Neue Ausstellung der Galerie Theis
Die Galerie Theis lädt herzlich zu einer neuen Ausstellung ein. Zur Eröffnung der 60. Sonderausstellung "Lutz Könecke - Unikate" in Anwesenheit des Künstlers spricht Dr. Walter Lokau, Museum für Angewandte Kunst, Grassimuseum Leipzig am Mittwoch, dem 30. September 2009 um 19:00 Uhr.
Ausstellung vom 1. – 31. Oktober 2009
Öffnungszeiten
Di bis Sa: 14:00 – 18:00 Uhr
Mo: 17:00 – 18:00 Uhr
u. nach Vereinbarung
GALERIE THEIS
am Keramik-Museum Berlin
Schustehrusstraße 15
Bollhagen-Shop, früher am Klausenerplatz in der Neufertstraße, jetzt am Keramik-Museum
Wilmersdorfer Str. 9
Tel. 030 - 321 23 22
Lutz Könecke
Keramische Gefäße, das Handwerk der Töpferei, ja die Geschichte der modernen deutschen Keramik des 20. Jahrhunderts durchziehen die Familiengeschichte des 1973 geborenen Lutz Könecke seit Generationen: Der Urgroßvater ist kein Geringerer als der Bauhaus-Keramiker Otto Lindig – die Großtante Rosemarie Könecke war Töpferin wie die Mutter Ulrike Könecke auch – der Vater Gerald Könecke schließlich ist ein passionierter und engagierter Sammler von Keramik.
Nach einer Ausbildung als Elektroinstallateur studiert Lutz Könecke ab 2000 Keramik an der Kunsthochschule Kassel, zunächst bei dem Gefäßkeramiker Prof. Ralf Busz, der einst die Kasseler Klasse von seinem Lehrer Walter Popp übernommen hatte – ab 2004 dann, nach Busz` altersbedingtem Ausscheiden und der Schließung der Keramikklasse, bei Prof. Urs Lüthi, der, freilich selbst kein Keramiker und in den Bereichen der Performance, der Fotographie, der Malerei und Objektkunst tätig, Köneckes Ambitionen in der Gefäßkeramik mit großer Offenheit unterstützte. 2005 schließt Lutz Könecke sein Studium ab, wird anschließend Meisterschüler bei Lüthi; seit 2007 hat er eine eigene Werkstatt in Kassel.
Lutz Köneckes keramische Arbeit ist bestimmt vom Thema des auf der Töpferscheibe gedrehten Gefäßes, das er als Gebrauchsgegenstand historisch reflektiert und zugleich als Objekt in der Art seiner Präsentation konzeptuell ästhetisiert. Die Auseinandersetzung mit dem Werk des großen Kasseler Lehrers Walter Popp, der durch seine extremen Gefäßmontagen das Gesicht der deutschen Keramik nach 1945 revolutionierte, brachte Könecke dazu, sich ebenfalls des Mittels der Montage zu bedienen, wenngleich wesentlich kühler und weniger expressiv, als Popp es einst getan hat: Zunächst waren es oft zwei, sauber und sorgfältig gedrehte, gleichartige Schalen- oder Vasenformen, die Könecke nahezu spiegelbildlich an den Füßen oder Öffnungen zu einem Gesamtgefäß zusammenfügte und lediglich mattschwarz oder mattweiß glasierte – hierin dem Kenner ein Nachklang der berühmten Serie ebenfalls schwarz und weiß glasierter strenger Gefäße, die Jan Bontjes van Beek in den 1950er Jahren für das Keramische Werk Dr. Ungewiß in Dehme entworfen hatte. Zu Gruppen gestellt und sorgfältig arrangiert gerieten Köneckes nüchterne Experimental-Gefäße zu Ensembles, die eher über Formbildung und Formwandlung keramischer Gefäße nachdenken ließen, als daß hier noch zum Gebrauch aufgefordert würde. Diese reflexive Ästhetisierung seiner schweren Steinzeug-Gefäße als prototypische Formreihen wird in der Folge abgelöst durch die teilweise Aufgabe der strengen Horizontal-Symmetrie seine Gefäß-Montagen und vor allem durch die Verwendung hochdelikater, nun im Gasofen reduzierend gebrannter Kupferreduktionsglasuren, vornehmlich das heikle Ochsenblut, dessen Nuancen von dunklem Weinrot über das helle Kirsch bis hin zum nahezu verflüchtigten Rosa reichen. So entstehen heute geradezu klassische, gediegene Unikatgefäße, die einerseits noch immer Walter Popps einst revolutionäre formale Freiheit und Massivität ahnen lassen, andererseits in ihrer technischen Perfektion aber ganz und gar gegenwärtig sind.
Der Familien-Geschichte zollt Lutz Könecke mit einer zweiten Gefäßgattung Tribut: In seinen Kannenobjekten greift er auf Formprinzipien seines Ahnen Otto Lindig zurück, der noch zu Beginn der Keramik-Werkstatt des Bauhauses Anfang der 1920er Jahre eine in der Geschichte der Keramik einzigartig dastehende Reihe von montierten, in der deutlichen Absetzung und Betonung der einzelnen Gefäßelemente fast übertrieben anmutenden, gleichwohl mit unüberoffenem Formgefühl vollendet stimmigen Unikat-Kannen angefertigt hatte. In Fortführung der hier auf die Spitze getriebenen Funktionalitäts-Gebote der frühen Design-Moderne setzt Könecke aus gedrehten stereometrischen Elementen Kannen zusammen, die in ihrer puristischen Reinheit die gestalterischen Grundsätze des Bauhauses weiterleben lassen, stets voll funktionsfähig und dennoch ein weiteres Mal wie spielerisch Maße und Proportionen probierende Prototypen einer zukünftigen Serie von mattschwarzer Monochromie wirkend – Reflexion auf eine Moderne auch hier, deren Bestes noch keineswegs erschöpft ist.
Dr. Walter Lokau, Museum für Angewandte Kunst, Grassimuseum Leipzig
Quelle: GALERIE THEIS
- Kunst und Kultur - 29. September 2009 - 00:02
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