Straßen und Plätze: 7 Fußgängerbrücken
Am Teufelsberg, aufgeschüttet aus 26 Millionen Kubikmetern Trümmer, die der Zweite Weltkrieg in Berlin hinterlassen hatte, befindet sich zum winterlichen Vergnügen von Jung und Alt eine Rodelbahn, die zu den schnellsten Abfahrten der Stadt gehört. Von 1963 bis 1972 gab es hier sogar Schneekanonen und einen Schlepplift, obwohl der ‚Aufstieg‘ zu Fuß nur ein paar Minuten dauert. Auf ungefähr halber Höhe wird diese Rodelbahn von einer Holzbrücke überquert, die Teil eines Rundwanderweges ist und 1973 aus verleimten Nadelholzbrettern errichtet wurde.
Hasensprungbrücke
Mitten in der Villenkolonie Grunewald überquert seit 1920 eine Fußgängerbrücke die schmale Verbindungsrinne zwischen Diana- und Königssee und gestattet einen schönen Blick auf die beiden 1889 künstlich angelegten Gewässer, die zur sogenannten Grunewaldseenkette gehören. Ihren Namen soll die Brücke nach einer Weinanbaulage in Hessen erhalten haben. Die Brüstung der Bogenbrücke aus Beton ist geschmückt mit zwei Hasenskulpturen aus Muschelkalkstein, die der Berliner Bildhauer Eberhard Encke (1881-1936) im Jahr 1924 fertigte. Heute gehört die Hasensprungbrücke zu den Baudenkmälern der Stadt.
Friedhofsbrücke (Friedhof Grunewald/Bornstedter Straße)
Der Friedhof Grunewald wurde 1892 auf einem für den Wohnungsbau ungeeigneten Gelände zwischen Bahngleisen angelegt: im Winkel der sich kreuzenden Strecken der Ringbahn und der Stadtbahn Richtung Potsdam, und auf der dritten Seite begrenzt von einem heute toten Gleis, das einst die direkte Verbindung zwischen Bf. Grunewald und dem Südring war und von der Brücke – als einzigem Friedhofszugang – überquert wird. Am Bf. Grunewald mündete diese Strecke ins Gleis 17, von dem aus ein Teil der „Osttransporte“ der Berliner Juden nach Theresienstadt und Auschwitz stattfand – ob allerdings über eben dieses Gleis oder doch ein anderes, das am Westkreuz vorbei in den Nordring einmündet, ist unsicher.
Die heutige Brücke entstand erst
2001. Sie verfügt zwar über eine Fahrbahn und beiderseitige Fußwege, ist
aber meist durch ein schmiedeeisernes Tor für den Fahrzeugverkehr
gesperrt. So ist die namenlose, 11 m lange Friedhofsbrücke meist eine
Fußgängerbrücke für Besucher des Friedhofs, die vielleicht das Grab
einer der vielen bekannten Persönlichkeiten aus der Kolonie Grunewald aufsuchen
wollen.
Trabener Steg
Der Trabener Steg, benannt nach der pfälzischen Stadt Traben-Trarbach, liegt etwa 200 m von der Friedhofsbrücke entfernt und verläuft parallel zu dem erwähnten toten Verbindungsgleis, mit dem es gemeinsam die Stadtautobahn überquert. Erbaut wurde er 1956 oder 1957. Seine Entstehung verdankt er einer „Vision“, die der Westberliner Bausenator Rolf Schwedler 1956 hatte: „Die Stadt Berlin sollte nach dem Vorbild Los Angeles möglichst autogerecht neu angelegt werden.“ (S. 13) Der erste Schritt dorthin war (neben der Beseitigung der Straßenbahn und der Forcierung des U-Bahnbaus) der Bau des „Stadtrings“ zwischen Halensee und Hohenzollerndamm. Seitdem verbindet dieser „Steg“ – eigentlich eine „kleine, schmale Brücke, meist aus Holz“ – die Trabener Straße mit der Bornstedter Straße über eine 96 m breite Schneise, in der eine der verkehrsreichsten Straßen der Republik (über 170.000 Fahrzeuge pro Tag) sowie die beiden Armen der Halenseestraße mit ihren Autobahnauffahrten liegen. Vor dem Bau der Stadtautobahn befand sich hier eine normale Straßenkreuzung.
Wangenheimsteg
600 m weiter auf dem Stadtring Richtung Hohenzollerndamm wurde zeitgleich mit dem Trabener Steg auch der 68 m lange Wangenheimsteg über die Stadtautobahn gebaut. Ein Vergleich mit dem Stadtplan von 1954 macht deutlich, wie sehr dieses Viertel durch die Autobahn zerstört und geteilt wurde, einschließlich der Beseitigung ganzer Straßen. Da blieb nur der Bau dieses Steges, um die beiden Teile wenigstens noch an einer Stelle zu verbinden.
Seinen Namen hat der Steg nach dem erzkonservativen Gutsherrn Conrad Freiherr von Wangenheim (1849-1926), der zwischen 1898 und 1903 für die Deutschkonservative Partei im Preußischen Abgeordnetenhaus und im Reichstag saß.
Volksparksteg
Eine ganz andere Art Brücke ist die 1969-71 erbaute erste Schrägseilbrücke Berlins in der Bundesallee, die den westlichen mit dem östlichen Teil des Volksparkes verbindet. Sie dient Fußgängern und Fahrradfahrern dazu, problemlos die verkehrsreiche Bundesallee zu überqueren. Der Steg aus Stahl ist 65 Meter lang und die ihn tragenden Seile sind in einen mehr als 36 Meter hohen Pylon eingehängt.
Eine weitere Schrägseilbrücke ist der Hohe Bogen, eine 1974 errichtete Fußgängerbrücke, die von der Rudolstädter Straße über die Ringbahn und die Stadtautobahn zur Grünanlage mit dem Stadion Wilmersdorf führt. Dieses Sportgelände, zu dem unter anderem auch das Horst-Dohm-Eisstadion gehört, verdankt der Kiez einer Aufschüttung aus Trümmern des Zweiten Weltkrieges.
(korrigierte Fassung 26.4.2020)
Katrin Gámez und MichaelR
K. Gámez / MichaelR - Gastautoren, Geschichte - 21. Juni 2015 - 00:04
Tags: brücken/plätze/stadtgeschichte/straßen
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