Der Schrei des Pfauen in der Nacht
Ein musikalisches Projekt mit jugendlichen Flüchtlingen
Der Opernabend beginnt mit der zärtlichen Melodie eines persischen Schlafliedes.
Sie wird von Mädchen dargeboten, die jung genug sind, sich an die Wärme und Geborgenheit zu erinnern, mit der sie zu diesen Tönen in den Schlaf gewiegt wurden, und alt genug, daß die Gründung einer eigenen Familie greifbar wird. Gemeinsam ist den Interpreten des „musiktheatralen Rechercheprojektes“, wie die Deutsche Oper das Genre ihrer jüngsten Produktion, „Der Schrei des Pfauen in der Nacht“ in der Tischlerei nennt, daß sie erst vor kurzem in Deutschland eingetroffen sind.
Foto: Wecker
Die Deutsche Oper greift mit dieser Produktion ein vor zwei Jahren begonnenes Projekt auf, mit jugendlichen Flüchtlingen musikalisches Theater zu spielen. Wieder geht es darum, daß die Jugendlichen mit musikalischen und gestischen Mitteln ihre Erfahrungen in künstlerisch berührender Weise dem Publikum vermitteln. Die erste Erfahrung ist das Wiegenlied der Mutter, später sind es sehr unterschiedliche Töne, die ihre Erfahrungen bestimmen: das Glucksen des Wassers während der Überfahrt im Flüchtlingsboot, Schläge in der Schule oder eben der nächtliche Schrei des Pfauen, der im Zoo direkt hinter dem Haus der Großeltern lebte.
Foto: Wecker
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Diese unterschiedlichen Erfahrungen werden in drei aufeinanderfolgen Klangräumen dargeboten. Den Ersten müssen sich die Zuschauer erobern, indem sie sich im Dunkeln durch ein herabhängendes Bändergewirr kämpfen, was sich am effektivsten mit Schwimmbewegungen bewerkstelligen läßt. Sie gelangen so in eine Art Jurte, an deren äußerem Rund die Geschichten der Jugendlichen wie Erinnerungsfetzen vorbeiziehen. Das sind nicht nur Begebenheiten, die sich in der Ferne abspielen. Es wird auch von dem beschämenden Umgang deutscher Behörden mit Kindern, die nichts anderes getan haben, als Bomben, Mord und Verfolgung zu entrinnen, berichtet.
Foto: Wecker
Anschließend werden die Zuschauer von jeweils einem Führer in unterschiedliche Klangräume mitgenommen. Angeleitet von den jungen Künstlern können die Zuschauer im Märchenwald, am Wasser oder bei der Essenszubereitung das Klangerlebnis mitgestalten. Zum Schluß gibt es eine wilde Party, wo die Jugendlichen ihrem Temperament ungezügelt Raum geben können. Dabei werden die bereits erarbeiteten Klänge des Abends zur Basis einer neuen Musik.
Foto: Wecker
Premiere ist am Dienstag, 10. April, um 19 Uhr. Es folgen am 11., 12. und 13. April zur gleichen Uhrzeit drei weitere Aufführungen. Der Zugang zur Tischlerei erfolgt an der Ecke Richard-Wagner-Straße / Zillestraße. Der Eintritt kostet 20 oder ermäßigt 10 Euro. Ermäßigte Karten erhalten Schüler, Studenten, Lehrlinge, Arbeitslose und Rentner.
Frank Wecker
FW - Gastautoren, Kunst und Kultur - 09. April 2018 - 00:02
Tags: konzert/oper/theater
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