Spende ist nicht gleich Spende
Komödie „Aufguß“ erreicht Berlin
„Ein Geck zwei Stunden plattgewalzt“, heißt es nicht in einer Kritik zur neuen Produktion „Aufguß“ im Theater am Kurfürstendamm, sondern ist eine Äußerung des Unverständnisses von Autor, Regisseur und Darsteller Rene Heinersdorff gegenüber den Pressefotografen, die, statt sich mit ein paar Szenen zufriedenzugeben, partout das ganze Stück sehen wollten.
Diese kolossale Untertreibung kann sich der Autor leisten. Die Tatsachen sprechen für ihn. Seit der Uraufführung vor drei Jahren im Theater an der Kö ist die Komödie unverwüstlich. Sie war außer in Düsseldorf unter anderem in Frankfurt/Main, München und Dresden erfolgreich und erntete unmittelbar vor Berlin auch in Hamburg begeisterten Applaus.
In bezug auf die Geschichte mag der Autor nicht allzusehr untertrieben haben, die Brillanz der Aufführung machen die Pointen in den Dialogen aus, die von den fünf Schauspielern wie ein Feuerwerk abgebrannt werden. Das sind: Jeanette Biedermann, Hugo Egon Balder, Rene Heinersdorff, Madeleine Niesche und Max Claus. Neben Jeanette Biedermann dürfte Hugo Egon Balder aufgrund seiner Moderation schriller Fernsehshow die größte Popularität besitzen. Am Ku‘damm zeigt er, was wirklich in ihm steckt. Im Gegensatz zu Max Claus ist es Madeleine Niesche bisher versagt geblieben, durchs Fernsehen populär zu werden, was keinesfalls heißt, daß sie jenen Stars nachsteht. Im Gegenteil, die Theaterbühne fordert und fördert das eigentliche dramatische Talent. Das wird auch Max Claus wissen, der als Schönling in der Serie „Unter uns“ populär werden durfte, am Theater aber Aufgaben wie den „Faust“ und den „Fiesco“ bekam.
Das Stück selbst ist tatsächlich „nur“ eine simple Verwechslungskomödie. In einem Wellneßhotel begegnen sich fünf Menschen, wovon sich der eine eine saftige Geldspende von einem Gast für seine Klinik erhofft, ein anderer eine Samenspende für seine Partnerin, um deren Kinderwunsch zu befriedigen. Daraus ergeben sich die Verwicklungen: Wenn der eine von „Spende“ spricht, denkt sein Gesprächspartner, daß die Samenspende gemeint sei und umgekehrt. Daraus zwei Stunden köstliche Unterhaltung auf höchstem komödiantischen Niveau zu fabrizieren ist große Kunst.
Das Stück wird en Suite bis zum 14. Mai gespielt. Karten ab 21 Euro können unter Tel.: 885 911 88 und im Internet unter www.komoedie-berlin.de bestellt werden.
Frank Wecker
FW - Kunst und Kultur - 04. April 2017 - 00:02
Tags: komödie/schauspieler/theater
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