Kennen Sie Jochen Borchert?
Gestern wurde ja das Gesetz zur Zugangsbehinderung (Zensurgesetz) im Bundestag verabschiedet.
Da fragt man sich zwar, wieso man eine Petition dagegen unterschrieben hat, aber es war ja irgendwie klar. Für unsere (fähigen?) MdB sind wir nur die Schafe die am Wahltag zur Schlachtbank geführt werden. Bloss keine eigene Meinung haben.
Allen, die ja immer sagten "es gibt keine Idee das auszuweiten" kann man nur sagen: Hättet Ihr gerne!
Und wer ist nun dieser Jochen Borchert? Ganz einfach. Ein CDU-Abgeordneter aus Recklinghausen, der gegen das Gesetz gestimmt hat. Alleine! Auf weiter Flur! Innerhalb der CDU jedenfalls.
Und wer sich überhaupt mal für das Abstimmungsverhalten interessiert, kann gerne diese Seite hier nutzen:
http://www.hatmeinabgeordneterfuernetzsperrengestimmt.de/
Und ich kann mich der Aufforderung auf dieser Seite nur anschliessen:
- Gesellschaft, Netzfundstücke, Politik, Thema des Monats, ZeitZeichen - 19. Juni 2009 - 14:20
Tags: ausweiten/bundestag/wahlen/zensur
zwölf Kommentare
Nr. 2, [marcel], 19.06.2009 - 18:35 Hallo Ulli, tut mir leid. Aber Du vergleichst Äpfel mit Birnen. Was ich auch verstehe, denn Du fühlst Dich betrogen, verstehst aber die allgemeine Problematik nicht wirklich. Zunächst einmal deine Pauschalisierung ist total daneben. Du wirst nicht von der allgemeinen Internet-Piraterie beklaut, sondern von einem offiziellen “Produkt” der Google Corp. Das Google nicht nur dort stark über über ihr Ziel hinaus schiesst, ist bekannt. Aber, man mag es kaum glauben, dafür gibt es eine Lösung. Dein Verlag muß sich mit Google kurzschliessen und denen das untersagen. Und zack..einigt man sich (meistens) im Guten. Haben schon einige nicht nur deutschsprachige Autoren am eigenen Leibe erfahren müssen..und das Problem wurde mehrfach in diversen Fachzeitschriften und Fachwebseiten angesprochen. Dein Herausgeber kann also für Dich sogar Geld einfordern. Weiterhin verlangen die sog. Piraten aus der Piratenpartei und auch andere Fachkräfte nicht die Freigabe aller Rechte an irgendwelchen sog. Geistigen Eigentums. Hättest Du dich vor dem Posten kurz mal informiert, wäre Dir das auch klar geworden. Es geht um die Möglichkeiten der Zensur! Wenn irgendwem irgendwo etwas nicht passt, wird der Zugang für die Leute halt gesperrt und niemand aus Deutschland kann sich diese Informationen beschaffen, ohne sich strafbar zu machen. Jeder Mensch soll die Möglichkeiten besitzen, Informationen aus allen möglichen “Lagern” zu beschaffen und miteinander zu vergleichen. 2. Geht es um die Nutzlosigkeit dieser Massnahme. Niemand findet Kinderpornos sinnvoll oder möchte jedem den Zugriff darauf ermöglichen. Aber einfach den Leuten die Scheuklappen vor die Augen zu pappen, damit wir Deutsche diese Seiten ja nicht mehr sehen können ist Humbug. Andere User können weiterhin auf die Seiten zugreifen und weiter werden Kinder missbraucht. Wieso steckt man das Geld für diesen Zensurapparat nicht in eine sinnvolle Methode diesen Leuten endgültig das Handwerk zu legen. Nur weil wir das Problem ja nicht sehen, verschwindet es auch gleich,oder? Und niemand möchte irgendwen für seine Arbeit nicht entlohnen. Wenn ich z.B. was für jemanden mache, dann auf Vertragsbasis. Und da ist alles geklärt. Sorry, bei Geld hört auch bei mir so manche Freundschaft auf. Es ist natürlich für Dich nicht sehr schön, dass Google dein Buch veröffentlicht hat. Aber es sind nicht die Leute gewesen, die z.B. von der Piratenpartei kommen. Wie gesagt, da Du anscheinend nicht wirklich verstanden hast um was es hier geht und dich selbst betrogen fühlst, kann ich das ja nachvollziehen. Aber man kann sich auch vorher informieren. Sollte dein Verlag nicht gegen Google ankommen, kann ich Dir gerne genug Seiten zeigen, wo man erklärt bekommt, wie man sein Buch aus Google Pages wieder entfernen lassen kann. Achja, das Internet ist auch jetzt kein rechtsfreier Raum. Das Internet hat sich aber in der Vergangenheit ganz gut alleine reguliert. [marcel] |
Nr. 6, [marcel], 19.06.2009 - 20:51 Hallo Ulli, noch einmal..gaaaanz langsam: 1. Das Internet war noch nie ein rechtsfreier Raum! Sonst müssten sich die ganzen Webseiten-Betreiber nicht um ihr Impressum, ihre Verlinkung etc. kümmern. Es gab und gibt genügend Methoden sowas wie Kinderpornoseiten einzuschränken oder vom Markt zu nehmen. 2. Du hast selber ein sehr schönes Beispiel gebracht. Rechtsradikale Schriften werden eingezogen und auf dem Müll entsorgt. Aber genau das macht dieses Zugriffsgesetz gerade nicht. Stell Dir mal einen großen Zeitschriftenladen vor. In eben diesem gibt es rechtsradikale Schriften. Normalerweise würde nun ein Justizorgan kommen, diese Schriften einziehen und vernichten lassen. Dieses Gesetz aber stellt vor diesen Schriften nur ein großes Stopp-Schild davor und denkt, damit sei es getan. Denn, der normale Bürger sieht dieses Stopp-Schild und geht weiter. Aber der Interessierte Nazi schaut halt Rechts und Links an diesem Schild vorbei und hat weiterhin Zugriff auf eben diese Medien. Es ist nicht gerade schwierig Seiten, die Kinderpornografie oder andere illegale Medien anbieten vom Netz zu nehmen. Da diese Seiten meistens laut Statistik eh in Ländern gehostet werden, in denen z.B. Kinderpornos eh verboten sind. Da reicht das Anschreiben des Providers und die Seiten verschwinden. Wir aber in Deutschland haben nun ein Instrument geschaffen, in dem man auf relativ schnellem Weg Seiten und Inhalte die einem nicht genehm sind erstmal schnell aus der Welt schaffen kann. Und jeder Bürger, der sich dann informieren will, was da genau gesperrt wurde, macht sich strafbar. Das verstehe ich als ein Mittel der Zensur. Tut mir leid. Unsere Regierung geht hier einen sehr einfachen und simplen Weg, den ich sogar als hämisch und gemein bezeichnen würde. Da wird auf dem Rücken von missbrauchten Kindern bei dem unwissenden Volke Wahlkampf betrieben und mehr nicht. Ich wiederhole es immer wieder gerne: Das Internet war noch nie ein rechtsfreier Raum. Und es wird auch keiner gefordert. Achja..zum Thema DotCom-Blase. Wen es in dieser Blase getroffen hat, kann ich, glaube ich, besser beurteilen als Du. Denn ich war und bin in eben diesem Medium aktiv. Getroffen hat es die kleinen Unternehmen. Die großen Läden haben halt eine Abteilung nur geschlossen und sind nun wieder eifrig dabei die neue Blase auszuschlachten. Web2.0, User-Generated-Content und Social Networks ist derzeitig ein sehr oft gebrauchter Begriff für Inhalte die wir z.B. schon den Leuten anbieten..und das seit Jahren. [marcel] |
Nr. 8, kobi, 20.06.2009 - 13:28 die frage ist nur: welche partei ist überhaupt noch wählbar! |
Nr. 9, [marcel], 20.06.2009 - 13:46 Hallo kobi, nunja..die Entscheidung kann ich euch da eh nicht abnehmen. Aber ich kann meine Meinung sagen: Die “großen” 5 (CDU/CSU, SPD, Die Grünen, Die Linken, FDP) kann ich in meinen Augen nicht mehr wählen. Die drehen ihre Meinung ja auch so, wie die Fahnen im Wind. Aber ok..ich habe die noch nie gewählt. Rechtsradikale Parteien verbieten sich für mich eh. Ich würde ja gerne die Piratenpartei wählen, aber sich nur auf diese Internetfrage zu stürzen ist in meinen Augen definitiv zu wenig, macht sie doch nur einen kleinen Teil der gesellschaftspolitischen Fragen in der jetztzeit aus. Wirkt für mich fast wie dieses Zensurgesetz. Die haben halt nur das eine Teil auf der Pfanne und alles andere wollen die nicht sehen bzw. nix zu sagen. Sorry, so funktioniert aber unsere Gesellschaft leider nun mal nicht. Früher habe immer die Grauen Panther gewählt. Ist die Partei die seit meiner ersten Wahl mein Kreuz bekam. Doch, seit ihrem Konkurs und dem krampfhaften aufrechterhalten dieser Parteienreste kann ich auch da kein Kreuz mehr machen. Ich gehe halt zur Wahl..und mache meinen Wahlzettel ungültig..bis sich die Piratenpartei endlich auf mehr besinnt als nur diese Internetfragen. Gruß, [marcel] |
Nr. 11, [marcel], 28.06.2009 - 23:02 Hallo Ulli, zum Thema “rechtsfreier Raum” im Internet gibt es einen schönen Artikel bei heise.de zu finden. http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/305.. “Dabei ist das Internet so stark reglementiert, dass das “reale Leben”, damit verglichen, wie Sodom und Gomorrha wirkt.” Lesen lohnt sich [marcel] |
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Als tatsächlich von der allgemeinen Internet-Piraterie Betroffener – von mir gibt es zwei Bücher bei "google books" – finde ich diese Argumentation ziemlich merkwürdig. Freiheit bedeutet etwas anderes als die Möglichkeit zum Diebstahl oder das Recht des Stärkeren.
Weder hat mich jemand über die Teilveröffentlichung der Texte informiert, noch hat mich jemand gefragt, ob ich das will, noch habe ich auch nur einen einzigen Cent dafür bekommen. Wenn 20 bis 30 Seiten veröffentlicht würden, fände ich das in Ordnung. Aber es wird viel, viel mehr einfach ins Netz gestellt.
Mit gutem Grund darf ja auch niemand einfach Texte nachdrucken ohne die Rechte zu besitzen und dann als Raubdrucke verkaufen.
Was, Marcel, würdest du sagen, wenn es, nachdem du einen Software-Job erledigt hast, einfach hieße: Das hast du ja schön gemacht, aber Honorar gibt es trotzdem keins. Jeder würde es Ausbeutung nennen.
Noch ein Letztes: Die letzte Branche, die absolut dereguliert wurde, waren die Finanzmärkte. Die Folgen sind ja bekannt: Eine wenige Zocker sind ultrareich geworden und die Allgemeinheit muss die Zeche zahlen.