Junge Sänger sind unterwegs
„In Transit“ in der Tischlerei der Deutschen Oper
Oper in der Untergrundstation, das gab es schon einmal mit Straßenmusikern unterhalb der Deutschen Oper auf der nach ihr benannten U-Bahnstation, und das gibt es jetzt wieder mit der Uraufführung von „In Transit“ in der Tischlerei.
Diesmal sind es jedoch bereits dekorierte junge Musiker, die gewissermaßen „auf der Durchreise“ das Lebensgefühl ihrer Generation zum Ausdruck bringen. Die sieben Sänger schöpfen aus ihren ganz unterschiedlichen Erfahrungen, die sie in aller Welt gemacht haben und von denen sie nun musikalisch auf der Berliner Opernbühne berichten. Das sind die Australierin Alexandra Hutton, die Kosovarin Elbenita Kajtazi, die Wienerin Christina Sidak, der US-Amerikaner Carlton Ford, die deutschen Interpreten Martin Gerke und Jörg Schörner sowie der Chilene Alvaro Zambrano. Die Musik stammt von dem russischen Komponisten, Vilonisten und Darsteller Mischa Tangian. Die Szenen verbindet der Schweizer Lukas Truniger als mit dem Laptop agierender Arrangeur.
Eine durchgehende Handlung gibt es nicht. Der Zuschauer sitzt scheinbar in einem Zug, worin ihn die Darsteller zu unterschiedlichen Stationen und Erfahrungen führen. Das wird eine Reise von den „Moskauer Nächten“ bis zum weinseligen Wienerlied „Das Glück ist a Vogerl“. Broadwaynummern erklingen neben Volksliedern aus dem Kosovo. Die Darsteller finden sich zu flüchtigen Begegnungen zusammen. Sie erzählen kurze Geschichten von Ausgrenzung, Intoleranz, Zueinanderfinden, Tanz, Liebe, Mobbing, Nostalgie, Sehnsüchten und Träumen. Doch alle Momente sind flüchtig, weder Leid noch Glück lassen sich festhalten. Zusammen mit der Regisseurin Eva-Maria Abelein und dem Komponisten Mischa Tangian haben die Künstler abseits des Opernrepertoires nach Liedern, Arien und Songs gesucht, die Ausdruck ihres Unterwegsseins sind.
Die nächsten Vorstellungen finden vom 17. bis zum 19. November jeweils um 20 Uhr statt.
Als vor zwei Jahren die Deutsche Oper zu ihrem 100. Geburtstag ihre ehemalige Tischlerei zu einer neuen Spielstätte umbaute, schuf sie eine neue experimentelle Opernbühne, worauf sich vornehmlich junge Talente ausprobieren dürfen. Mittlerweile sind einzelne hier aus der Taufe gehobene Produktionen auf dem Weg in das Repertoire. Im Februar wird die 2013 uraufgeführte empfehlenswerte Kinderoper „Kannst du pfeifen, Johanna“ wieder zu sehen sein.
Nach fast sechsmonatiger Bauphase wird ab dem 28. November wieder auf der großen Bühne gespielt werden. Es wurden, was für das Publikum allerdings nur bei einer Bühnenbesichtigung wahrnehmbar ist, die Obermaschinerie komplett umgebaut und eine modernen Steuerungsanlage eingebaut. Den Auftakt auf der großen Bühne wird Bizets „Carmen“ mit Clementine Margaine in der Titelpartie und unter musikalischer Leitung von Jacques Lacombe geben. Am 29. November folgt „Falstaff“ mit Markus Brück als Sir John Falstaff und Jennifer Larmore als neue Darstellerin von Alice Ford.
Seit dem 100. Geburtstag des Opernhauses wird auch das Foyer verstärkt als Spielstätte genutzt. Hier gibt zum Abschluß der Werkstatt des Dirigentenforums des Deutschen Musikrates der Chor der Deutschen Oper am 21. November um 20 Uhr ein Konzert. Unter Leitung von Chordirektor William Spaulding bereiten sich vier fortgeschrittene Studenten im Fach Chordirigieren darauf vor, an diesem Abend mit dem Chor Ausschnitte aus Tannhäuser, Lohengrin, Turandot und La Rondine zu Gehör zu bringen. Es dirigieren Hsin-Chien Chiu von der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ Weimar, Viktoriia Vitrenko von der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart, Yuval Weinberg und Stelios Chatziktoris von der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“.
Frank Wecker
FW - Gastautoren, Kunst und Kultur - 13. November 2014 - 00:24
Tags: oper
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