Widerständler aus dem Glauben
Der Klausenerplatz, der unserem Kiez seinen Namen gibt, hieß nicht immer so. Angelegt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, diente er zunächst als Reitplatz des Gardes du Corps-Regimentes. 1887 bekam er den Namen Prinz-Friedrich-Karl-Platz. 1921/22 wurde er durch Erwin Barth umgestaltet, Kinderspielplatz, Sitzreihen und Pappel-Rondellen wurden angelegt. Die mächtige Fassade der Kloster- und Kirchenanlage von St. Kamillus, die dem Platz bis heute sein Gesicht gibt, entstand 1931/32. Nach den Zerstörungen während des 2. Weltkriegs wurde der Platz in leicht abgewandelter Form durch Walter Hilzheimer rekonstruiert. Seit 1950 erinnert er an Erich Klausener, den ersten katholischen Glaubenszeugen des III. Reiches.
Erich Klausener wurde 1885 in Düsseldorf geboren. Nach dem Jurastudium und Militärdienst im 1. Weltkrieg wurde er Landrat in Adenau in der Eifel, später in Recklinghausen. 1926 kam er nach Berlin und arbeitete als Ministerialdirektor im preußischen Innenministerium. 1928 übernahm er den Vorsitz der Laienbewegung „Katholische Aktion“, die den 32. Märkischen Katholikentag 1934 in Berlin ausrichtete. Auf dem Gelände der Galopprennbahn Hoppegarten, dem Ort des Kirchentags, hielt er am 24. Juni eine flammende Rede, in der er die Rassen- und Kirchenpolitik der Nazis scharf angriff. Auf direkten Befehl Hermann Görings wurde Erich Klausener wenige Tage später in seinem Büro von der Gestapo erschossen.
Am Mittwoch, den 24. Juni 2009, dem Jahrestag der Kirchentagsrede, ehrt das Erzbistum Berlin mit einer Gedenkveranstaltung den überzeugten Widerständler aus dem Glauben. Um 17:30 Uhr findet im Rathaus Hoppegarten ein Festakt zu Ehren Klauseners statt. Um 18:30 Uhr werden auf dem Vorplatz der Rennbahn ein Denkmal und eine Gedenktafel zu Ehren des Ermordeten enthüllt. Und um 19:00 Uhr beginnt auf der Galopprennbahn ein Pontifikalamt mit dem Berliner Erzbischof Georg Kardinal Sterzinsky. Der Abend klingt aus mit einem Beisammensein im Rathaus-Saal. Das Gelände der Galopprennbahn ist mit der S-Bahnlinie 5 gut zu erreichen, die nächst gelegene Haltestelle ist „Hoppegarten“.
Erich Klausener, dessen Wahlspruch lautete „Sei wahrhaftig in deinem Handeln!“, wurde von den Nazis getötet, weil er dem totalitären Anspruch der NS-Ideologie aus christlichen Motiven entschieden widersprach. Ihm folgten Bernhard Lichtenberg und Dietrich Bonhoeffer, Edith Stein und Alfred Delp sowie viele andere namentlich nicht mehr Bekannte. Im Norden Charlottenburgs, unweit der ehemaligen Hinrichtungsstätte Plötzensee, steht die Kirche Maria Regina Martyrum, die Gedächtniskirche der deutschen Katholiken für die Märtyrer des III. Reiches. Dieser leicht einschüchternde Ort, eine Kreuzung aus Gebäude und Denkmal, soll erinnern an jene, die dem eisernen Rad des Faschismus in die Speichen gegriffen haben, unter Einsatz ihres Lebens. Hier hat Erich Klausener seine letzte Ruhestätte gefunden. Im Kiezalltag gelingt auf ganz banale Weise die Aufhebung der Zeit: kann es eine schönere Form der Anerkennung des Handelns geben als das Weiterleben eines Namens über den Tod hinaus, an zentraler, belebter Stelle? Erich Klausener sprach und tat das ihm Selbstverständliche in einer Zeit, als der Terror der Nazis erste unmissverständliche Schneisen in die Gesellschaft geschlagen hatte. Möge er den Heutigen mit dieser kompromisslosen Haltung Mahnung und Vorbild sein.
Andrea Bronstering - Gastautoren, Geschichte - 22. Juni 2009 - 00:07
Tags: berlin/charlottenburg/erich_klausener/klausenerplatz/widerstandskämpfer
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Hier ist ein Artikel mit Bildern von der Gedenkveranstaltung für Dr. Erich Klausener aus Hoppegarten.
http://st-matthias-berlin.de/aktuelles/e..
Herzlichen Dank für Ihre schönen Worte vom Klausenerplatz
Bernhard S.