Mehr Geld für Obdachlose
Senat erhöht Zuwendungen für BahnhofsmissionAm Mittwoch, 29. November, hat der Senat beschlossen, der Mission am Bahnhof Zoo zusätzlich 200 000 Euro zur Verfügung zu stellen und zusätzlich auch das Hygieneprojekt um 100 000 Euro aufzustocken.
Aus Unkenntnis wird die Freude bei den Nutznießern begrenzt sein, dafür ist sie um so größer bei Missionsleiter Dieter Puhl, der dadurch auch den Kältebus länger fahrenlassen kann. Angesichts der bevorstehenden Kälte ist es eine dringend benötigte Hilfe. Wie in anderen Städten wächst die Zahl der Obdachlosen auch dadurch, daß mehr Verarmte aus dem osteuropäischen Raum nach Deutschland gelangen. Aber auch von Obdachlosen von Skandinavien bis Österreich wird die Bahnhofsmission aufgesucht. Anders als beispielsweise in Hamburg scheint der Berliner Senat dem mit weiterer Hilfe Rechnung zu tragen. Dieter Puhl ist für diese Haltung der Bahn, der Bundespolizei aber auch Berliner Politikern dankbar. „Besonderen Dank schulden die Obdachlosen solchen Politikerinnen wie Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Die Linke) und der Abgeordneten Ülker Radziwill (SPD)“, sagt Dieter Puhl gegenüber dem Kiezwebteam.
Foto: Wecker
Noch vor Jahren zog es Obdachlose aus Flensburg, Köln, Magdeburg, Stuttgart, München oder Kassel nach Berlin, wahrscheinlich, weil hier besser und toleranter mit ihnen umgegangen wird. Im Süden scheint es ruhiger geworden zu sein, denn jetzt kommen von dort Helfer nach Berlin, um in der Heimat von den sozialen Problemen aus Berlin zu berichten und um Hilfe zu werben. Aus diesem Grund versieht dort die 25jährige Studentin Kerstin Milleder aus Ingolstadt als Praktikantin ihren Dienst. Vor dem Hygienezentrum empfängt sie die Bedürftigen, händigt ihnen Handtücher, Seife, Zahnbürsten und Wäsche aus. Für sie ist dieses Hygienezentrum eine großartige Einrichtung, die sie von keinem anderen Ort in Deutschland kennt. Sie gehört nicht zu den künftigen Sozialarbeitern, die sich hier mit einem Praktikum auf den Beruf vorbereiten. „Aus meiner Heimat kenne ich solche sozialen Probleme, wie ich sie hier antreffe nicht. Ich will das Leben und die Schicksale dieser Menschen kennenlernen und so gut ich es kann, ihnen helfen.“ Sie studiert 3-D-Design in Brisbane und München.
sondern auch die Möglichkeiten zu warmherzigen Gesprächen.
Foto: Wecker
Aber so einfach in den Beruf kann sie mit dieser Erfahrung nicht gehen. Vielleicht entsteht aus den Berliner Erlebnissen eine Zeitschrift, wo die Geschichten der Obdachlosen erzählt werden, zumindest aber eine Fotoausstellung. Ebenso wichtig wie die praktische Hilfe ist ihr das Gespräch mit den Obdachlosen. Sie möchte, daß sie Vertrauen fassen und sie ihnen auch im Gespräch menschliche Wärme geben kann. Es sind solche Schicksale wie das von Norbert (Name geändert), die sie berühren. Er hatte früh seine Eltern verloren. Bis zum Alter von 17 Jahren waren Heime Ersatz für das Elternhaus. Daraus ist er förmlich auf die Straße entlassen worden, wo er nunmehr seit 30 Jahren lebt. Seine Freude auf das Weihnachtsfest besteht darin, daß er gemeinsam mit Schicksalsgenossen zwischen Bahntrasse und Zoo zum Heiligen Abend einen Weihnachtsbaum schmücken wird. Vielleicht wird ihnen an diesem Abend ein Engel erscheinen, vielleicht im Körper von Kerstin Milleder, die an diesem Abend am Gottesdienst in der Bahnhofsmission teilnehmen wird.
Frank Wecker
FW - Gastautoren, Gesellschaft - 04. Dezember 2017 - 00:24
Tags: bahnhofsmission/obdachlos
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