Walter Trautschold – Zeichner, Karikaturist, Illustrator, Maler, Bühnenbildner
Der Zeichner, Karikaturist, Illustrator, Maler und Bühnenbildner Walter Trautschold wurde am 20. Februar 1902 in Berlin geboren und starb dort am 22. April 1969. Zu Lebzeiten war er weniger bekannt als sein Vater Gustav (1871-1944/Luftangriff), ein seinerzeit berühmter Schauspieler und Regisseur, und seine Schwester Ilse (1906-1991), ebenfalls Schauspielerin (u.a. in dem Film „Mutter Krausens Fahrt ins Glück“ von 1929) und seit 1948 als „die schlagfertige Berlinerin“ Mitglied von Günter Neumanns „Insulanern“. Die zeichnerische Qualität der Arbeiten von Walter Trautschold in der Sammlung R.N. hat mich veranlaßt, ihn der Öffentlichkeit näherzubringen, auch wenn man bislang nur wenig über sein Leben weiß.
Walter Trautscholds Ausbildung zum Künstler begann 1920 an der Staatlichen Kunstgewerbeschule Berlin; in den folgenden beiden Jahren war er Schüler bei dem wenig älteren Bühnenbildner Eduard Suhr (1899-1971), der zu dieser Zeit am Lessingtheater und am Schloßparktheater tätig war. Weitestgehend war Walter Trautschold jedoch Autodidakt, was man seinem Werk aber angesichts seiner technischen Qualitäten nicht anmerkt.
Schon am Anfang seiner künstlerischen Tätigkeit soll er für „Der Orchideengarten – Phantastische Blätter“ (1919-1921) – die erste Zeitschrift, die ausschließlich phantastische Literatur veröffentlichte – gezeichnet haben.* Später im Jahrzehnt arbeitete er für „Lachen links“, eine Satirezeitschrift, die von 1924 bis 1927 im Dietz-Verlag, dem Parteiverlag der SPD, erschien: „Der Mannequin“ (Lachen links, Nr. 26, Jg. 3, 25.6.1926), eine Zeichnung, die seine damalige Nähe zum Jugendstil zeigt. Sein bevorzugtes Thema in dieser Zeit waren Akt- und Ganzkörperporträts junger Frauen; hierzu zwei weitere Beispiele:
In den 1930er Jahren entwarf Walter Trautschold Bühnenbilder. Nachweisbar ist dies für 1932, wo er im Programmheft zu Per Schwenzens und Josef B. Malinas Lustspiel „Am Himmel Europas“ (Kritik vom 9.6.1933) im Lustspielhaus in der Friedrichstraße 236 (1904-1939, im Zweiten Weltkrieg zerstört, nicht wieder aufgebaut) genannt wird.
Gleichzeitig zeichnete Walter Trautschold für Werner Fincks Kabarett „Die Katakombe“. Am 10. Mai 1935 wurden er und die Kabarettisten auf Veranlassung von J. Goebbels durch die Gestapo verhaftet und ins KZ Esterwegen gebracht, jedoch nach Intervention von Goebbels-Gegner H. Göring nach sechs Wochen wieder entlassen und vor Gericht gestellt, wo sie freigesprochen wurden.** Ab 1938 soll Walter Trautschold Mitarbeiter in der Presseabteilung der Filmgesellschaft Tobis Filmkunst gewesen sein.
Walter Trautschold war bekannt für seine pointierten Zeichnungen, mit denen er die Zeitgeschichte festhielt; dazu gehörten auch antifaschistische Karikaturen wie „Arbeitslosigkeit“ (undatiert) mit der Bildunterschrift „Bereits nach vier Jahren war das Problem der Arbeitslosigkeit restlos gelöst!“. Zwei weitere Beispiele für seine zeichnerische Tätigkeit – mit aktuellem Bezug – sind diese hier:
Nach dem Zweiten Weltkrieg vertrat ihn die Kunstgalerie Archiv-Buchhandlung im Deutschen Archiv-Verlag, [West]Berlin und veröffentlichte im Mai 1948 in dem Band „Archivarion. Karikaturisten-Graphik. Schrift 3“ eine Karikatur von ihm (siehe vergrößertes Titelblatt). Außerdem soll er weiter als Bühnenbildner gearbeitet haben. Auch beschickte er die Große Berliner Kunstausstellung 1960 mit dem Bild „Junger Orang-Utan“.
Ein Aufkleber auf dessen Rückseite (siehe Vergrößerung dort) belegt, daß er damals in der Kreuznacher Straße 34 in Wilmersdorf wohnte, in der am Breitenbachplatz gelegenen „Künstlerkolonie“ (ebenso wie seine Schwester Ilse). Offenbar wohnten die beiden schon vor dem Zweiten Weltkrieg in der Kolonie, allerdings im Barnayweg 1, der 1940 in Steinrückweg umbenannt wurde.
MichaelR – Abbildungen: Sammlung R.N.
* „Anscheinend bereitete er mehrere Beiträge für den Orchideengarten vor, so auch einige Titelbilder.“ (ebay-Verkäufer „arte-mania66“ am Ende seines Angebots)
** Siehe dazu: Der Spiegel, 4.4.1966; Die Zeit, 21.10.1966; Maegie Koreen, Claire Waldoff, Die Königin des Humors, S. 203; Rudolph Herzog, Heil Hitler, das Schwein ist tot! Lachen unter Hitler – Komik und Humor im Dritten Reich (in der engl. Ausgabe: Dead Funny. Telling Jokes in Hitler's Germany)
Weitere Quelle: Wikipedia: Walter Trautschold
MichaelR - Gastautoren, Kunst und Kultur - 24. September 2017 - 00:24
Tags: karikatur/malerei/zeichnung
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Ein zusätzlicher Beleg für Walter Trautscholds Rolle im Kabarett "Die Katakombe" befindet sich in Peter Jelavich, Berlin Cabaret, Cambridge/Mass. und London 1993 auf S. 238 (https://books.google.de/books?id=_SqoSIrvUKcC&pg=PA238&lpg=PA238&dq=walter+trautschold&source=bl&ots=g5GQ1Hwi-i&sig=45UNHA3rQZCY8W4cfme6k9BHxb0&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwimx-mR1L3WAhUGZ1AKHXPqA4g4ChDoAQgyMAM#v=onepage&q=walter%20trautschold&f=false).