Literarisches Fundstück: zum 135. Todestag von Adolf Glaßbrenner (1810-1876)
Ob er damals auch die Klausenerplatz-Kiez Bewohner meinte ?
Charlottenburger
"Unter diesem Namen sind diejenigen Fuhrleute bekannt, welche mit ihren Wagen vor dem stolzen Brandenburger Thore halten und das Publikum nach Charlottenburg fahren. Dieser freundliche Ort liegt zu Ende des Thiergartens und wird von Residenz-Bewohnern zu allen Jahreszeiten lebhaft besucht. Er hat eine schöne breite Straße mit zahllosen Gasthäusern und öffentlichen Gärten, ein Schloßtheater, einen Polizei-Commissarius und mehrere Gensd`armen. Man genießt hier so zu sagen, die freie Luft, darf nicht rauchen, mustert gegenseitig die Kleidung, amüsiert sich auf solche Berlinische Weise bis die Sonne untergeht, und fährt dann wieder nach der Stadt zurück. Deren Siegesgöttin alle Heimkehrende mit dem Rücken willkommen heißt.
Die Charlottenburger sind, ohne dem Straßenpöbel zu nahe treten zu wollen, unstreitig die roheste Klasse aller Berliner Plebeyer. Bei ihnen schimmert nicht einmal, wie bei den Eckenstehern, durch ihren physischen und geistigen Schmutz die Gemüthlichkeit durch, sondern sie sind das vollständigste personificierte Register aller Gemeinheit. Saufen, Spielen und Gedankenstrich-, so heißen ihre Tugenden, in denen sie sich täglich zu vervollkommnen suchen, und ihre blassen Gesichter und todten Augen sind das sprechendste Bild innerer Nichtswürdigkeit."
Zitiert nach: Berlin, ein literarischer Reiseführer (Hrsg. von Ansgar Bach) Darmstadt: 2007, s. 40
Joachim Neu - Gastautoren, Gesellschaft - 25. Oktober 2011 - 00:04
Tags: charlottenburg/charlottenburger/literatur
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Hier hatte mal jemand geschrieben:
“ .... Hat sich nicht viel verändert
„Im Osten residiert das Verbrechen, im Zentrum die Gaunerei, im Norden das Elend, im Westen die Unzucht, und in allen Himmelsrichtungen wohnt der Untergang.“ (Kästner)
Die schönste Unzucht hatte ich in der Neuen Christstraße 4 .....”
http://blog.klausenerplatz-kiez.de/archi..