Eine Bilderreise zu den Wurzeln des Tangos
Carlos Hulsch zeigt neue Bilder von Eduardo Blidner
Noch bis zum 26. August ist in der Galerie Carlos Hulsch im Ku’dammkarree Kurfürstendamm 206-208 (Eingang Lietzenburger Straße) die Ausstellung des argentinischen Fotografen Eduardo Blidner „tango argentino” zu sehen.
Ungewollt ist diese Ausstellung zum Vermächtnis des Fotografen geworden, denn, bereits während er die Ausstellung und auch das gleichnamige Begleitbuch gemeinsam mit seinem Galeristen Carlos Hulsch vorbereitete, wußte der an den Rollstuhl gefesselte Fotograf, daß er die Vernissage in Berlin nicht mehr erleben würde.
Eduardo Blidners Sujet ist die Tangokultur in Buenos Aires, gleichwohl er auch Ausflüge in Architekturstudien, Landschaftsaufnahmen und die Aktfotografie unternahm. In seiner jüngsten, gewiß aber trotz seines Todes bestimmt nicht letzten Ausstellung, widmet er sich wieder dem Thema seines Lebens. Tänzerische Szenen sind dennoch wenig zu sehen, vielmehr wendet er sich dem Milieu und der Quelle des argentinischen Tangos zu. Bescheiden sagt der Künstler, daß er mit diesen Aufnahmen eine „künstlerische Dokumentation im ursprünglichen Umfeld“ habe schaffen wollen, „eine soziale Dokumentation von Kunst“. Diese Bilder sind wahrlich mehr als eine Dokumentation, denn sie erzählen. Sie erzählen die Geschichte der Menschen, die in einem tristen Milieu mit ihrer Kunst des Tanzens und Musizierens eine eigenständige die Epochen überdauernde Kultur geschaffen haben, die sich über die ganze Welt verbreitet hat. Der Tango hat seine eigene Gestik. Diese Gestik ist in den Bildern Eduardo Blidners das bestimmende Element. Das gilt selbst für die Aufnahmen, die fern des Tanzes zu liegen scheinen. Für die „Dokumentation“ hat Eduardo Blidner keine Mühe und keinen Aufwand gescheut. Selbst die Kleidung seiner Models hat er nach seinen Vorstellungen anfertigen lassen. In der modernen Stadt Buenos Aires hat er diejenigen Orte aufgespürt, wo noch der Atem des ursprünglichen Tangos zu spüren ist. Es sind aktuelle zeitgenössische Aufnahmen, dennoch scheinen sie aus dem Ende des 19. Jahrhunderts zu stammen.
Eduardo Blidner arbeitete vorzugsweise mit Schwarz-weiß Filmen.
Carlos Hulsch hat für die Ausstellung 40 Arbeiten ausgewählt. Es sind
Einzelabzüge von letzter Hand, die jedoch in unterschiedlicher
Ausführung, mal auf Hochglanzpapier, mal auf mattem Papier und mal im
Sepiaton des Silbergelatineabzugs vorliegen.
Über 20 Jahre reicht
das fotografische Schaffen Eduardo Blidners. Ab 2000 wurden seine
Arbeiten unter anderem in New York, Chicago, London, Berlin, Italien,
Polen, der Tschechischen Republik, in China und Japan gezeigt. Sie sind
in zahlreichen Museen und Sammlungen vertreten. Einer seiner
entscheidenden Förderer ist der im Kiez des Klausenerplatzes lebende
Galerist Carlos Hulsch.
Die Galerie Hulsch ist Dienstag bis
Freitag von 15 bis 19 Uhr geöffnet. Weitere Informationen gibt es im
Internet unter www.carlos-hulsch.de. In der Ausstellung sind auch Bilder
zu sehen, die nicht in dem Begleitbuch erschienen sind: Blidner,
Eduardo: tango argentino. Faszination Buenos Aires. Berlin 2016. 144 S.
75 Abb. ISBN: 978-3-89479-825-3, 24,95 Euro.
FW
FW - Gastautoren, Kunst und Kultur - 24. Juli 2016 - 00:02
Tags: ausstellung/fotoausstellung/fotografie/galerie/tango
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