Spiel & Spaß im Ziegenhof
Ein Erlebnissbericht von Birgit AllenareIch erinnere mich an einen Sommer, in dem wir an fast jedem Abend auf dem Ziegenhof im Block 128 Volleyball spielten. Im folgenden Jahr gab es eine Fußballweltmeisterschaft und zu jedem Spiel trafen sich Dutzende Erwachsene, um gemeinsam auf einem alten Fernsehapparat das Spiel zu verfolgen. Der notwenige Strom wurde mit einer gigantischen Kabeltrommel aus einer Wohnung in der ersten Etage der Danckelmannstraße hergezapft und für ein gutes Bild sorgte eine wackelige Zimmerantenne, die man ja auch ohne weiteres im Freien benutzen kann.
Doch das ist lange her. Erwachsene trifft man heute auf dem Ziegenhof eigentlich nur noch in Begleitung ihrer Kinder. In einer Zeit, die an ihrer eigenen Überalterung zu erstarren droht, ist der Ziegenhof zu einem letzten El Dorado der Drei- bis Fünfjährigen geworden.
Die Kiddies kommen bereits am frühen Morgen in wahren Kohorten. In Begleitung ihrer Erzieherinnen – selten einmal ist ein Erzieher dabei - entern sie die Freifläche, begrüßen die Ziegen in ihrem Gehege und streben dann zur Rutsche und zur Sandgrube. Kleinkinder rutschen für ihr Leben gern, für ganz kleine Kinder scheint das Rutschbahnrutschen sogar eine Art Mutprobe darzustellen. Von schlechtem Wetter lassen sie sich dabei nicht abschrecken; wenn es kalt ist tragen sie einfach dicke Ganzkörperanzüge – ein Kleidungsstück, das außer von Kleinkindern eigentlich nur noch von Astronauten und den Mitarbeitern der polizeilichen Spurensicherung benutzt wird.
Um die Mittagszeit kommen meine Nachbarin Teresa und ihre Kollegin Dorle mit ihren Konfettikindern aus der Großpflegestelle in der Remise hinter dem Ziegengehege. Sie machen sich um die Freifläche verdient, da sie öfters Müll aufsammeln. Wenn sie Pause machen, sieht man sie auf der Bank bei der Rutsche sitzen und Tee trinken und Obstsalat essen.
Am Nachmittag kehren die Kinder dann in Begleitung ihrer Mütter zurück. Die Mütter stehen in Gruppen beieinander und unterhalten sich, während der Nachwuchs spielt. Ruhe kehrt erst ein, wenn die Abendessenszeit naht. Es sei denn, ein paar Schneeflocken sind gefallen. Denn dann bleibt die Freifläche auch bei Dunkelheit lebendig und der Minihügel dient den Erwachsenen zum Schlittenfahren.
ulli - Charlottenburger Kiez-Kanonen - 31. August 2006 - 12:56
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Aber, wie man ja im TV sehen konnte, gibt es auch hier, in der kleinen Kinderidylle, böse Menschen, denen das nicht gefällt. Und die dann auch ein sog. “Lärmprotokoll” an die Stadt schicken, damit dieses unsägliche Kindergetose endlich aufhört.
Doch, auch beim Amt gibt es Menschen, und diese haben sich mit den Eltern auf einen Kompromiss geeinigt.
So haben wenigstens die nicht so freundlichen und wahrlichen Kinderhasser keine Chance.