Vergessen ist ansteckend
Der kommende Dienstag, der 1. Dezember 2009, ist der Weltaidstag. An diesem Tag erinnern sich auf der ganzen Welt zahlreiche Menschen ihrer Freunde, Liebhaber, Frauen, Kinder und Kollegen, die in den vergangenen 30 Jahren an der Immunschwäche gestorben sind. An so manchem Revers wird in diesen Tagen die schmucke rote Schleife leuchten und weithin signalisieren: ich erinnere mich, ich vergesse nicht, ich schaue nicht weg. Dieses Memento Mori ist lebenswichtig, bleibt doch Aids, ausgelöst durch das Humane Infekt Virus HIV, eine chronische Krankheit zum Tode, allen neuen Medikamenten und Behandlungen zum Trotz. Jene sind ohnehin nur in den Industrienationen verfügbar, in den Ländern Afrikas und Südasiens ist Aids eine alltäglich gewordene und gebliebene Todesursache, gerade unter den jungen Menschen.
Die aufwändig inszenierten Aidsgalas, die alljährlich in der Deutschen Oper und im Theater des Westens gegeben werden, sind zu einem gesellschaftlichen Event geworden. Auf eine leise und kontinuierliche Art hingegen erinnert in Berlin die ökumenische Aids-Initiative „Kirche positHIV“ an die Menschen, die an Aids verstorben sind und nimmt sich derer an, die heute mit HIV und Aids leben. Einmal im Monat gestaltet diese Gruppe einen Gottesdienst, was angesichts des reservierten Umgangs der Amtskirchen, vor allem der katholischen, mit der Erkrankung bereits eine Provokation für so manchen Amtsträger und auch Kirchgänger darstellen kann. Wurde und wird Aids doch allzu leichtfertig verkürzt auf eine medizinische Strafe für ein ungezügeltes Sexualleben jenseits der konventionellen Monogamie. Prominente Unterstützung bekommt die Initiative von Hanna-Renate Laurien – die ehemalige Berliner Schulsenatorin ist Schirmherrin von Kirche positHIV.
Am Sonntag, den 29. November feiert Kirche positHIV anlässlich des Weltaidstages den nächsten Gottesdienst in der Evangelischen Kirche am Lietzensee. Das markante Gebäude mit dem Giebeldach und der wandhohen Fensterfront liegt in der Herbarthstraße 4-6 am südwestlichen Ufer des Lietzensees, Beginn des Gottesdienstes ist um 18:30. Für die musikalische Umrahmung zeichnen Martin L. Carl an der Orgel und der einschlägig bekannte schwule Chor der RosaCavaliere verantwortlich. Die liturgische Leitung des Gottesdienstes liegt in den Händen der Gemeindepfarrerin Dorothea Strauß, die im Jahr 1993 die konfessionsübergreifende Initiative Kirche positHIV ins Leben rief und bis heute begleitet. Ihr Credo lautet, dass die Kirche auch Schwulen und Infizierten Heimat und Geborgenheit bieten kann und soll, Zuwendungen, die sie keineswegs umstandslos in ihren Heimatgemeinden erfahren. Zu dem ökumenischen Gottesdienst sind alle Interessierten herzlich willkommen.
www.kirche-posithiv.de
Andrea Bronstering - Gastautoren, Gesellschaft - 28. November 2009 - 18:30
Tags: aids/aidsgala/berlin/hiv/immunschwäche/lietzensee
ein Kommentar
Kein Trackback
Trackback link:
Gemeinsam gegen Aids – Gemeinsam gegen das Vergessen und für mehr Bewusstsein im Umgang mit Aids und Solidarität mit Betroffenen. Jeden Tag infizieren sich 8 Menschen neu mit dem HIV Virus in Deutschland. Eine Zahl die UNS nachdenklich stimmen sollte und das wir Handeln muessen steht hier ausser Frage. Wir dürfen AIds nicht Vergessen. Vergiss Aids nicht ! http://www.vergissaidsnicht.de