Das Landhausquartier am Kriegsende: Berliner Straße 65-66 im April/Mai 1945
In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges schrieb Rechtsanwalt Dr. Gerhard Frentzel in seinem Tagebuch auf, wie er und seine Familie das Kriegsende er- und überlebten. Sie wohnten damals im Haus Berliner Straße 65 im Wilmersdorfer Landhausquartier, bis sie durch den immer näher kommenden Straßenkampf gezwungen waren, in den nahe gelegenen Bunker der Reichsstelle für Getreide am Fehrbelliner Platz 3, jetzt Bundesnetzagentur Dienststelle Berlin, auszuweichen.
Der relativ kurze Auszug aus seinem 24seitigen Bericht – nachzulesen hier (Berliner Woche vom 6.2.2020) – läßt spüren, was es bedeutet, unter Kriegsbedingungen leben zu müssen. Daneben gibt der Auszug einen Einblick in die Geschichte des Hauses, das seit Monaten lokalpolitische Aufmerksamkeit auf sich zieht, da hier zu beobachten ist, wie das Bezirksamt mit unserem historischen Erbe umspringt:
Das Landhausquartier – südlich und westlich von Fehrbelliner Platz und Preußenpark gelegen – war bis zum Kriegsende ein geschlossenes Gebiet mit zweigeschossigen Villen und Landhäusern. Durch Neubauten nach dem Krieg, darunter das riesige Parkhaus an der Ecke von Konstanzer und Westfälischer Straße, ist dieses innerhalb des S-Bahn-Rings einmalige Viertel bereits stark beeinträchtigt worden. Deshalb hatte der Bezirk Wilmersdorf 2000 eine Erhaltungssatzung erlassen, um die Reste zu schützen.
Aber zur Zeit sieht es so aus, als ob das unter Leitung eines Grünen stehende Bauressort (und der grüne Stadtrat selbst) lieber willens sind, einem Hauseigentümer die „Modernisierung“ seiner Häuser in Berliner und Barstraße mittels vor die Fassade geschraubter Balkone zu ermöglichen – und damit deren Verschandelung und gleichzeitig wegen einer angekündigten Mieterhöhung von 157 Eu den erzwungenen Auszug des einen oder anderen Mieters –, als sich mithilfe der eigens dazu geschaffenen Erhaltungssatzung für das historische Erbe und den Erhalt des Ortsbildes einzusetzen.
MichaelR
MichaelR - Gastautoren, Geschichte - 28. Februar 2020 - 23:41
Tags: kriegsende/nationalsozialismus/stadtgeschichte
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