Straßen und Plätze: Danckelmannstraße - ehemalige Engelhardt-Brauerei
Viele Kiezbewohner werden sich noch an das Klappern der Hufe erinnern, wenn die Bierkutscher das „Charlottenburger Pilsener“ der Engelhardt-Brauerei mit Pferdegespannen auslieferten. Später, der normale Lieferverkehr war längst auf motorisierte Transporter umgestellt, war dann noch gelegentlich bei besonderen Anläßen ein herrlich geschmückter Vierspänner in Traditionsfahrt unterwegs.
In den 80er Jahren kam dann das Ende für die Engelhardt-Brauerei. Danach entstand der heutige Gewerbehof zwischen Sophie-Charlotten-Straße und Danckelmannstraße. Seit Anfang dieses Jahres veranstaltet die "Kulturwerkstadt" in einem noch aus den 60er Jahren erhaltenen Gebäude an der Danckelmannstraße 9a Konzerte, Theater und Filmabende.
- 1884 wurde das erste Gebäude der "Weißbier-Brauerei für Export" an der Sophie-Charlotten-Straße 92 errichtet.
- 1886 wurde daraus die "Kaiser-Brauerei".
- Die Brauerei wurde in den Jahren mit weiteren Gebäuden (Kesselhaus, Pferdeställe, etc.) bis zur Danckelmannstraße erweitert.
- 1910 wurde die Kaiser-Brauerei von der größeren Brauerei Ernst Engelhardt Nachfahren übernommen.
- 1934 mußte der Konzernchef und Mehrheitsaktionär Dr. Ignaz Nacher als Jude die Konzernleitung abgeben und seine Aktienanteile verkaufen. Nutznießer dieser "Arisierungsmaßnahme" war vor allem die Dresdener Bank, die auf diese Weise Besitzerin der Engelhardt-Brauerei wurde.
- Im Zweiten Weltkrieg wurden die Gebäude stark zerstört.
- 1949, an der einzigen im Westen verbliebenen Braustätte von Engelhardt, wurden Gärkeller, Lagerkeller, Flaschenkeller, Wirtschaftsgebäude und ein Kesselhaus neu aufgebaut.
- 1977 wurde ein für 7 Millionen DM errichtetes neues Sudhaus in Betrieb genommen.
- 1982/83 kam dann das Aus für die Engelhardt-Brauerei hier im Kiez, denn die Bierproduktion wurde nach Kreuzberg verlegt.
- 1985 wurde der an der Sophie-Charlotten-Straße liegende Grundstücksteil vom Land Berlin gekauft zur Errichtung eines Gewerbehofes.
Im Kiez hatte sich vorher noch eine "Interessengemeinschaft Engelhardt-Gelände e.V." gebildet mit dem Ziel, Arbeiten, Wohnen und soziale Aufgaben in den leer stehenden Produktionsgebäuden einzurichten. Trotz Intervention des Landeskonservators wurden die Gebäude schließlich abgerissen. - 1988 bis 1990 wurden dann Neubauten für den heutigen Gewerbehof errichtet.
Quellen und weitere Informationen:
* Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf - Protokoll des Kiezspaziergangs vom 11.10.2003
* Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf - Lexikon: Ehemalige Engelhardt Brauerei AG
* "Rund um den Klausenerplatz - Historischer Rundgang durch ein Charlottenburger Viertel"
(Frauke Bollow, Berliner Geschichtswerkstatt e.V. (Hrsg.),1989).
* KiezWiki - Wisiki: Engelhardt-Brauerei
* Wikipedia - Engelhardt-Brauerei
* BerlinIntensiv - Firmengeschichte
* Firmengeschichte der Engelhardt-Brauerei Aktiengesellschaft
* Firmenkarten der Engelhardt-Brauerei
* Etiketten und Bierdeckel der Engelhardt-Brauerei
* Bierschilder der Engelhardt-Brauerei
* Der Tagesspiegel vom 20.07.2007
- Geschichte, Kiez - 04. Februar 2014 - 00:12
Tags: brauerei/charlottenburg/stadtgeschichte
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