Uraufführung in der Deutschen Oper
Absolventen dringen in die Tiefe
Nur noch am Montag und Dienstag 8. und 9. Mai besteht die Gelegenheit, die Oper „Die Durchbohrung der Welt“ in der Tischlerei der Deutschen Oper zu sehen.
Foto: Wecker
Die Aufführung erfolgt im Rahmen der 2015 aufgelegten Reihe „Neue Szenen“. Der besondere Reiz dieser Produktionen besteht darin, daß im Auftrag der Deutschen Oper von Absolventen der Berliner Kunsthochschulen neue Werke geschaffen werden, die zugleich jungen Künstlern Gelegenheit geben, sich an einem großen Opernhaus zu erproben. Die Kompositionen stammen von bereits „gestandenen“ Künstlern, die für die konkreten Projekte bei einem Wettbewerb ermittelt werden.
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Für die „Durchbohrung der Welt“ gingen Thierry Tidrow, Irene Galindo Quero und Malte Giesen als Sieger aus dem Wettbewerb hervor. Ihre Werke wurden von drei Absolventinnen des Studienganges „Szenisches Schreiben“ der Universität der Künste, Uta Bierbaum, Debo Koetting und Fanny Sorgo, zu einem Operntriptychon zusammengefaßt. Die Sänger, Musiker und künstlerischen Leiter der einzelnen Teile kommen von der Musikhochschule Hanns Eisler.
mit Marielou Jacquard, Ferdind Keller und Constanze Jader. Foto: Wecker
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Die zu durchbohrende Welt sind vier Bühnen, die der Absolvent der Kunsthochschule Weißensee Ivan Ivanov wie ein zweigeschossiges Doppelhaus mit offener Fassade übereinander stellt. Mittig trennt ein Riß beide Hälften voneinander. Diese Bühnen sind mal moderne Büroräume, mal Wohnstube, mal Zellen, mal Keller, mal Tonstudio, mal sakraler Raum und mal die Ruine früher bewohnter Räume, die bisweilen alle gleichzeitig in getrennten Handlungen bespielt werden. Dann wird die Tischlerei zur vierfachen Guckkastenbühne. Die Szenerie verweigert sich eindeutiger Interpretierbarkeit. Obwohl sie der Phantasie der Zuschauer viel Raum und Anregung gibt, ist sie wiederum nicht beliebig interpretierbar. Mit einer „tiefen Bohrung“ wollen die Künstler der Befindlichkeit heutigen Lebens auf den Grund kommen. Bei dieser Tiefenbohrung wird auch danach gesucht, was bei der Unterwerfung unter die Lebensbedingungen verlorengegangen ist. Es wird in der Musik, in den Stimmen und in Aktionen auf der Bühne gefunden. Ein besonderer Genuß sind dabei neben der Spielfreude der jungen Akteure auch ihre unverbrauchten Stimmen auf der Höhe ihrer vollen Strahlkraft. Einige Künstler wird man sicherlich noch lange immer wieder hören. Nur die Besucher dieser Aufführungen werden aber behaupten dürfen, daß sie deren Laufbahn von Anfang an verfolgt haben.
Frank Wecker
FW - Gastautoren, Kunst und Kultur - 03. Mai 2017 - 22:57
Tags: konzert/oper/theater
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