Leseempfehlung (19): Neoliberalismus im Alltag
Der Neoliberalismus ist schon lange nicht nur eine Wirtschaftstheorie, die die Ökonomie bestimmt. Er bestimmt genauso unseren Alltag, also unser Denken und Handeln als Individuen und als Teil der Gesellschaft. Dem Neoliberalismus ist dies gelungen, indem er die Grundidee des Marktes in Gesellschaft und Privatleben verankern konnte: Jeder tritt als „gleichberechtigter“ Unternehmer seiner selbst auf und verkauft sich so gut er kann – auf dem Arbeitsmarkt ebenso wie beim Verlieben im 11-Minuten-Takt. Dazu muß man sich optimieren und optimal selbst darstellen, um im Wettbewerb gegen die Mitmenschen, also die Konkurrenten, zu gewinnen. Wer verliert, hat sich nicht genug angestrengt und ist folglich selbst schuld (arbeitslos? – qualifiziere dich besser!).
Wo jeder „Unternehmer“ seiner selbst ist, wird zwischenmenschliche Solidarität ebenso zunehmend kleingeschrieben wie solidarische Lebensabsicherung beseitigt wird (vom solidarischen, generationenübergreifenden Umlageverfahren in der Sozialversicherung, vor allem bei der Rente, zum privaten, von Marktgewinnen abhängigen Kapitaldeckungsverfahren).
„Warum Menschen sowas mitmachen. Achtzehn Sichtweisen auf das Leben im Neoliberalismus“ ist ein Auszug aus dem gleichnamigen Buch von Patrick Schreiner, im April 2017 erschienen im PapyRossaVerlag Köln (165 Seiten, 12,90 Eu).
MichaelR
MichaelR - Gastautoren, Gesellschaft - 19. Mai 2017 - 23:51
Tags: buch/neoliberalismus/rezension
Kein Kommentar
Kein Trackback
Trackback link: