Georgien im Fokus
SOS-Kinderdörfer weltweit fördern georgische JugendlicheTraditionell präsentiert die Hilfsorganisation SOS-Kinderdörfer weltweit jährlich zwei neue Editionen von international bekannten Künstlern zugunsten eines SOS-Kinderdorfes. Verbunden ist dies mit einem Sommerfest in dem Berliner Büro der SOS-Kinderdörfer Gierkezeile 38.
Auch diesmal ist mit Jeppe Hein ein renommierter Künstler vertreten, dessen Werke weltweit in Museen vertreten sind. Beim diesjährigen Sommerfest stand jedoch nicht sein Heimatland Dänemark im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, sondern anläßlich des deutsch-georgischen Jahres Georgien.
waren die Ehrengäste des diesjährigen Sommerfestes von SOS-Kinderdörfer weltweit.
Foto: Wecker
Aus diesem Grund nahmen in Begleitung von Botschaftsrätin Maka Khvadagiani drei georgische Studentinnen an dem Fest teil. Eine von ihnen ist die Künstlerin Nazibrola Kortua, die mit ihren Arbeiten die Jeppe Hein gegenüberliegende Galeriewand belegt. Ein glücklicher Zufall läßt tatsächlich die Werke ganz unterschiedlicher Künstler miteinander korrespondieren. Nazibrola Kortua war erst acht Monate alt, als ihre Mutter die Malleidenschaft ihrer Tochter entdeckte und sie förderte. Ihre Mutter drängte sie auch nicht in einen Beruf, der der Familie vielleicht aus den ärmlichen Verhältnissen hätte heraushelfen können. Im Gegenteil, im Alter von 14 Jahren konnte sie eine Malklasse besuchen, und als ihre Mutter sie aus finanziellen Gründen nicht weiter fördern konnte, nahm sich SOS-Kinderdorf ihrer an. SOS-Kinderdorf ermöglichte ihr die Aufnahme eines Kunststudiums. Heute belegt sie einen Studiengang für Animationsfilme und interessiert sich auch für Fotografie und Film. Als Künstlerin läßt sie sich von Persönlichkeiten, die ihr im Alltag begegnen, inspirieren. Zu ihrer ersten Ausstellung im Ausland hat sie Zeichnungen von ihr vertrauten Menschen zumeist aus der Familie mitgebracht. Diese zumeist lustigen Ganzkörperporträts wären sicherlich auch geeignet, die drückende Atmosphäre in Krankenhäusern oder Wartezimmern von Ärzten aufzuheitern.
Foto: Wecker
Auch Nona Svinaidze und Mariami Reviskevili verdanken ihr heutiges Schaffen der Organisation SOS-Kinderdörfer weltweit. Sie sind in einem SOS Kinderdorf in Tiflis aufgewachsen, Mariami Reviskevili ist überzeugt, daß sie und ihre Zwillingsschwester SOS-Kinderdorf ihr Leben zu verdanken haben. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion brachen in Georgien von Nationalisten und teils auch von Banditen geführte Kämpfe aus, die die Region in ein Chaos stürzten. Nicht einmal die Grundversorgung mit Essen, Wasser und Heizmaterial war gewährleistet. In dieser Situation verließen die Väter der beiden Frauen die Familien. Mariami und ihre Schwester waren damals im Kleinkindalter lebensgefährlich erkrankt. Sie wurden von SOS-Kinderdorf in Obhut genommen und gesundeten wieder. Heute studiert Mariami Psychologie und Nona Wirtschaft. Die Einladung nach Berlin verdanken sie einer von ihnen ins Leben gerufenen Initiative, mit der sie anderen Jugendlichen, die unter den neuen Verhältnissen in das Abseits gedrängt worden sind, bessere Chancen für ihre Zukunft eröffnen wollen. Sie motivieren gestandene Persönlichkeiten, ihre Erfahrungen und ihr Wissen an Jugendliche weiterzugeben und diese zu unterstützen. Mentoren und Jugendliche gehören dann zu ihrem Projekt dem „Mentors Club“.
Ernennungsurkunde zum Botschafter von SOS Kinderdörfer weltweit.
Foto: Wecker
Bei diesem ereignisreichen Sommerfest erhielt zudem Luan Krasniqi seine Ernennungsurkunde zum Botschafter von SOS-Kinderdörfer weltweit. Luan Krasniqi ist einer der wenigen Schwergewichtsboxer, die, was schwerer als alle errungenen Titel wiegt, von sich sagen können, daß sie im Boxring Wladimir Klitschko besiegt haben. Aber auch ohne diesen Ritterschlag fällt der Sportler durch seine originellen Ideen auf. Zweimal hat er allein 100 000 Euro Spendengeld für SOS-Kinderdörfer akquiriert, indem er Schauboxkämpfe mit dem Porsche Betriebsrat Uwe Hück veranstaltet hat. Das war schwer verdientes Geld, denn der Betriebsrat hatte tatsächlich etliche Blessuren davongetragen. Als Flüchtlingskind aus dem Kosovo weiß Luan Krasniqi nur allzu gut, wie wichtig die Familie für die Entwicklung der Kinder ist. Diese Erfahrung prägt sein Engagement für die SOS-Kinderdörfer. Welch trauriges Schicksal wäre den drei jungen Frauen aus Georgien beschieden gewesen, wenn sie nicht von SOS Kinderdörfer gerettet worden wären? Welch ein Gewinn sind sie heute für viele Menschen!
Mit dem Kauf der derzeit in der Gierkezeile ausgestellten Bilder von Jeppe Hein und von Nazibrola Kortua kann jeder SOS-Kinderdörfer unterstützen. Die Ausstellung ist Montag bis Freitag von 10-16 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.
Frank Wecker
FW - Gastautoren, Gesellschaft - 26. Juni 2017 - 22:41
Tags: ausstellung/georgien/hilfsorganisation/kinderdörfer
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