt und zum Riesen wird. Zehn Jahre später widmet sich auch Hans Baluschek der unsichtbaren Kraft des Windes. In seinem Bild „Winterwind“ stemmt sich eine Gruppe gegen den ins Gesicht blasenden eisigen Winterwind, so daß den Betrachter, der sich ganz in das Bild versenkt, das Frösteln ankommt. Hier scheint der Wind die Menschen an den Boden zu pressen, während er ihn bei Brandenburg über die Natur erhebt. Das geht aber auch umgekehrt. In Hans Baluscheks Eisenwalzwerk sind die Arbeiter nicht unter kochendem Stahl von der Schwere der Arbeit geknechtet, sondern sie steuern Maschinen, mit denen sie den Produktionsprozeß beherrschen, eine Utopie, die in Gänze nicht einmal heute Wirklichkeit geworden ist. Der die Darstellung von Bewegung beherrschende Martin Brandenburg läßt hingegen in seinem Gemälde „Verkündigung der frohen Botschaft“ die Engel von einem voranstürmenden Mob schier zu Boden zerren.
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FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Lässt das Bezirksamt in Charlottenburg die Verdrängung der Mieter zu?
Zu diesem Thema lädt die KiezKulturWerkStadt zu Dienstag, dem 13. September 2016, in die Danckelmannstr. 9 a ein.
Dienstag, 13. September 2016 um 20:00 Uhr
Kulturwerkstadt (in der ehemaligen Engelhardt-Brauerei)
Danckelmannstraße 9 A
14059 Berlin-Charlottenburg
Der Untertitel „Lässt das Bezirksamt in Charlottenburg die Verdrängung der Mieter zu“ weist unmittelbar auf die aktuelle bezirkspolitische Problemlage hin:
Charlottenburg-Wilmersdorf ist der Bezirk mit den meisten
Verkaufsangeboten für Eigentumswohnungen. Damit herrscht im Bezirk der
berlinweit höchste Verdrängungsdruck. Dieser Druck resultiert
insbesondere daraus, dass sich umgewandelte Wohnungen teurer verkaufen lassen, wenn sie bezugsfrei sind und Modernisierungen genutzt werden, um den Verkaufs- und Mietwert der Wohnungen zu erhöhen.
Gerade Art und Umfang einer Modernisierung dienen dabei häufig dazu,
Mieterhöhungen durchzusetzen, die die Bestandsmieter finanziell nicht
mehr tragen können. Ihnen bleibt dann nur noch übrig, die Wohnung nach
der Modernisierung aufzugeben.
Wie alarmierend die Lage in Charlottenburg-Wilmersdorf ist, zeigt der
Jahresbericht der Investitionsbank Berlin (IBB), vormals
Wohnungsbaukreditanstalt, für das Jahr 2015 (s. dort Seite 55):
»24.381 Eigentumswohnungen werden in Charlottenburg-Wilmersdorf zum
Verkauf angeboten. Das sind 22% aller im gleichen Jahr in Berlin
angebotenen Eigentumswohnungen (gesamt: 109.448).
Die Angebotspreise liegen mit durchschnittlich 3.941 € pro m² deutlich
über dem Berliner Mittelwert (3.513 €). Nur in Mitte und
Friedrichshain-Kreuzberg liegen die Angebotspreise höher.
Mit diesen Zahlen bestätigt sich der Trend der Vorjahre.«
Umso erstaunlicher ist, dass das Bezirksamt anders als in anderen
Bezirken jahrelang nichts unternommen hat, diesen Trend mit
Milieuschutzsatzungen aufzuhalten. Eine solche Satzung (Grundlage ist §
172 Baugesetzbuch mit den Kriterien für soziale Erhaltungssatzungen) hat
folgende Wirkungen:
In einem Milieuschutzgebiet muss der Vermieter vor einem Abriss oder
einer Modernisierung eine Genehmigung einholen. Das Bezirksamt kann die
Genehmigung verweigern, wenn eine generell mieterverdrängende Wirkung
dieser Modernisierung nicht ausgeschlossen werden kann.
Verbunden mit dem Genehmigungsvorbehalt für eine Umwandlung von Miet- in
Eigentumswohnungen aus der Berliner „Umwandlungsverordnung“ bedarf jede
Umwandlung in einem Milieuschutzgebiet der Zustimmung des Bezirksamts.
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Wolfgang Mahnke - Gastautoren, Politik -
Der KDFB im Haus Helene Weber am Lietzensee in Charlottenburg lädt am kommenden Donnerstag zu einem Mut machenden Film-Vortrag „Vom Pflegefall zum Globetrotter auf dem Fahrrad“ ein.
Der Berliner Sven Marx hatte einen Gehirntumor, der nur teilweise entfernt werden konnte. Er war nach der Operation ein Pflegefall. Sven kämpfte sich zum ersten Mal zurück in ein neues Leben - dann traf ihn die Diagnose Hautkrebs. „Heute gebe ich wieder Vorträge und berichte in diesen über meinen schweren Kampf zurück in ein ,normales‘ Leben“, sagt der 49-Jährige. Er spricht über seine Radtouren durch 27 Länder, 17 Hauptstädte und 4 Kontinente. Er berichtet von seiner Audienz beim Papst. Er spricht über seine noch immer vorhandenen starken Einschränkungen und sein Bemühen, trotz dieser eine Weltreise vorzubereiten. Sven Marx engagiert sich auch noch für die Diakonische Initiative Direkt e.V. (für Projekte für alte Menschen und Kinder aus sozial schwachen Familien) und ist Botschafter für "Inklusion braucht Aktion".
Mit meinem Gang an die Öffentlichkeit möchte ich so vielen Menschen wie möglich zeigen, dass man in fast jeder Situation den Weg in eine ,andere‘ Welt beschreiten kann und dabei auch viel Neues, Erlebenswertes erfährt“, so Marx. „Der Weg ist bei jedem bestimmt anders – doch ich möchte allen Mut machen. Mein Weg war das Fahrrad und ihr könnt mich auf dieser Reise in meine neue Zukunft auf einem zweistündigen Vortrag begleiten.“
Der Eintritt ist frei. Honorar und Spenden der Besucher werden komplett der Diakonischen Initiative Direkt e.V. gespendet.
Donnerstag, 8. September 2016 um 19:00 Uhr
Haus Helene Weber
Wundtstr. 40-44, 14057 Berlin-Charlottenburg
- Gesellschaft, Menschen im Kiez -