Hans Christiansen im rechten Licht
Bröhan-Museum zeigt Wegbereiter des Jugendstils
Foto: Wecker
Solch eine Zusammenschau der Arbeiten von Hans Christiansen war bisher noch nicht zu sehen.
Bis zum 24. Mai zeigt das Bröhan-Museum in der Schloßstraße 1a eine Werkschau von Hans Christiansen, die erstmals mit Gemälden, Plakaten, Modeentwürfen, Tapisserien, Gläsern, Keramik, Schmuck, Glasfenstern, Bestecken und Möbelensembles dessen universelles Wirken als Maler, Grafiker und Designer vorstellt. Als Gestalter zahlreicher Titelseiten der Zeitschrift „Jugend“, die der gesamten Bewegung „Jugendstil“ ihren Namen gegeben hat, ist er einer der wegweisenden Begründer dieser neuen Kunstrichtung.
Dem scheint zu widersprechen, daß heute sein Name im Gegensatz zu Tiffany, Toulouse-Lautrec oder van de Velde aus dem Pariser Salon „Art Nouveau“ nur noch wenigen Experten bekannt ist. Das liegt daran, daß das herrschende Deutschland diesen Künstler, der sich seinem Heimatland innig verbunden fühlte, nicht so richtig haben wollte und in seinen Lehrbüchern deshalb kaum vorkommen ließ. Geboren wurde er am 6. März 1866 in Flensburg, das damals noch nicht zu Deutschland gehörte. Arrogant hatten die Hohenzollern den Wunsch Dänemarks, dem Deutschen Bund beizutreten, abgewiesen und so sollte es erst nach der Niederlage Österreichs als preußische Kriegsbeute zum Deutschen Reich gelangen. Dann verlangten die Nazis von Hans Christiansen, daß er sich scheiden lassen sollte, weil sie seine Ehefrau Claire (geborene Guggenheim) als Jüdin ansahen. „Geschieden wird nicht, Heil Hitler“, wies er das Ansinnen der Nazis ab, worauf sie seinen Namen aus der Kunstgeschichte verschwinden lassen wollten. Das haben Kunsthistoriker verhindert. Der Museumsberg Flensburg kaufte den Nachlaß des großen Sohnes der Stadt auf. Von dort stammt der Großteil der etwa 250 jetzt im Bröhan-Museum gezeigten Kunstwerke, die das Wirken dieses Künstlers in einem Gemeinschaftsprojekt in das rechte Licht rückt. An dem Projekt sind außerdem das Museum Villa Stuck in München und die Mathildenhöhe Darmstadt, wo Hans Christiansen in einer Künstlerkolonie den Freiraum fand, seine vielseitigen Talente zu entfalten, beteiligt. Mit dieser Möglichkeit lockte ihn der Großherzog Ernst Ludwig aus der Metropole Paris in die von ihm eingerichtete Künstlerkolonie nach Darmstadt, womit die hessische Stadt einen festen Platz in der Kunstgeschichte erwarb. Die Künstler errichteten dort ihre Villen, die Lebensraum und Ausstellung zugleich waren. Eines der beeindruckendsten Häuser war die „Villa Rosen“ von Hans Christiansen, die sich mit ihrem grünen Dach und den Jugendstil-Ornamenten am Erker hervortat. Entsprechend dem Namen seiner Villa wurde die Rose zum Leitmotiv, das sich vom Garten bis zum Geschirr und Besteck überall wiederfand.
sind ein Gemälde seiner Ehefrau und Grafiken des Künstlers zu sehen.
Foto: Wecker
Einer der großen Vorzüge des Bröhan-Museums ist, daß es zu den
Sonderausstellungen stets umfangreiche Begleitprogramme gibt, die sich
besonders an die Jugend richten. Hier ist es unter anderem für Schulen
ab der 3. Klasse der Workshop „Mein Traumhaus“, wozu die Villa Rosen
bestimmt viele Anregungen geben kann. Dieser Workshop kann zu einem
Termin nach Vereinbarung unter Tel.: 326 906 25 oder per E-Mail unter
s.koehler@broehan-museum.de gebucht werden.
Für die anderen
Workshops („Entdecke die Decke“, „Kacheln im Jugendstil“, „Mosaik.
Leuchtende Blumen und Schnörkel“) gilt Telefon: 266 422 242. Genauere
Informationen auch zu den kostenlosen Führungen und der Konzertreihe
„Junge Musiker begegnen dem Jugendstil“ gibt es auf der Internetseite
des Museums: www.broehan-museum.de.
Das Museum ist Dienstag bis
Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 8
beziehungsweise ermäßigt 5 Euro. Zur Ausstellung gibt es einen
ausführlichen 216 seitigen Katalog mit zahlreichen Farbabbildungen zum
Preis von 28 Euro.
Frank Wecker
FW - Gastautoren, Kunst und Kultur - 23. Februar 2015 - 00:02
Tags: ausstellung/jugendstil/museum
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