Die Großen der Modefotografie
Neue Ausstellung in der Helmut Newton StiftungSeit dem 1. Dezember zeigt die Helmut Newton Stiftung in der Jebensstraße 2 eine neue Ausstellung: „Guy Bourdin. Image Maker, Helmut Newton. A Gun for Hire, Angelo Marino. Another Story“.
Wiederum ist die Ausstellung dreiteilig und beleuchtet das Verhältnis zweier Fotografen zu Helmut Newton. Diesmal jedoch sind die Beziehungen zwischen den drei Fotografen eigenartig. Guy Bourdin und Helmut Newton sind in ihrem Schaffen vergleichbar. Sie haben in den gleichen Zeitschriften publiziert, bisweilen sogar in den gleichen Ausgaben. Sie haben sogar dasselbe Atelier genutzt, sich aber nie getroffen. Ihr Dialog vollzog sich über ihre Bilder, die in den Zeitschriften förmlich nebeneinander standen. Angelo Marino hat dagegen sehr eng mit Helmut Newton zusammengearbeitet. In Monte Carlo war er dessen Assistent. In „June’s Room“, dem Freunden und Wegbegleitern Helmut Newtons vorbehaltenen Separee, sind Schnappschüsse zu sehen, die Angelo Marino im Zug auf seinen Arbeitsweg von Cannes nach Monte Carlo mit dem Handy aufgenommen hat. Fotografisch haben sie kaum etwas mit dem Werk Helmut Newtons zu schaffen. Faszinierend ist jedoch sein fotografischer Blick auf die Mitreisenden und die vorbeiziehende Landschaft. Sie machen neugierig auf sein sonstiges Werk. Immerhin hat der ausgebildete Fotograf eigene Ausstellungen mit Titeln wie „The Art of Absolute Nude“, „Belle de jour“ oder „Cote Fenetre“ gehabt, die eine Wesensverwandtschaft mit Helmut Newton nahelegen.
und der Fotografieexperte Philippe Garner vor der Eröffnung der neuen Ausstellung.
Foto: Wecker
Die Zusammenschau von Guy Bourdin und Helmut Newton ist ein Sahnestück für Freunde der Modefotografie. Sie erhellt die unterschiedlichen ästhetischen Ansätze im Werk der beiden großen Fotografen, um Mode zu präsentieren und dabei Schönheit und Lebensgefühl mitschwingen zu lassen. Es wird deutlich, daß Helmut Newton seine Modeaufträge nutzt, um Geschichten zu erzählen, dabei Accessoires und Dekorationen in diese Erzählungen einbindet, so daß der Betrachter etwas zu entdecken hat, und damit angeregt wird, sich auf das Bild einzulassen. Es werden Phantasien angeregt, der Betrachter begibt sich in Tagträume, die die Geschichte der Bilder fortsetzen. Damit sind auch die Auftraggeber zufrieden, da ihre Modeartikel scheinbar das Zentrum des Ganzen bilden. Diese Ausstellung „A Gun for Hire“ war bereits 2005 zu sehen und ging von Berlin aus um die Welt.
Guy Bourdin hingegen richtet seine Fotos auf die ästhetische Wirkung aus. Er komponiert seine Arbeiten regelrecht. Prägend war für ihn die über 15 Jahre währende Arbeit für den Hersteller von Luxusschuhen Charles Jourdan. Das führte in diesen Bildern zur Überhöhung des Frauenbeins, das sich bisweilen vom Körper löst und im Bild als für sich stehendes ästhetisches Symbol auftaucht. Diese einprägsamen Bilder, die in ungewöhnliche Zusammenhänge gestellt wurden und bisweilen ebenso Geschichten erzählen, wie es bei Helmut Newton der Fall ist, lassen das Produkt hinter die ästhetische Absicht treten. Dennoch ist die Werbewirkung für den Hersteller viel größer, als wenn ein Schuh rein appetitlich dargestellt worden wäre. Der Künstler steht hier im Vordergrund, der Schuhhersteller darf sich nur mit seiner Kunst schmücken. Ebenso tritt das beworbene Produkt hinter die Kunst zurück, was ihm jedoch nicht zum Schaden gereicht.
Guy Bourdin hatte als Maler begonnen. Erst als Man Ray sein fotografisches Talent förderte wurde die Fotografie sein Metier. Zuvor hatte er „nur“ seine Zeichnungen und Gemälde ausgestellt. Mit dem Schub seiner ersten Fotoausstellung wurde er über 30 Jahre der Starfotograf der Pariser Vogue und gehört heute zu den größten Fotografen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Seine Arbeiten sind in zahlreichen Museen zu sehen, darunter im Victoria & Albert Museum in London, der Galerie Nationale du Jeu de Paume in Paris und dem Getty in Los Angeles.
In der Ausstellung der Helmut Newton Stiftung sind die beiden großen Modefotografen erstmals gemeinsam in solch großen Umfang zu sehen.
Die Ausstellung wird bis zum 13. Mai 2018 gezeigt. Der Eintritt beträgt 10 Euro. Die Ausstellung ist außer montags täglich von 11 bis 19 Uhr, donnerstags bis 20 Uhr geöffnet.
Sie wird mit dem Bildband „Guy Bourdin. Image Maker“ mit Texten von Shelly Verthime und Matthias Harder von der Helmut Newton Stiftung begleitet. Er kostet 150 Euro.
Frank Wecker
FW - Gastautoren, Kunst und Kultur - 05. Dezember 2017 - 00:24
Tags: ausstellung/fotografie/museum
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