Ein neuer Altstadtpfad Charlottenburg
Anfang April wurden so nach und nach u.a. an der Schloß- und Nehringstraße neue Stelen aufgestellt. Sie sind von der Firma Wall, das konnte man sofort erkennen, das steht ja groß darauf. Aber was sollte das werden, hatten wir uns damals gefragt. So standen oft Gruppen von Anwohnern davor, schauten sich diese merkwürdigen neuen Teile an und rätselten gemeinsam, was das denn nun werden sollte - denn Informationen dazu gab es nicht. Das hielt man anscheinend nicht für nötig, auch nicht seitens des Bezirksamtes. Anwohner informieren, vielleicht sogar beteiligen an Vorhaben, die ihren Kiez, ihr Wohnumfeld betreffen, vor ihrer Haustür passieren - das kam ihnen wohl nicht in den Sinn?
So mußten wir uns die entsprechenden Informationen eben mit der Zeit selbst besorgen.
Immer noch nichts vom Bezirksamt erhalten - konnten wir die ersten Hinweise ausgerechnet in der Presse finden. Da war von einem "touristischen Leitsystem" in einem anderen Berliner Bezirk die Rede - das konnte passen. Gegen Ende April waren dann die neuen Stelen bestückt worden. Und siehe da - wir lagen doch stets recht gut mit unseren mühsam zusammengepuzzelten Vermutungen: "Altstadtpfad Charlottenburg" ... "In Deutsch und Englisch wird zur Geschichte geschrieben, Pläne und z.T.
historische Bilder ergänzen das Angebot. Einzeln durchnummeriert, wird
jeweils auf den nächsten Standort verwiesen. Die Idee wird
möglicherweise vom Bezirksamt stammen ...."
Dann wurde schließlich als erste offizielle Information folgende Pressemitteilung veröffentlicht, welche die Zusammenhänge endlich erklärt:
Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen lädt ein zum nächsten Kiezspaziergang am Samstag, dem 14.6.2008, ab 14.00 Uhr vom Rathaus zum Schloss Charlottenburg. Treffpunkt ist um 14.00 Uhr vor dem Rathaus Charlottenburg an der Otto-Suhr-Allee 100 (U-Bhf Richard-Wagner-Platz).
Der Kiezspaziergang findet immer am zweiten Samstag im Monat statt. Die Teilnahme ist frei. Die Manuskripte der bisherigen Kiezspaziergänge sind zu finden im Internet unter www.kiezspaziergaenge.de.
Monika Thiemen:
"Beim 78. Kiezspaziergang möchte ich unsere neue Altstadttour vorstellen. Diese Altstadttour haben wir in den letzten Monaten gemeinsam mit der Firma Wall entwickelt. Wall stellt uns die Stelen zur Verfügung und übernimmt die Gestaltung und den Einbau. Unser Kulturamt hat die Texte und Bilder zusammengestellt. Die neue Altstadttour wird den Altstadtpfad ersetzen. Dessen Tafeln waren an vielen Stellen beschädigt, einige sind inzwischen abhanden gekommen, und einige Texte waren überholt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kiezspaziergangs werden am 14. Juni als erste die neue Tour erleben können.
Die Tour führt vom Rathaus durch Alt-Lietzow über das Standesamt in der Villa Kogge, das Stadtbad in der Krumme Straße, das ehemalige Krankhaus an der Gierkezeile Ecke Zillestraße, die Epochenecke Wilmersdorfer Staße und Haubachstraße, das älteste Wohnhaus Charlottenburgs, Schustehrusstraße 13, das alte Schulhaus an der Gierkezeile 39, die Luisenkirche auf dem Gierkeplatz, durch den Schustehruspark zur Villa Oppenheim, die Eosander- und Schinkelschule, Nithackstr. 8-16 bis zum Museum Charlottenburg-Wilmersdorf gegenüber dem Schloss an der Schloßstr. 69."
Quelle: Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf, Pressemitteilung vom 21.05.2008
Ende gut - alles gut? Nun, Werbung ist es zum Glück nicht geworden, wie viele damals befürchtet hatten. Über das Aussehen der Stelen gehen die Geschmäcker auseinander. Der Altstadtpfad an sich ist zweifelsohne ein schöne Sache. Er ersetzt den bisherigen Altstadtpfad und führt jetzt sogar noch mit einem zusätzlichen Schlenker durch den Kiez. Auch freuen sich sicher alle Interessierten auf den angekündigten Kiezspaziergang.
So weit, so gut - möchte ich sagen.
Allerdings: ein Musterbeispiel von zeitnaher und regelmäßiger Bürgerinformation und -Beteiligung ist das ganze Geschehen wahrlich nicht gewesen. Es hätte, wie immer, beiden Seiten anders mehr dienlich sein können - ganz abgesehen davon, daß nach meiner Auffassung, Anwohner grundsätzlich ein Anrecht auf Information und Mitsprache daran haben sollten, was in ihrem Wohnumfeld passiert. Dieser Anspruch mündiger Bürger, den insbesondere demokratisch gesinnte Politiker eigentlich selbstverständlich zu erfüllen hätten, betrifft allerdings generell nicht nur das Bezirksamt.
- Geschichte, Kiez, Politik - 30. Mai 2008 - 00:10
Tags: altstadtpfad/charlottenburg/info_stele/kiez/kiezspaziergang/klausenerplatz
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