Achtung vor dem Leben
Feierliche Einweihung der Luisenlichtung – Grabfeld für still geborene Kinder am 28. August 2008 auf dem Luisenkirchof III in Berlin-Charlottenburg. Bestattung der Kinder, die starben bevor sie geboren wurden und Aufstellung eines kunstvollen Gedenksteins:
Kapelle auf dem Luisenkirchhof III, Fürstenbrunner Weg 37-67 in 14059 Berlin-Charlottenburg
Programm:
* Begrüßung durch Thomas Höhne – Verwalter der Lusienkirchhöfe
* Ansprachen von Pfarrer Peter Paul Wentz - Luisen-Kirchengemeinde/Krankenhausseelsorge und Prof. Dr. med. Heribert Kentenich, Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe der DRK Kliniken Berlin Westend
* anschließend gemeinsamer Gang zur Luisenlichtung
* Segnung durch Pfarrerin D. Strauß
Musikalische Umrahmung: "Klezmerschicksen"
* anschließend kleiner Empfang
Seit rund zehn Jahren engagiert sich das Team der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe der DRK Kliniken Berlin Westend für einen feinfühligen Umgang mit Eltern, die um den Verlust ihres ungeborenen Kindes trauern sowie für eine würdige Bestattung der Tot- oder Fehlgeburten der Klinik in Zusammenarbeit mit der Luisen-Kirchengemeinde Berlin-Charlottenburg.
In den Jahren 1998/99 haben Presseberichte über den Umgang mit Fehl- oder Totgeburten, die keiner Bestattungspflicht unterliegen, die Öffentlichkeit in Deutschland aufgeschreckt. Feten mit einem Gewicht unter 1000g wurden zusammen mit dem übrigen Klinikabfall verbrannt und als Schlacke u.a. im Straßenbau verwendet. Als Reaktion wurde durch die Bundesländer festgelegt, dass diese nicht bestattungspflichtigen Embryos und Feten in einem hygienisch einwandfreien und dem sittlichen Empfinden entsprechenden Rahmen zu beseitigen sind.
Die still geborenen Kinder sind eben kein Klinikabfall, sondern Menschen, die nicht leben durften.
Die Trauer der Eltern um ihr verlorenes Kind misst sich nicht an Größe oder Gewicht, selbst dann nicht, wenn es sich de facto nur um wenige Zentimeter und Gramm handelt.
In den DRK Kliniken Berlin wird der Mutter und dem Vater darum Gelegenheit gegeben, von ihrem Kind in Ruhe Abschied zu nehmen und, wenn möglich, Erinnerungsstücke wie z.B. Fußabdrücke für sich zu behalten. Vom Team der Geburtshilfe werden die Eltern auch explizit als Mutter und Vater angesprochen und ermuntert, ihrem Kind einen Namen zu geben.
Das Angebot zur psychologischen und seelsorgerischen Betreuung der Eltern ist eine Besonderheit in den DRK Kliniken Berlin Westend gegenüber anderen Krankenhäusern.
Den Eltern stehen bei Tot- oder Fehlgeburten unter 1000g grundsätzlich zwei Möglichkeiten zur Verfügung: sie können ihr Kind individuell bestatten lassen und hierfür ein Bestattungsunternehmen beauftragen – die Kosten liegen bei mindestens 1000 EUR – oder sie entscheiden sich für die Kremierung zusammen mit anderen still geborenen Kindern. Diese werden dann zweimal im Jahr in einer Sammelurne im Rahmen einer Zeremonie beigesetzt und die Eltern dazu eingeladen.
Prof. Dr. Heribert Kentenich, Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe der DRK Kliniken Berlin Westend und seine Mitarbeiter, Oberarzt Dr. Christof Olbrich und die Psychologin Frau Maja Rosemeyer, haben die Anfertigung des Gedenksteins durch die Künstler initiiert. Die Einrichtung der „Luisenlichtung“ als Grabfeld und das Bestattungszeremoniell werden vom Gemeindepfarrer und Krankenhausseelsorger Peter Paul Wentz und Kirchhofsverwalter Thomas Höhne umgesetzt.
„Die Beerdigung schafft für die Eltern die Möglichkeit, ihr Baby zur letzten Ruhestätte zu begleiten und der Gedenkstein markiert den Ort der Trauer und des Trostes.“ sagt Prof. Kentenich. Die Psychologin ergänzt: „Es ist gerade auch in den späteren Trauerphasen und für die psychische Verarbeitung einer solchen Tragödie sehr hilfreich und wichtig, dass die Eltern immer wieder an diesen Ort zurückkehren und ihre wenigen Erinnerungen an das verlorene Baby wachrufen können“.
„Und wenn du dich getröstet hast, wirst du froh sein, mich gekannt zu haben.“ steht auf dem von einer Bildhauerin und Hebamme, Marianne Leisegang und dem Künstler Wilfried Christiansen geschaffenen Gedenkstein, der am 28. August um 14 Uhr auf der Luisenlichtung feierlich eingeweiht wird.
Der runde marmorierte Stein mit einem Durchbruch symbolisiert Übergang und Wandel. Der Durchbruch ist nicht ins Zentrum des Steines gesetzt, sondern aus der Mitte gerückt, so wie das Leben der betroffenen Angehörigen durch das Einbrechen der persönlichen Lebensplanung und der tiefen Trauer.
Quelle: DRK Kliniken Berlin - Pressemeldung vom 12.08.2008
- Gesellschaft, Philosophisches - 14. August 2008 - 00:40
Tags: charlottenburg/luisenkirchhof/totgeburt
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