Aus Sorge um den Frieden
In der Urania tagte die XX. Internationale Rosa-Luxemburg-Konferenz
Am Sonnabend, 10. Januar, gab es eine denkwürdige Veranstaltung in der Urania, deren künftige Bedeutung vorab schon Tausende geahnt haben müssen: Als das erste Referat begann, war der Hauptsaal bereits überfüllt. Pech hatten diejenigen, die sich vorab keine Eintrittskarte besorgt hatten. Sie mußten sich Stunden vor dem Einlaß zur Konferenz anstellen, um eine der wenigen Restkarten zu ergattern.
und Willy Wimmer auf dem Podium der Rosa-Luxemburg-Konferenz. Foto: Wecker
Den Andrang löste nicht der Auftritt irgendeiner Popgruppe oder die Show eines Hollywoodstars aus, sondern eine politische Konferenz, die XX. Rosa-Luxemburg-Konferenz der Tageszeitung „Junge Welt“. Ihr Thema war „Frieden statt NATO“. Die Sorge um den Frieden veranlaßte offenbar die Bürger, in Scharen zu der Konferenz zu strömen. Die aktuelle Begründung von Auslandseinsätzen deutscher Soldaten aus einer besonderen „Verantwortung Deutschlands in der Weltpolitik“, die besorgniserregende Rußlandhetze in den „Qualitätsmedien“ und die offene finanzielle Unterstützung von marodierenden Räuberbanden in der Ukraine bewegten die Menschen, zu dieser Konferenz zu kommen. Sie wollen endlich andere Töne hören und sich über Widerstand gegen die Kriegspolitik orientieren.
Andere Töne bekamen sie zu hören. Sie schlug gleich im ersten Referat
der Publizist und einstige Spiegel-Redakteur Otto Köhler an, der es für
nötig hielt, seinen 80. Geburtstag nicht in behaglicher familiärer
Runde zu feiern, sondern auf der Konferenz die Demagogie der
Kriegspropaganda zu entlarven. An der Diskussion nahm der
CDU-Sicherheitsexperte und frühere Vizepräsident der Parlamentarischen
Versammlung der OSZE Willy Wimmer teil. Er verkündete die These, daß es
unter Helmut Kohl keine deutsche Beteiligung an Kriegseinsätzen gegeben
hätte. Dem pflichtete Oskar Lafontaine insofern bei, als er meint, den
früheren Kanzler so gut zu kennen, daß er sich gewiß gegenüber den
US-Präsidenten nicht so devot verhalten haben würde, wie es die
amtierende Kanzlerin tut. Der frühere Bundesfinanzminister, der einst
seine Ämter niederlegte, um nicht persönlich Mitschuld am ersten Krieg
mit deutscher Beteiligung seit 1945 zu tragen, hielt ein Referat, das
das Zeug hat, in die Galerie der Glanzpunkte der politischen Kultur
Deutschlands aufzusteigen. „Wir brauchen die Auflösung der NATO, und wir
brauchen den Aufbau einer neuen Sicherheitsarchitektur in Europa unter
Einschluss Russlands“, verkündete er und schloß mit dem Credo seiner
politischen Überzeugung: „Von deutschem Boden darf nie wieder Krieg
ausgehen“.
Der Wortlaut der Rede ist im Internet unter: http://www.oskar-lafontaine.de/links-wirkt/details/f/1/t/gegen-jede-kriegsbeteiligung/ nachlesbar.
Frank Wecker
FW - Gastautoren, Politik - 14. Januar 2015 - 21:02
Tags: diskussion/frieden/konferenz/urania
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