Straßen und Plätze: Heerstraße 151 – Britischer Soldatenfriedhof
daß vor 70 Jahren der Nationalsozialismus besiegt wurde,
und die dabei ihr Leben verloren.
Britischer Soldatenfriedhof
Leicht fährt man an dem britischen Soldatenfriedhof an der Heerstraße vorbei, denn das Hinweisschild steht erst auf Höhe des Einganges, aber auf der fünfspurigen Ein- und Ausfallstraße ist Parken verboten (die nächsten Bushaltestellen: Scholzplatz oder Stößenseebrücke).
Der Friedhof wurde 1955 bis 1957 angelegt; seinen Eingang bildet ein dreibogiger Torbau aus Muschelkalk.
Er ist gemäß den Vorgaben eines Gesetzes des britischen Parlaments von 1918 gestaltet, wonach ein Erinnerungsstein (“Stone of Remembrance”) mit der Inschrift Their Name Liveth for Evermore (Ihr Name lebt immerdar), ein Kreuz (“Cross of Sacrifice”) mit Bronzeschwert und kurzgeschnittener Rasen vorgesehen sind.
Hier liegen 3576 Soldaten bestattet, die während des Zweiten Weltkrieges
in und um Berlin zu Tode kamen, zwei Drittel von ihnen als
Besatzungsmitglieder abgeschossener Bomber der Royal Air Force. Fast
alle stammten aus dem Britischen Commonwealth: Großbritannien, Kanada,
Australien, Neuseeland, Indien, Südafrika; außerdem sind fünf Polen (*)
hier beerdigt.
Die Grabsteine sind aus Sandstein und einheitlich gestaltet mit
Regimentswappen, Name und Alter des Toten sowie dem Symbol seiner
Religionsgemeinschaft. Manche Steine tragen am Fuß einen persönlichen
Spruch der Verwandten.
Viele dieser Soldaten waren sehr jung, als sie starben, Anfang bis Mitte
20. Jetzt liegen diese Toten des Zweiten Weltkrieges neben einer Straße
beerdigt, die am Vorabend des Ersten Weltkriegs angelegt wurde im
Rahmen einer Politik, die bald darauf im Laufe von 31 Jahren 70
Millionen Kriegstote hervorbrachte, darunter die hier ruhenden Toten.
Heerstraße
Denn die Heerstraße entstand als Abschnitt des vom Berliner Schloß fast
gradlinig nach Westen verlaufenden Straßenzuges zum Truppenübungsplatz
Döberitz.
Es begann im 18. Jahrhundert mit der Verbindung zwischen Stadtschloß und
Schloß Charlottenburg; die Chaussee bog am Ernst-Reuter-Platz („Knie“)
jedoch nach Nordwesten ab (Otto-Suhr-Allee). Als Charlottenburg wuchs,
wurde die Straße auch geradeaus weitergeführt, zunächst bis zu südlichen Ende der Schloßstraße in Witzleben (Bismarckstraße) und
noch vor Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Theodor-Heuss-Platz (Kaiserdamm).
Nachdem 1897 der Truppenübungsplatz angelegt worden war, wollte man ihn, an Spandau vorbei, von Berlin aus direkt erreichbar machen. Dafür baute man zwischen 1903 und 1911 die schon bestehenden Straßen und Wege zu einer breiten Verbindungsstraße aus und verlängerte sie bis Döberitz. Bei der Gelegenheit wurde der unbefestigter Weg vom Sophie-Charlotte-Platz zum Theodor-Heuss-Platz zur Prachtstraße umgestaltet (Kaiserdamm, benannt nach Kaiser Wilhelm II., 1906 eröffnet). Die Fortsetzung stieß nahe dem Bahnhof Heerstraße auf eine schon seit Jahrzehnten bestehende, Westend mit Pichelsberg verbindende Chaussee, die bis zum Scholzplatz in die neue Überlandverbindung einbezogen wurde. Nach einem leichten Knick am Scholzplatz überquerte der Straßenneubau dann die Havel und führte südlich an Spandau vorbei zum Truppenübungsplatz.
1911 wurde die Straße eröffnet und erhielt ab Bahnhof Heerstraße
Richtung Spandau den Namen Döberitzer Heerstraße (der Abschnitt vom
Theodor-Heuss-Platz bis zum Bahnhof wurde Teil des Kaiserdamms). Um 1920
änderte man den Name in An der Heerstraße. Erst seit 1950 heißt der 11 km lange
Straßenzug ab der Landesgrenze in Staaken, jetzt über den Bahnhof
Heerstraße hinaus bis zum Theodor-Heuss-Platz, Heerstraße – einst ausersehen, Teil der 50 km langen,
prächtigen Ost-West-Achse der Welthauptstadt Germania zu werden, heute ganz
prosaisch klassifiziert als Straße der Kategorie I.
MichaelR (Text und Fotos)
(*) Nach der Besetzung Polens durch die
faschistische Wehrmacht bildete sich in London eine polnische
Exilregierung. Unter Führung durch General Władisław Anders wurde eine
polnische Freiwilligenarmee gegründet, die auf Seiten der Westalliierten
kämpfte. Aber auch auf Seiten der UdSSR wurde eine Freiwilligenarmee
unter General Stanisław Popławski gebildet, die unter anderem an den
Endkämpfen in Charlottenburg beteiligt war. Als Gegensatz zur
bürgerlichen Londoner Exilregierung gab es das moskaufreundliche
Lubliner Komitee. Die auf dem Friedhof Heerstraße Bestatteten gehörten
u. a. der 300. Schwadron der Polnischen Luftwaffe in Großbritannien an,
die gemeinsam mit der Royal Air Force Bombenangriffe auf Berlin geflogen
hatte.
A.S.
Quellen:
Britischer Soldatenfriedhof:
Bezirkslexikon
Senator für Stadtentwicklung und Umwelt
Wikipedia
Heerstraße:
Bezirkslexikon
Kauperts
MichaelR - Gastautoren, Geschichte - 26. März 2015 - 00:02
Tags: friedhof/kriegsende/plätze/stadtgeschichte/straßen
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