Liebesbrief eines Löwen
93% aller täglich ausgetragenen Briefe sind laut Postsprecherin Geschäftsbriefe, Werbung, Behördenschreiben u.ä., jedenfalls nicht von privat an privat, schon gar nicht von Hand geschrieben. Und da bricht dieses Buch tatsächlich eine Lanze für eigenhändige und mit der Post verschickte Pirvatbriefe?!
Immerhin, es geht um einen Liebesbrief: Ein Löwe, der "brüllen und Zähne zeigen" kann - offenbar hinreichende Fähigkeiten, um als 'König der Tiere' durchzugehen - hat sich in eine Löwin verliebt, die eine Dame ist und der er sich daher schriftlich nähern möchte. Zwar kann er nicht schreiben, aber es gibt ja genug andere Tiere in seinem Herrschaftsbereich, die das für ihn erledigen können. Bloß: Ein Affe oder ein Mistkäfer haben nun einmal ganz andere Vorstellungen von einem Liebesbrief als ein Löwe, was auch die altersgemäßen Illustrationen in amüsanter Weise verdeutlichen. Wenn das kein Grund zum Brüllen ist! Und wer hilft ihm nun?
Die schöne kleine Geschichte vom Löwen, der nicht schreiben konnte, sieht von außen wie ein Brief von Kinderhand aus - mit Briefmarken, krakeliger Schrift und Abdrücken von schmutzigen Pfoten - und ist innen eine Fundgrube von Lebenserfahrungen wie: daß brüllen können allein nicht genügt, daß jeder verschiedene Vorstellungen von Leben und Liebe hat und daß es (daher) gut ist, wenn man selbst schreiben und lesen kann.
P.S. Gibt es vielleicht noch weitere Anlässe für eigenhändige Briefe? Die vielen Briefmarkenentwürfe auf den Vorsatzblättern sehen jedenfalls verlockend aus.
Martin Baltscheit, Die Geschichte vom Löwen, der nicht schreiben konnte, Bajazzo Verlag, 13,- Eu, ab 4 Jahren
MichaelR
Michael R. - Gastautoren, Kinder und Jugendliche - 30. Dezember 2008 - 00:24
Tags: brief/kinderbuch/liebesbrief/löwe
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