1-Euro-Jobs = Staatliches Lohndumping?
Angeblich sollen 1-Euro-Jobber sogenannte "zusätzliche Arbeit" übernehmen. Ich kenne Dutzende Menschen, die 1-Euro-Jobs haben, aber von keinem würde ich sagen, dass er oder sie tatsächlich "zusätzliche" Arbeit verrichtet.
Nehmen wir das Kiezbüro: Es gab einmal einen festangestellten Kiezmanager. Der wurde allerdings rasch in den Vorruhestand entsorgt und die 1-Euro-Jobber rückten nach. Zum Teil mit den abenteuerlichsten Arbeitsbeschreibungen versehen (Reparatur von Sportgeräten, wie ich hörte), schmeißen sie den gesamten Betrieb: Sie managen das Büro, leisten Hausaufgabenhilfe, organisieren Ausstellungen, die Kunstwochen und vieles mehr.
In Berlin sind 1/4 aller Bezirksamtsmitarbeiter 1-Euro-Kräfte, allein an Neuköllner Schulen arbeiten rund 500 1-Euro-Kräfte, in einigen Gartenbauämtern gibt es mehr 1-Euro-Jobber als Festangestellte (DIE ZEIT).
Kann mir mal einer erklären, wie es in einem Amt mehr "zusätzliche" als "reguläre" Arbeit geben kann?
Kann mir mal einer erklären, wie ein vernünftiger Mensch an die Fantasmen von der "zusatzlichen" Arbeit glauben kann?
Kann mir mal einer erklären, weswegen weder SPD noch PDS noch GRÜNE eine Untersuchung in Auftrag geben, in der überprüft wird, ob nicht am gleichen Ort, wo heute 1-Euro-Jobber arbeiten, in den vergangenen Jahren systematisch Stellen weggespart wurden?
Den dicksten Fisch hat ohne Zweifel Minister Tiefensee geangelt: Nach dem die Bahn in den letzten Jahren viele Zugbegleiter und Servicepersonal wegrationalisierte, sollen nun "Arbeitslose" diese Aufgaben für einen Dumpinglohn übernehmen. Zum Wohle eines in Kürze börsennotierten Unternehmens!
Kann mir mal einer erklären, weshalb der Bezirk Charlottenburg nicht einfach alle Mitarbeiter (sagen wir bis zur Gehaltsstufe A13) entlässt und hinterher als 1-Euro-Jobber wieder einstellt? Das würde doch wahnsinnig Kosten senken!
ulli - Charlottenburger Kiez-Kanonen, Gesellschaft, Politik - 09. September 2006 - 15:46
sechs Kommentare
Nr. 2, JR, 09.09.2006 - 20:30 Angeblich werden sogar in der Schloßpark-Klinik MAE-Kräfte eingesetzt – und das für ganz normale Jobs, nur geht halt bei denen kein Wochenend-Schichtdienst. Eigentlich ne Sauerei, wenn das wirklich stimmen sollte… |
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Die Ausbeutung von 1-Euro-Jobbern geht bei manchen sogar soweit, daß man über einen ehrenamtlichen Verein diese “Hilfskräfte” sich besorgt, diese dann aber im eigenen Betrieb “ausnutzt”. Die von diesen Hilfskräften geleistete Arbeit wird wiederum an den Kunden weiter gereicht, aber natürlich steht auf der Rechnung dann ein Lohn für einen Festangestellten. Wenn nicht sogar “Meistergebühren” verlangt werden. Da ist ein zu zahlender Stundenlohn bis zu 120 Euro keine Ausnahme. Und gleichzeitig verdient das Unternehmen auch noch am 1-Euro-Jobber, da man ja die Verwaltung vom Staat auch noch bezahlt bekommt!
Und im KiezBüro.. nunja..
eigentlich sollen diese Kräfte nur zusätzliche Arbeit machen bzw. unterstützend tätig sein. Sprich, die Hauptarbeit sollten Vereinskräfte machen.
Aber, dies ist keine Ausnahme.. in der Regel wird das bei fast allen ehrenamtlich tätigen Vereinen gemacht.
Mich stört nur, dass man nach aussen hin so sozial tut, sogar über diese “Ausbeute” motzt.. sich aber schön aus diesem Pool die Kräfte besorgt.
Ich finde, in einem Verein sollten auch die Vereinskräfte tätig werden!!
Gruss,
Marcel