Wohnen in Berlin
Bezahlbares Wohnen für Alle
Gemeinschaften älterer Menschen erhalten: Seniorenwohnhäuser sichern auch im Alter eigenständiges Wohnen
Der Landesseniorenbeirat Berlin warnt: „Drastische Mietsteigerungen in Folge von verkauften Seniorenwohnhäusern und deren Modernisierungen sind eine Gefahr auch im Alter selbständig zu bleiben und eigenständig zu wohnen“.
Seniorenwohnhäuser in Berlin wurden einst mit Steuermitteln gefördert, um älteren Menschen für den Rest ihrer Lebenszeit angemessenen und bezahlbaren Wohnraum zu bieten. Häufig mussten sie erst zum Umzug aus dem vertrauten Kiez in kleinere 1- und 2-Raum-Wohnungen motiviert werden. In den Berliner Bezirken sind dort nun Gemeinschaften älterer Menschen gewachsen, deren Zusammenleben von gegenseitiger Hilfe und Unterstützung geprägt ist. Mieterinnen und Mieter können sich in ihre eigenen vier Wände zurückziehen oder die Geselligkeit in Gemeinschaftsräumen erleben.
Das Leben in der vertrauten Hausgemeinschaft steht auf dem Spiel, wenn Modernisierungen und Sanierungen von Investoren geplant werden, wie das jüngste Beispiel am Hansa-Ufer 5 zeigt. „Gewachsene, verlässliche Strukturen zu zerstören wie in Moabit, sind der falsche Weg die Anforderungen generationengerechten Wohnens in sozialer Nachbarschaft zu gewährleisten“, sagt Regina Saeger, Vorsitzende des Landesseniorenbeirates Berlin: „Die in den Leitlinien der Berliner Seniorenpolitik formulierte zentrale Zukunftsaufgabe muss den Verbleib der älteren Menschen in der eigenen Häuslichkeit in allen Bezirken, ob Mitte oder Stadtrand, fördern. Das Füllen der Haushaltskassen durch den Verkauf von Seniorenwohnhäusern trägt nicht dazu bei“. Verbindliches Handeln der Politik zum langfristigen Mieterschutz, auch bei Verkäufen und Modernisierungen, sei notwendig. Ebenso gelte es bei Baugenehmigungen Sorge zu tragen, dass Investoren Nutzungseinschränkungen und Belästigungen bei Umbauten für ältere Mieterinnen und Mieter umfänglich berücksichtigen und auf ein für dieses Mieterklientel zu bewältigendes Minimum reduzieren.
Steigende Mieten sind für betroffene Seniorinnen und Senioren meist schon allein eine Katastrophe und selten finanzierbar. Sie lösen Ängste vor einem nicht mehr zu bewältigendem Neuanfang, meist am Stadtrand ohne vertraute Infrastruktur und gewachsene soziale Kontakte, aus. Am Hansa-Ufer 5 sollen zudem der bisherige Gemeinschaftsraum im Erdgeschoss mit Küche und Toiletten ebenso wie Laubengänge und Teile des Gartens wegfallen. Die Baugenehmigung für ein sechsgeschossiges Wohnhaus liegt vor. „Dabei zeichnen sich gerade Seniorenwohnhäuser dadurch aus, alleine zu wohnen und in Gemeinschaft leben zu können“, sagt Regina Saeger: „Dazu braucht es Rahmenbedingungen, auch um Einsamkeit und Isolation zu verhindern“.
Seniorenwohnhäuser sind durch Lage und Wohnbeschaffenheit den Bedürfnissen des Alters angepasst. Voraussetzung für das Wohnen dort ist in der Regel die selbständige Haushaltsführung. Externe Unternehmen bieten u. a. hauswirtschaftliche Hilfen, fahrbaren Mittagstisch, ambulante Pflegedienstleistungen. Über eigene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Seniorenwohnhäusern entscheiden die Anbieter in eigener Zuständigkeit.
Vor allem angesichts des demographischen Wandels gilt es, geeignete Wohnformen für ältere Menschen zukunftsfähig zu entwickeln statt bewährte Strukturen abzuwickeln.
Weitere Informationen:
Gemeinsame Geschäftsstelle des Landesseniorenbeirates Berlin (LSBB)
und der Landesseniorenvertretung Berlin (LSV)
Telefon
030/9018-22715 - Telefax 030/9018-22734)
Parochialstraße 3 (Raum 230 des Neuen
Stadthauses), 10179 Berlin-Mitte
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag
von 9:00 bis 14:00 Uhr
- Menschen im Kiez, Politik - 08. Juli 2014 - 00:24
Tags: gentrifizierung/mieten/segregation/senioren/seniorenvertretung/wohnen
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