Eine ungeheuerliche Frauengeschichte
„Die Sache Makropulos“ an der Deutschen Oper
„Das Ewigweibliche zieht uns hinan“, mit diesen Worten läßt Goethe das große deutsche Nationalepo „Faust“ ausklingen. Dem schon greisen Dichterfürsten führte die gleiche Triebfeder die Hand, die auch Leos Janacek zu seinen bedeutenden nationalen Musikwerken der Tschechen inspiriert hatte.
Was dem Goethe seine Ulrike von Levetzow war Leos Janacek die Kamila Stösslová, der die Nachwelt etliche musikalische Meisterwerke unter anderem die Oper „Das schlaue Füchslein“ zu verdanken hat, die an der Deutschen Oper 2000 Premiere hatte. Jetzt wird der Janacek-Schwerpunkt an der Deutschen Oper mit der Premiere von „Die Sache Makropulos“ fortgeführt, die wie schon das „schlaue Füchslein“ von der unerfüllten Liebe des Komponisten zu der wesentlich jüngeren Kamila Stösslová inspiriert ist. Für Janacek war die Melodik seiner Muttersprache von großer Bedeutung. In seinen Kompositionen geht deshalb der Text eine enge Verbindung mit der Musik ein. Deshalb hat sich die Deutsche Oper entschlossen, diese Verbindung nicht durch eine Übersetzung aufzubrechen und die Oper in tschechischer Sprache aufzuführen. Die Dialoge werden deutsch und englisch übertitelt.
Mit den Regisseuren Katharina Thalbach und David Hermann sowie der musikalischen Leitung von Donald Runnicles wird dieser Janacek-Schwerpunkt herausragenden Künstlern anvertraut, die dem Haus zur Verfügung stehen.
Wichtiger noch als diese Kontinuität ist die Linie der Frauenfiguren von der „Lady Macbeth von Mzensk“ über „Salome“ bis zur jüngsten Premiere weitergeführt wird. Es sind Frauen, die die gesellschaftlichen Konventionen ihrer Zeit aufsprengen und bis zur letzten Konsequenz kompromißlos ihre Lebensansprüche durchsetzen. Für die Verkörperung solcher Frauen setzt Evely Herlitzius an der Deutschen Oper mittlerweile Maßstäbe, was sie erst kürzlich in der Titelrolle der „Lady Macbeth von Mzensk“ zeigte.
von über 100 Jahren zurückliegender Vorgänge hat.
Foto: Wecker
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In der „Sache Makropulos“ ist es wiederum eine eigensinnige Frau, die sich die Männerwelt zur Verwirklichung ihrer Ansprüche unterwirft. Dem geben sich die Herren des Opernhauses wie Ladislav Elgr, Paul Kaufmann, Derek Welton, Andrew Harris und Robert Gambill bravourös hin. In weiteren Frauenrollen sind Jana Kurucova, Rebecca Raffell und Adriana Ferfezka zu sehen.
Evely Herlitzius steht in ihrer Rolle als große Verführerin Emilia Marty im Mittelpunkt der Inszenierung „Die Sache Makropulus“ an der Deutschen Oper. (Bild re.)
Fotos: Wecker
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Die Vorlage für das Libretto lieferte der große tschechische Nationaldichter und Schöpfer zahlreicher utopischer Romane Karel Capek, der mit der Bildung des Wortes „Roboter“ eine Bezeichnung für jene Maschine erfand, der sich die Menschen heute nur gar zu gerne unterwerfen. Der Mensch schafft sich seine Ungeheuer, von denen er sich letztlich freiwillig knechten läßt. Mal sind es bei Capek die Roboter, mal sind es Molche, mal sind es Rezepturen. Im Erbschaftsstreit der Sache Makropulos ist es letztlich ein „Antiaging-Rezept“, womit die Heldin 337 Jahre alt werden konnte. Sie geistert mal als Elina Makropulos, mal als Elsa Müller, dann als Elian MacGregor und schließlich als Emilia Marty durch die Jahrhunderte. Immer sind es jedoch die Initialen „EM“, die ihre Identität ausmachen. Sie werden in der Formel „EM = me“ auf das Prospekt projiziert, in einem Schriftzug, der an Einsteins berühmte Formel E = mc2 erinnert.
Die nächsten Aufführungen sind am Donnerstag, 25. Februar um19.30 Uhr und am Sonntag, 28. Februar, um18 Uhr. Karten können im Internet unter https://deutscheoperberlin.eventim-inhouse.de vorbestellt werden.
Frank Wecker
FW - Gastautoren, Kunst und Kultur - 22. Februar 2016 - 00:02
Tags: oper
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