Impulse City: West – Kultgefühl!
Zur aktuellen Ausstellung im Projektraum NESTOR 36
"Wilde Pinselschwünge, versponnene Märchenwelten, hauchzart auf das Papier gebannte Gartenfrüchte. Mit 30 ganz unterschiedlichen Positionen lenken Künstler den Blick auf die wieder aufstrebende City West Berlin. Mit surreal-fantastischem Film und knalliger Postpunk-Musik verlängert sich die Ausstellung „Kultgefühle“ in den großzügigen Hallen NESTOR 36. Es vereinen sich repräsentative Blicke auf die aktuelle Kunst. Die Initiatorin des Projektraumes NESTOR 36 kombiniert exponierte internationale Positionen mit klassischer Outsider-Kunst zu einem vielstimmigen Ensemble. Der Stadtumbau West kündigt einen Umschwung der Kunstszene in den Westteil Berlins an. Dort pulsieren nicht nur Galerien mit langer Ausstellungstradition. Auch im Off- Space zeigen Künstler mit Positionen unter anderem aus Armenien, Korea, Schweden und Japan, wie weit sich das internationale Künstlerband Berlins mittlerweile auch in Charlottenburg spannt." (Richard Rabensaat)
Zur Vorgeschichte des Projektraumes NESTOR 36, initiiert von Anita Staud
Von 1995 bis Juni 2010 hatte ich mein Atelier im Innenhof des früheren Tagesspiegelgeländes in dem ehemaligen Anton-von-Werner-Haus in der Potsdamer Strasse. Ausgelöst durch eine Zwangsversteigerung des Geländes musste dieser Ort verlassen werden, und ich schlug mein Lager in der Nestorstrasse 36 in Wilmersdorf auf mit einer Basisstation Nähe Schloss Charlottenburg. In meinem neuen Umfeld begegnete ich dem gleichen Phänomen, mit dem ich in der Anfangszeit in der Potsdamer Strasse und Umgebung auch konfrontiert war: dem Leerstand, und zu dem damals einige Projekte entstanden sind (LEERZEIT; MAGISTRALE).
Klar, Mitte ist interessant, Friedrichshain voller junger Leute, die Potsdamer jüngstes Zentrum der Kunstszene, aber jetzt kann man in Charlottenburg noch in Ruhe durchatmen und Wilmersdorf ist ganz entspannt. Museen, historische Straßenfassaden, Cafés und Restaurants in erreichbarer Nähe…Was könnte besser sein für das Entstehen von Kunst?
Bis Ende 2012
Über meinem Lager befanden sich also zu diesem Zeitpunkt in der Nestorstrasse auch zwei leer stehende Gewerbeetagen und tatsächlich konnte ich den Hausbesitzer mit der Idee einer temporären Nutzung der Räumlichkeiten überzeugen.
Nach der ersten eigenen Präsentationen („from the basement“, März 2012, siehe obige Fotos ) konnte ich den Kulturbeirat Charlottenburg - Wilmersdorf für die Förderung des Ausstellungsprojektes „Wieder im Westen...“ gewinnen (Mai – Juli 2012).
Der Titel führt in Anspielung auf Erich Maria Remarques Anti-Kriegs-Roman 10 künstlerische Positionen zum Pazifismus zusammen, war aber darüber hinaus genauso als Anspielung auf sich abzeichnende kulturelle und wirtschaftliche Umstrukturierungen in der lokalen Stadtentwicklung. Vom Waldorf-Astoria zur City:West...
Während eines Aufrufs in der Adventszeit 2012 zu einem künstlerischen A r t v e n t lud ich jeden Sonntag mindestens 6 Künstler mit vorzugsweise kleineren Arbeiten, bei 30 Künstlern wurde gestoppt und kam es zur ersten öffentlichen Präsentation Ende Januar.
Februar 2013
Mittlerweile sind es 32 internationale künstlerische Positionen geworden, die Bilder, Objekte, Film und Performance und mehr zu dem Stichwort: IMPULSE CITY:WEST / Kultgefühle...? präsentieren.
Am 24. Februar 2013 ab 16 Uhr lade ich diesmal ein zur einer Verlängerung der Ausstellung mit folgendem Programm:
1. Musikperformance „Die Brut“ mit P. Schlangenbader, T. Löbnitz, H. Brandenburg
2. Animationsfilm von Irina Rosanowsk
Nach diesen drei Einblicken in die Ausstellung möchte ich jetzt exemplarisch auch drei Künstlerinnen aus der Ausstellung „KULTGEFÜHL!“/IMPULSE CITY:WEST vorstellen.
Eine Künstlerin aus Korea, die auch schon seit Jahren überzeugte „Wilmersdorferin“ ist:
SOOKI sucht und hat seit 1984 ihre „Heimat in der Ferne“, so der Titel ihres 2007 erschienenen Gedichtbandes. Das Erzählerische findet sich in Lyrik wie in Bildern, Reales vom Preußenpark bis zum Buk-Ak Berg, von der Knoblauchzehe bis zur Ruine des Palastes der Republik. Eine ausgesprochen rege Künstlerin ist SOOKI in vielerlei Hinsicht: Dozentin nicht nur im Künstlerhaus Spiekeroog, Vorstand nicht nur im Verein Berliner Künstler..., kuratieret sie jüngst auch Ausstellungen mit Korea. Gemeinsame Projekte und Bilder – meist zu Geschichte + Himmel von Berlin - entstehen seit Jahren mit Ehemann Matthias Koeppel.
Die zweite Künstlerin traf ich im Kiez Klausenerplatz, eben weil sie dort lebt und arbeitet.
Marianne Stoll verwendet in ihren Zeichnungen sparsam Filzstift, Tinte, Tusche, auch mal Acryl, Öl..., orthogonal angeordnet wirken sie wie sehr persönliche „Cartoons“. Manches erinnert an ihre Objekte, „mixed media“ aus unserem Alltagsumfeld:... (Drachen)-Papier, Pappe, Gehäkeltes, Angelschnur, Stoff... Umschriebene Körperlichkeit, Räumlichkeit findet sich genauso in der Malerei, fast logisch, dass Projekte performativer Art nicht ausbleiben...
Dann kam die Empfehlung einer Kunsthistorikerin: „die Farben der Liebe...“
so nannte die Armenierin Rose Eisen wohl ihre Photographien, inszenierte Arrangements lyrischer Metaphern von Herzensdingen, die durchgehend ein bestimmtes Glänzen haben, ein inneres Strahlen oder ist es eine Lichtkomposition? Die Elemente dieser Art von Photocollagen entstammen teils den Utensilien eines gedeckten Tisches, teils sind es Fundstücke wie ausgeschnittene Fotos. „Die Liebe geht durch den Magen...“, sagt man...
Über die Veranstaltung am 24.2. werde ich gern weiter berichten und weitere Künstler der Ausstellung vorstellen.
Anita Staud
Anita Staud - Gastautoren, Kunst und Kultur - 20. Februar 2013 - 19:48
Tags: atelier/ausstellung
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