Tanz um die Liebe
Tanja Wedhorn und Oliver Mommsen spielen am Ku’dammEs ist die letzte Spielzeit vor dem Abriß, so ist es überall in der Komödie und dem Theater am Kurfürstendamm zu lesen.
Somit liegt ein Hauch von Wehmut über allem, was auf den beiden Bühnen zu sehen ist. Das trübt die Vorfreude selbst auf die lustigsten Stücke. Doch glücklicherweise läßt die jüngste Produktion in der Komödie „Die Tanzstunde“ für Stunden die traurige Gewißheit über die Zukunft dieser Bühne vergessen.
Foto: Wecker
Zum vierten Mal steht das Traumpaar des Kurfürstendammtheaters Tanja Wedhorn und Oliver Mommsen auf der Bühne. Diesmal spielen sie die Geschichte einer Tänzerin und eines Wissenschaftlers, die aufgrund gesundheitsbedingter Widrigkeiten eigentlich nicht miteinander tanzen können und – soviel sei verraten – es schließlich doch tun. Die Tänzerin hat ein geschientes Bein und der Wissenschaftler leidet am Asperger-Syndrom, was heißt, er kann keinen anderen Menschen berühren. Die dramaturgische Konstellation will nun, daß die beiden miteinander tanzen. Wie sie sich nahezu millimeterweise aufeinander zubewegen, ist ein Vergnügen zu sehen und eine Meisterleistung der Schauspielkunst.
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Oliver Mommsen alias Prof. Ever Montgomery Tanzunterricht.
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Oliver Mommsen als Prof. Ever Montgomery näher.
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Tanja Wedhorn und Oliver Mommsen in „Die Tanzstunde“.
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Auch an den guten alten Schiller, daß das Theater eine moralische Anstalt sei, wird erinnert. So bewegen sich die beiden nicht nur auf eine Liebesnacht zu und der Zuschauer darf nicht nur hoffen, ein intimes Tattoo zu sehen zu bekommen, er hat auch das Vergnügen an Vorlesungen teilzuhaben, wo der Professor vor den vom Menschen verursachten Umweltkatastrophen warnt. Aber auch diese Monologe haben Witz. Schließlich stammt das Stück von dem erfolgreichen US-amerikanischen Dramatiker Mark St. Germain. Es ist sein achtes Theaterstück, das glücklicherweise nach einzelnen amerikanischen Produktionen recht rasch nach Deutschland gelangt ist. Aus der Übersetzung hätten noch ein paar süddeutsche Begriffe wie „Samstag“ oder „Pfannkuchen“ durch die ortsüblichen Begriffe „Sonnabend“ und „Eierkuchen“ ersetzt werden können. Nach der Erstaufführung im vorigen Jahr in Celle hat es nun Martin Woelffer an seinem Haus in Berlin inszeniert. Glücklicherweise hat er dafür erneut die besonders sonntags beim „Tatort“ respektive dem „Herzkino“ hart um die Gunst der Zuschauer miteinander konkurrierenden Schauspieler gewinnen können.
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Das Stück wird en Suite bis zum 25. Februar gespielt. Karten ab 13 Euro können unter Tel.: 885 911 88 und im Internet unter www.komoedie-berlin.de bestellt werden.
Frank Wecker
FW - Gastautoren, Kunst und Kultur - 14. Januar 2018 - 00:02
Tags: komödie/schauspieler/tanz/theater
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