Finanzsystem und Mieten
Wir kennen uns nicht und doch teilen wir die Sprache und den Euro. Meine Meinung muss nicht richtig sein, doch ich glaube, dass unser Finanzsystem besonders für Mieter sehr nachteilig ist (vgl. unten Zinsanteil in der Miete).
Unser Geldsystem trägt meiner Meinung nach zwei grundsätzliche Konstruktionsfehler:
- 1) Kann ein Finanzwesen diesen Spagat aushalten, wenn auf der einen Seite ein auf Zinseszins beruhendes Geldsystem ins Exponentielle wächst und dieses Geld auf der anderen Seite gleichzeitig auf ein zu kaufendes Waren- und Güterangebot trifft, dass dem Wertverlust und dem Verfall unterliegt (Ausnahme: Grund und Boden) oder zumindest unmöglich in gleichem Maße mitwachsen kann ?
Als Beispiel für dieses exponentielle Wachstum kennen Sie sicher die Rechnung mit dem Josephspfennig zu Zeiten Jesu, der als ein Pfennig beginnt und bei einer Verzinsung von 3 oder 5% ? hochgerechnet bis zum heutigen Tag zu einem Wertvermögen angewachsen wäre, das den Gegenwert von mehreren Milliarden Erden in Gold entspräche.
Selbst wenn man selber keine Schuldzinsen bei der Bank zahlen muß, begleicht jeder von uns mit dem Kauf eines Produktes einen bestimmten Zinsanteil im Preis. So zahlt jeder Mieter mit seiner monatlichen Miete einen durchschnittlichen Zinsanteil von ca. 70 %. Andersherum ausgedrückt: Gäbe es zinsloses Geld ohne Zins- und Zinseszins, würden allein die Mieten um ca. zwei Drittel im Schnitt sinken.
Die Zins- und Zinseszinsen von ca. 80 % der Bevölkerung wandern in immer größerem Ausmaß und Tempo von unten nach oben und zwar über den Kredit und Girosollzinz zu den Sparkassen, Volks- und privaten Banken, von dort über den Lombard- und Diskontsatz in die Hände der EZB und über den unbegrenzten Umtausch Euro gegen Dollar zur amerikanischern Notenbank, der FED - grob vereinfacht.
- 2) Die FED wiederum als mit Abstand größte Notenbank der Welt gehört nicht dem amerikanischen Staat, ist also nicht öffentlich, sondern ein privates Kartell von in der Hauptsache New Yorker Geschäftbanken wie J.P. Morgan, Goldman Sachs, deren Aktionäre wiederum mehrheitlich vermutlich die wenigen Superreichen dieser Welt sind.
Quellen:
(vgl. Buch: "Der Dollar-Crash"v. Ellen Brown, "Befreit die Welt von der FED" vom ehem. amerik. Kongressabgeordneten Ron Paul, "Der Untergang des Dollar-Imperiums"v. F.W. Engdahl, "Geld ohne Zins und Inflation" v. Margrit Kennedy, Stichwörter: "umlaufgesichertes Geld", "Freigeld", "natürliche Wirtschaftsordnung").
Das bedeutet, da auch alle wichtigen Handelsgüter wie z.B. Gold,Silber, (Agrar-)Rohstoffe, weltweit in Dollar gehandelt werden, dass dieses von der privaten FED geschaffene Geld jeden Sachwert erwerben kann, den es für Dollars bzw. gegen Umtausch in dollarkonvertible Währungen wie den Euro zu kaufen gibt.
Als deutsches Beispiel kann hier Karstadt dienen, die ihre Kaufhausimmobilien u.a. an die Fa. Highstreet verkauft und die Gebäude teuer zurück gemietet haben, was ein wichtiger Grund für die Insolvenz von Karstadt gewesen sein soll. Als Vertreter der Vermieter, und damit als Repräsentant der Aufkäufer, tritt hier Alexander Dibelius als Chef des deutschen Ablegers der großen New Yorker Geschäftsbank ( und FED-Miteigentümers ?) Goldman Sachs auf.
Anders und zugegeben grob vereinfacht ausgedrückt heißt das doch letztendlich, dass nicht nur wir, sondern ganze Staaten(-gruppen) über viele Zwischenstufen für die wenigen Aktionäre der FED arbeiten - oder ?
- 3) Lösung
Die Etablierung einer Parallel-Währung oder eines Gutscheinsystems auf regionaler Ebene, das vollständig gedeckt ist durch das Waren- und Dienstleistungsangebot vor Ort, erscheint für mich die vielversprechendste Lösung zu sein. Dieses Regio-Geld müßte einen moderaten negativen Zins haben, so daß nicht das Horten sondern der Umlauf dieses Geldes belohnt würde und die Umlaufgeschwindigkeit verstetigt und die damit verbundene wirtschaftliche Aktivität und Zahlungsmoral deutlich erhöht werden würde.
Es würde erreicht, dass Geld und die damit bezahlten Waren/Dienstleistungen einem ähnlichen Zerfallsprozess unterliegen würden. Im Gegenzug müßte Grund- und Boden, aber nicht die Gebäude darauf, nach einer angemessenen Entschädigung in den Besitz und die Verwaltung der öffentlichen Hand (z.B. Städte/Gemeinde) überführt werden, damit diese neben den negativen Zins durch die Verpachtung eine Einnahme erzielen könnten und gleichzeitig im Sinne der Allgemeinheit die Entscheidungshoheit hat, was auf dem Gemeinde- bzw. Stadtgrund passieren soll.
Ein weiterer entscheidender Vorteil wäre, dass der Zinsanteil in den gekauften Produkten nach und nach immer geringer werden würde.
Erfolgsbeispiele für das Regio-Geld gibt es auch in Deutschland, z.B. in Thüringen und im Chiemgau. In Brasilien gibt es eine größere Stadt, die die Bevölkerung in den Favelas dort, wo die Müllfahrzeuge aufgrund der engen Strassen nicht durchkamen, durch die Herausgabe von Busfahrscheinen für das Sammeln und Trennen von Müll in extra dafür aufgestellte Müllbehälter am Rande der Favelas belohnte. Ergebnis: Saubere Favelas, dessen Einwohner mobiler wurden und ihre Arbeitsplätze besser erreichten. Außerdem wurden die Fahrscheine zu effektiven Gutscheinen und damit zu Geld für die Ärmsten der Armen.
Ich finde, dass die Organisation des Geldsystems uns alle angeht; denn dafür ist es zu wichtig. Ich würde mich freuen, wenn ich Ihnen einen konstruktiven Denkanstoß gegeben habe.
W. - Gastautoren, Gesellschaft - 19. Juli 2010 - 00:02
Tags: finanzsystem/mieten/mietentwicklung
zwei Kommentare
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Erst vor 3 Tagen geschrieben? Wow =) Der Spagat wurde ja ausgehalten!