Move your body!
Momentan ist der Breitscheidplatz vereist wie jede Freifläche der Stadt und damit nur ein Plateau zum Rutschen. Doch kann man sicher sein, dass er mit den ersten Strahlen der Frühlingssonne wieder zur Freiluftbühne werden wird. Dann werden ihn drahtige Halbwüchsige mit Milchkaffeeteint und Kohlenaugen entern und zu lauten Rhythmen aus dem Ghettoblaster tanzen. Es ist eine Mischung aus Akrobatik, Gebalze und Sport, die die schmalen Jungs in ihren überweiten Hosen, den Kapuzenpullies und den Basecaps mit dem Schirm im Nacken dem staunenden Publikum vorführen, kraftvoll, elegant und sexy. Für Menschen, die sich noch an ein Leben ohne Handys erinnern, erscheint die Straßenkultur der von Akne geplagten Breakdancer, Sprayer und Skateborder hermetisch, aber kolossal faszinierend. Den zackigen Choreographien liegen neben Talent und Lust zur Selbstdarstellung vor allem Training und Arbeit zu Grunde. In Charlottes Boogie Stube am Kaiserdamm können jetzt Kinder und Jugendliche lernen, zu HipHop zu tanzen und zu singen.
Vanessa Mason ist Anfang 30 und war jahrelang als professionelle Tänzerin auf Tour. Am 10. Januar 2010 hat sie in einem lange leer gestandenen Ladenlokal am Kaiserdamm Ecke Witzlebenplatz ihre Tanzschule „Charlottes Boogie Stube“ eröffnet, mit einer Tanzfläche von rund 50 qm. Ist denn Charlottenburg ein gutes Pflaster für diesen dynamischen Stil zu tanzen? „Ich liebe diese Gegend“, antwortet sie, „außerdem wohne ich nur zwei Straßen weiter.“ Ihre Schülerinnen und Schüler kommen teils als Charlottenburg, teils aus anderen Bezirken. Mit dem Zuspruch in den ersten Wochen ist die Sängerin und Tänzerin ganz zufrieden, wünscht sich aber für die Zukunft noch mehr Interessierte. In verschiedenen Kursen können die Kinder und Jugendlichen (von sechs bis 18 Jahren) Körperkontrolle, Schrittmuster, Gesang und Songschreiben lernen – vor allem aber die Freude an der gesteuerten Bewegung. Unterstützt wird Frau Mason dabei von einem Quartett von Choreographie-Profis, das vielfältige Erfahrungen aus Musical, Video, TV und Life-Show mitbringt.
Optischer Blickfang im Schaufenster der Tanzschule ist ein Gemälde im Comicstil. Es zeigt in kräftigen, kontrastierenden Farbflächen eine sommersprossige Göre in Sneakers, Shorts und Tanktop, ein Mikrofon griffbereit zur nächsten Vocal Battle. Die neckische Zahnlücke, die Zöpfe und das unvermeidliche Basecap signalisieren der Betrachterin: Mir kann keener! Ein schönes Nebenergebnis der Musik, des Tanzens, Selbstbewusstsein zu erlangen. Dabei kommt es nach Vanessa Mason nicht auf die Größe, das Geschlecht oder den Körperbau an, für sie hat jedes Kind Talent zur Bewegung, und genau das wollen sie und ihr Team „zum Glänzen bringen“. In Zeiten, wo das Feuilleton mäkelt, dass immer mehr Kinder dank Internet, Fernsehen und Konsole zum Leben im Sitzen und Liegen verkommen, sind Angebote zu eigener Aktivität und Körperlichkeit wie die von „Charlottes Boogie Stube“ wohltuend. Mit dem Design ihrer Schule holt sie die Kinder dort ab, wo sie sind. Und wenn die Eltern ihre Sprösslinge fix zum nächsten Kurs anmelden, lernen sie noch vor dem Frühling die grundlegenden Moves, Vibes und Codes des Streetdance. Und dann können sie die Jungs vom Breitscheidplatz herausfordern. Oder einfach nur ihren Spaß haben.
Charlottes Boogie Stube
Leitung: Vanessa Mason
Kaiserdamm 109
14057 Berlin
Kurse Montag bis Freitag ab 13:00
www.charlottesboogiestube.de
Andrea Bronstering - Gastautoren, Gewerbe im Kiez - 14. Februar 2010 - 17:34
Tags: berlin/boogie/breakdance/charlottenburg/streetdance
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