Unter den Brücken von Branitz
Zu Gast bei Fürst Pückler
„Als mich der liebe Gott preußisch werden ließ, wandte er sein Antlitz von mir“, kommentierte Hermann von Pückler den Übergang seiner Oberlausitzer Standesherrschaft in Preußischen Besitz.
Großmachtambitionen und Kriege zur Bildung eines deutschen Reiches waren so gar nicht sein Geschmack. Eher genoß er wohl die Pücklertorte oder das Pücklereis. Diese Leckereien soll er zwar nicht erfunden haben, aber die Legende wirft doch ein Licht darauf, daß der Fürst sinnlichen Genüssen sehr zugetan war. Das zeigt allein schon der von ihm mit diversen Finessen und Reizen angelegte Park um sein Schloß Branitz, in dem gegenwärtig die Ausstellung „Herrschaftszeiten! Adel in der Niederlausitz“ präsentiert wird.
Foto: Wecker
Vom ausgehenden Mittelalter bis zum Wiener Kongreß 1815, als Pücklers Besitz Preußen zugeschlagen wurde, war die Niederlausitz von den Großmächten so gut wie vergessen. Das hatte den Vorteil, daß dem Adel viel Spielraum blieb, eigene Ambitionen frei zu entfalten. Dem verdanken wir heute lohnenswerte Reiseziele, wie eben den Branitzer Park mit seinen von Fürst Pückler inszenierten Lustbarkeiten, die Anlagen von Bad Muskau und in Brody (früher Pförten). Heute gehört auch der aus anderer Tradition stammende 100 Jahre alte Rosengarten in Forst zum Lausitzer Parkverbund. Die Lausitzer Herrscher sammelten Kunstschätze und über lange Zeit prägten Adelsgeschlechter wie die Grafen zu Solms, von der Schulenburg, zu Lynar, von Promnitz, von Houwald und die Edlen Herrn von Bieberstein Lebens- und Rechtsverhältnisse in der Region. Es festigte sich eine Lausitzer Mentalität, der die Wechsel der Herrschaftszugehörigkeiten zu Böhmen, Sachsen und Brandenburg kaum etwas anhaben konnten. Selbst die heute die Lausitz durchschneidende Staatsgrenze zu Polen vermochte die alten Bindungen nicht aufzuheben. Folgerichtig beteiligt sich neben den alten Herrschaftshäusern auch die Wojewodschaft Lubuskie mit Leihgaben an der Ausstellung im Schloß Branitz. Die Ausstellung zeigt erstmals die prägenden Spuren, die diese Adelshäuser in der Niederlausitz hinterlassen haben.
Bei der Gondelfahrt müssen die Besucher Acht geben, daß sie nicht ihren Kopf verlieren.
Foto: Wecker
Zu Himmelfahrt und Pfingsten läßt sich dieses Bildungserlebnis mit einer abenteuerlichen Gondelfahrt durch den Schloßpark verbinden. Abenteuerlich wird die Gondelfahrt, weil die Parkbrücken dafür nicht ausgelegt sind. So müssen sich die Teilnehmer bei einigen Brückendurchfahrten mit dem gesamten Körper bis auf Höhe der Reling hinabbegeben, um auf der Tour nicht ihren Kopf zu verlieren. Diese Gefahr droht auch noch aus anderer Richtung, denn sie werden von der beständigen Frau an der Seite von Fürst Pückler, Fürstin Lucie, alias Anne Schierack, geführt, die die Bootsgesellschaft mit Liedern von Franz Schubert, der ebenfalls sehr angetan von Fürst, Schloß und Park gewesen sein soll, in den Bann schlägt. Die Fürstin weiß viele betörende Geschichten aus ihrer Zeit an der Seite dieses Lebemannes zu erzählen. Der Besucher kann aber auch selbst im Museum sich bei einem Blick in die weitestgehend erhaltenen Gemächer Aufschluß verschaffen. Beredtes Zeugnis von den Reisen, exotischen Sammlungen und Plänen des Fürsten, der sich zwei Pyramiden im Garten anlegen ließ, geben sein Arbeitszimmer und die Orienträume. Dort befindet sich auch eine Plastik von Machbuba, einem 13jährigen Mädchen, das sich der Fürst als Sklavin in Abessinien kaufte, und die als seine Geliebte mit im Schloß lebte.
Im Orientzimmer des Fürsten Pückler.
Foto: Wecker
Im Orientzimmer des Fürsten Pückler befindet sich diese Skulptur seiner geliebten Machbuba.
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Das Speisezimmer von Fürst Pückler.
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Die Gondelfahrt beginnt mit einem kleinen Klavierkonzert. Im Orangeriecafé „Zur Goldenen Ananas“ werden vor der Fahrt Kaffee und Pücklertorte gereicht. Dann beginnt die musikalische Gondelfahrt um die Pyramide. Die Fahrten finden zu Christi Himmelfahrt am 29. Mai und über das Pfingstwochenende vom 7. bis zum 9. Juni statt. Sie beginnen jeweils um 14.30 Uhr am Schloß Branitz am Robinienweg 5 in 03042 Cottbus. Vorbestellungen unter Telefon 0355-7515-0 oder per E-Mail unter: info@pueckler-museum.de werden empfohlen.
Frank Wecker
Zur Eröffnung der Aussteller kamen viele Leihgeber und Honoratioren
(vlnr):
Dr. Werner Graf von der Schulenburg, Hermann Graf von Pückler,
Bürgermeister Holger Kelch, Vizemarschall der Wojewodschaft Lubuskie
Maciej Szykuła Brigitte Faber-Schmidt von Kulturland Brandenburg und
die Kuratorin der Ausstellung Dr. Simone Neuhäuser.
Foto: Wecker
FW - Gastautoren, Kunst und Kultur - 01. Juni 2014 - 00:24
Tags: ausflugtipps/branitz/lausitz/schloß
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