Menschen und Mode in unterschiedlichem Blick
Helmut Newton im Kontext von Horvat und Brodziak
Newton, Horvat und Brodziak - dank der Helmut Newton Stiftung werden diese Namen erstmals in einem Atemzug genannt. Bis zum 15. November können Fotografien dieser drei Künstler in der Jebensstraße 2 in ihrem Zusammenhang und ihrer Gegensätzlichkeit betrachtet werden.
Dies ist reizvoll, weil sich die Künstler gleichen Sujets - Mode, Porträt und Akt - widmen, zum Teil auch für die gleichen Magazine gearbeitet haben, aber in ihrem Schaffenshöhepunkt zeitlich auseinanderliegen. Dadurch werden auch Entwicklungen der Meisterfotografie in diesen Sujets ablesbar.
Der Hauptraum gehört dem jüngsten aus dem Dreierbund - dem knapp 40jährigen Polen Szymon Brodziak. Es ist seine erste Ausstellung in Deutschland. Es werden 30 teils großformatige Schwarz-Weiß-Aufnahmen aus seiner Serie „One“ gezeigt. Besondere Faszination üben seine Bilder aus, wenn seine Models vom Milieu gebrochen und mit den Objekten verschmolzen werden. Sie werden zum Stil einer Blume, zum Ständer einer Lampe oder zu einem Baumstamm, den die Beine wie eine Liane umschlingen.
Nur acht Jahre jünger als Helmut Newton ist der Italiener Frank Horvat. Während für Helmut Newton das Atelier von Yva in der Schlüterstraße prägend wurde, waren es für Frank Horvat die Begegnungen mit Robert Capa und Henri Cartier-Bresson. Dies ist seinen späteren Modeaufnahmen anzusehen. Wie Newton und Brodziak inszeniert er die Modepräsentation in Geschichten, doch die Geschichten von Horvat spielen in einem realitätsnahen sozialen Milieu, aus dem sich fokussiert die Modeidee abhebt. Ihm allein gehört der Straßenflügel der Ausstellungsräume, wo erstmalig in Berlin 200 Arbeiten aus seinem Ausstellungsprojekt „House with Fifteen Keys“ gezeigt werden.
in der jüngsten Ausstellung sowohl als Model als auch als Fotografin zu sehen.
Foto: Wecker
Fast in die Nebenräume abgedrängt erscheint dagegen die Präsentation Helmut Newtons. Sie setzt die Ausstellung „Permanent Loan Selection II“, die aus Anlaß des 10. Jahrestages der Stiftungsgründung gezeigt wurde, fort. Sie stellt bekannte Fotografien und auch immer wieder Neuentdeckungen aus dem der Stiftung als Dauerleihgabe übergebenen Nachlaß Helmut Newtons vor. Erneut können Porträts prominenter Persönlichkeiten präsentiert werden, die zuvor noch nicht ausgestellt worden waren. Das betrifft auch den Ausstellungsteil „Helmut Newton / Alice Springs: Us and Them“ in Junes Room, wo Selbstporträts von Helmut Newton und Porträtaufnahmen Helmut Newtons, die seine Frau June aufgenommen hat, gezeigt werden. Die Fotografien zeigen die Innigkeit und Zärtlichkeit der Beziehung und dem Meister ist es gelungen, die Schönheit seiner Frau in den Fotos unvergänglich werden zu lassen.
Dieser Teil bringt auch Farbe in die Ausstellung und mehr noch einen vertrauensvollen Blick auf die Persönlichkeiten wie David Hockney, David Bowie und Charlotte Rampling, die sich auf ihren Betten fotografieren und Helmut Newton mit der Kamera in ihren Nachtschrank blicken ließen.
mal mit einer Blume aber auch mit einer Stehlampe, über deren Funktion
das Model mit dem Schalter in der Hand selbst entscheidet.
ermöglicht jedem Betrachter seine eigene Interpretatrion.
Die Helmut-Newton-Stiftung befindet sich im Museum für Fotografie in der Jebensstraße 2. Sie ist Dienstag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr, donnerstags bis 20 Uhr sowie am Wochenende von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 10 Euro, ermäßigt 5 Euro.
Weitere Informationen gibt es im Internet unter: www.helmut-newton.de.
Frank Wecker
FW - Gastautoren, Kunst und Kultur - 12. September 2015 - 19:56
Tags: ausstellung/fotografie/museum
Kein Kommentar
Kein Trackback
Trackback link: