Mieterbewegungen
Ein sehr offener Brief, der gern noch offener werden möchte – Ende Februar 2013
Liebe Freunde, liebe Mitstreiterinnen, liebe Mietenbewegte, liebe Mietaktivistinnen!
70 Jahre sind noch kein Alter. Dennoch bin ich auch nicht mehr so jung, wie ich es auf dem Höhepunkt der (West-) Berliner Mieterbewegung war, als sich Anfang der 80er Jahre alle Mieterinitiativen zu der AEMI–Aktionsgemeinschaft Westberliner Mieterinitiativen zusammenschlossen – ein mächtiges Bündnis, das zusammen mit einem Volksbegehren – kamen nicht über 400.000 Stimmen zusammen? – vorerst die Aufhebung der Mietpreisbindung verhinderte. Dass sie zeitgleich mit dem Abkratzen der Mauer fiel ist Zufall, ein für die Berliner Mieter folgenschwerer Unfall.
Dennoch: Berlin blieb eine Mieterstadt. Berlin hatte immer noch bezahlbare Mieten anzubieten; Berlin hatte „seine“ Mischung der Mieterschaft; in Berlin konnten man und frau alternativ und angstfrei wohnen - bis die Wohnung als „Ware“ ausgerufen wurde. Und das darf nicht sein! Ich hatte mich früher an diesem „Bekenntnis“ politisiert: Wohnen ist ein Grundbedürfnis wie die Nahrung, mit der auch nicht spekuliert werden dürfte. Und dennoch geschieht es – auf Kosten der Menschen, die schon in Armut leben. Nahrung und Wohnen sind Menschenrechte.
Warum schreibe ich euch? Ich bin mit Herz und Hirn immer noch der Mieterbewegung verpflichtet. Ich bin aber nicht mehr so präsent, so agil wie vor 30 Jahren. Ich bitte euch, die jetzt 40-Jährigen, herzlich und dringlich, in unsere, der „Veteranen“ Fußstapfen zu treten und der weiteren Vermarktung unserer Wohnungen inklusive Umgebung möglichst Einhalt zu gebieten. In Charlottenburg werden schon mehr Eigentumswohnungen als Mietwohnungen angeboten. Der „Markt regelt“ nichts Gescheites für die Mieter. Schließt euch zusammen: gemeinsam sind wir stark! Die Investoren haben keine Hemmungen, Mieter mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln zum Auszug zu treiben.
Ich weiß diesen Appell auf diesem WeBlog gut aufgehoben. Die Multiplikation ist nicht in jedem Fall ein Segen des Internets – in diesem Fall aber doch: die Samen Aktivitäten, Energie, Widerstand sollen durch eure Verteiler weiter aufgehen. Es tut sich was im Lande. Die Problematik ist in aller Munde, die Bevölkerung skandalisiert.
Bittet den Bundespräsidenten, die Gesetzesvorlage für das neue Mietrecht nicht zu unterschreiben.
Für den Fall, dass ihr mir eure eMail-Adressen für meinen Mieten-Verteiler überlassen wollt, lautet meine eMail-Adresse: utebecker(at)arcor.de
Ute Becker Ende Februar 2013
Ute Becker - Gastautoren, Gesellschaft - 25. Februar 2013 - 23:02
Tags: gentrifizierung/mieten/moderisnierung/sanierung/verdrängung/wohnen
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