Baum des Jahres 2009: Berg-Ahorn
Der Baum des Jahres 2008 war der Walnussbaum. Zwei Bäume aus dem Ziegenhof an der Danckelmannstraße hatten wir damals im Kiezer Weblog gezeigt.
Am 15. Oktober 2008 wurde nun der Baum des Jahres 2009 gewählt und ausgerufen wurde der Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus).
Also aufgemacht - klar doch, daß wir auch dazu ein Exemplar nicht von irgendwo, sondern selbstverständlich eines nur aus unserem Kiez finden wollten.
Ein möglichst schönes natürlich. Wer hätte nun besser bei der Suche helfen können als das Grünflächenamt unseres Bezirksamtes? Einfach mal eine Mail dorthin geschickt mit einer entsprechenden Anfrage. Zwei Tage später lag die Antwort im Briefkkasten: "Vielen Dank für Ihr Interesse am Baum des Jahres 2009 .... ich sende Ihnen eine 10seitige Liste mit Bergahornen in Charlottenburg."
Toll - Überraschung perfekt. Wir möchten uns auch hier ganz herzlich beim Grünflächenamt bedanken - große Klasse!
Einige Beispiele von Standorten bei uns im Kiez (Auswahl!):
Knobelsdorffstraße:
- HausNr.7 - BaumNr. 131
- HausNr.23 - BaumNr. 118
- HausNr.41 - BaumNr.103
- HausNr.45 - BaumNr. 101
- HausNr.47 - BaumNr.100
- HausNr.49 - BaumNr. 99
Horstweg:
- HausNr.2 - BaumNr. 8 und 9
- HausNr.4 - BaumNr. 11
- HausNr.6 - BaumNr. 13 und 14
- HausNr.16 - BaumNr. 31
- HausNr.19 - BaumNr. 33
- HausNr.38 - BaumNr. 55
Der Berg-Ahorn - Acer pseudoplatanus L. ist der Baum des Jahres 2009
Die Wahl des Bergahorns zum Baum des Jahres 2009 gab Dr. Silvius Wodarz, Präsident der Stiftung Menschen für Bäume, am 15.10.08 in Berlin bekannt. Alljährlich wählt das „Kuratorium Baum des Jahres“, der Fachbeirat der Stiftung, eine Baumart zum „Baum des Jahres“.
Herr der Berge - Baum der Berge
Die Alpen sind die Region, wo der Berg-Ahorn am eindrücklichsten unter Beweis stellt, dass er seinen Namen zu Recht trägt. Im Schweizer Wallis, dort wo die höchsten Gipfel Europas stehen, ist er noch auf fast 2000 Meter als halbwegs wohlgeformter Baum zu finden. In den Kalkalpentälern bildet er in Höhen, in die die Buche nicht mehr vordringen kann, sogar vereinzelt reine Waldbestände.
Der bis zu sechshundert Jahre alt werdende Berg-Ahorn spielt in vielen Bergortschaften eine kulturgeschichtlich ähnliche Rolle wie die Eiche oder die Linde in den flacheren Ortslagen. Der berühmteste Berg-Ahorn stand in dem Schweizer Ort Truns. Unter seiner Krone wurde 1424 der „Graue Bund“ geschmiedet. Regelmäßig bis ins 19. Jahrhundert trafen sich die Graubündner unter diesem Baum, um diesen Bund zu bestätigen.
Auch im übrigen Europa ist der Berg-Ahorn natürlicherweise ein Baum der Bergwälder – von den Kantabrischen Bergen im Nordwesten Spaniens bis hin zu den Karpaten im Osten und vom Harz im Norden bis in die südlichen Apenninen. In den deutschen Mittelgebirgen prägt er vor allem zusammen mit der Esche und der Berg-Ulme die feuchten Schlucht- und Blockhaldenwälder.
Die vegetationskundlich offizielle Nordgrenze seiner natürlichen Verbreitung verläuft am nördlichen Rand der Mittelgebirge. Doch längst fühlt sich der Berg-Ahorn auch im platten norddeutschen Land ausgesprochen wohl – nicht nur als Park- und Straßenbaum oder als Feldgehölz, sondern auch als Waldbaum. Gefördert durch den Menschen hat er sich bis nach Südschweden und weit nach Osten bis tief ins europäische Russland hinein ausgebreitet. In Dänemark beispielsweise wurde er im 17. Jahrhundert kultiviert und ist dort dann verwildert. Selbst übers Meer wurde er verschleppt, so dass der Berg-Ahorn heute auch in England, Irland, Nordamerika und sogar in Chile vorkommt.
Süß-saftiges
Der Zuckergehalt im Saft des Berg-Ahorns liegt im Zeitraum vor dem Blattaustrieb mit 1 – 3 Prozent vergleichsweise hoch, aber damit immer noch deutlich geringer als bei seinem Vetter, dem Zucker-Ahorn in Nord-Amerika, der bis auf 8 % Saccharosegehalt kommt. Doch vor etwa zweihundert Jahren, als der Sklavenaufstand auf der Zuckerinsel Haiti und die Napoleonische Kontinentalsperre den Preis für Rohrzucker ins Unbezahlbare steigerten, wurde auch hier in Europa versucht, eine Ahorn-Zuckerproduktion zu etablieren. Im Berliner Tiergarten, im Wiener Prater und in vielen Orten mehr wurden die ersten größeren Experimente dazu durchgeführt. Letztlich ist daraus jedoch nie etwas geworden, weil zur gleichen Zeit die Zuckerrübe aus der Runkelrübe gezüchtet wurde, die weitaus höhere Zuckerausbeuten garantierte.
Dass der Saft des Ahorns mehr Zucker enthält als die meisten anderen heimischen Baumarten, bekommt man auch im Frühsommer zu spüren, wenn unzählige Blattläuse den nur teilweise verdauten Zuckersaft (Honigtau) verspritzen und alles unter der Krone des Berg-Ahorns mit einem klebrig-süßen Film überziehen.
Nudelholz und Fiedel
Weitaus lukrativer als der Saft ist das Holz des Berg-Ahorns. Das helle, beinahe weiße Holz wurde schon vor rund achttausend Jahren bei den jungsteinzeitlichen Ackerbauern gerne zur Herstellung von Gefäßen benutzt. Bis heute ist es die erste Wahl bei hölzernen Küchengerätschaften wie Schalen, Schneid- und Frühstücksbrettern, Kochlöffeln, Fleischklopfern und Nudelhölzern.
Eine weitere klassische Verwendung hat das recht harte, aber gut drechselbare Holz des Berg-Ahorns im Musikinstrumentenbau gefunden. Wegen seiner schmucken hellen Farbe wird es gerne für Flöte oder Fagott genommen. Und bei Saiteninstrumenten, beim Cello, bei der Bratsche und vor allem bei der Geige ist Ahornholz der Garant für eine wunderbare Resonanz. Berühmt sind die Geigenböden, die aus so genanntem Riegelahorn gefertigt wurden. Bei diesem Holz ist der Verlauf der Holzfasern ungewöhnlich wellig, was im Anschnitt dann einen alternierenden Hell-Dunkel-Schimmer ergibt.
Es gibt eine Fülle weiterer Einsatzbereiche für das Holz des Berg-Ahorns: Zimmerleute nehmen es gerne beim etwas edleren Innenausbau für Treppen und Fußböden. Und auch die Möbeltischler sind begeistert. Lediglich im Außenbereich und als Bau- und Konstruktionsmaterial hat sich das Holz des Berg-Ahorns nicht bewährt.
Eine ganz spezielle Eigenschaft allerdings entfaltet das Ahornholz im Volksglauben als Türschwelle. Denn: Zauberer und Hexen trauen sich nicht über eine solche Schwelle. Selbst wenn nur die Verankerungszapfen in der Schwelle aus Ahorn gefertigt sind – sie bleiben draußen. Und wer ganz auf Nummer Sicher gehen will, der stelle zusätzlich belaubte Zweige ins Fenster: Die fünflappigen, entfernt an gespreizte Hände erinnernden Blätter tun ein Übriges, um all solch unheimliche Wesen fernzuhalten. Auf dass es ein entspanntes Jahr 2009 werde!
Quelle: Baum des Jahres, Stiftung Menschen für Bäume - Pressemitteilung
- Kiez, ZeitZeichen - 27. Oktober 2008 - 00:12
Tags: baum/bergahorn/charlottenburg/klausenerplatz
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