Der Papst wird evangelisch
Dieser Beschluss der BVV Charlottenburg-Wilmersdorf, initiiert durch die Vorarbeit des Kiezbündnis Klausenerplatz e.V. und mildtätiger Hilfe des Religionswissenschaftlers Martin Buhr, wurde gestern in der Nehringschule nach Abstimmung (51 Ja-Stimmen) bestätigt. Der Vorschlag, der Papst könnte an ungeraden Tagen evangelisch und an geraden Tagen katholisch bleiben, fand keine Mehrheit.
Nun aber von Anfang an:
Am 02.11.2010 trafen sich in der Nehringschule auf Einladung des
Bezirksamts Anwohner -mehrheitlich- aus der Knobelsdorffstraße, um über
eine dauerhafte Sperrung derselbigen zu reden und abzustimmen.
Frau Schmiedhofer, Stadträtin von den Grünen, eröffnet die Versammlung. Sie
spricht frei, was den Nachteil hat, dass sie nicht weiss, was die
nächsten Worte sind, die sie formulieren will. So kommt man sich vor wie
eine Schulklasse, die von einer überforderten Lehrerin erklärt bekommt,
wovon sie keine Ahnung hat.
- Der Vortrag des Umweltamts beginnt.
- Der Papst ist katholisch = Öffnung der Knobelsdorffstraße
- Der Papst ist evangelisch= Sperrung beibehalten
- Der Papst ist katholisch und evangelisch = Straße nur für Anlieger öffnen, Fahrradstraße oder sonst noch irgendwas.
Die Argumente für jede Variante sind beliebig, allesamt gleich und völlig unbewiesen.
Behauptungen nennt man das, Wunschdenken, oder schlicht und einfach für ein Umweltamt: Arbeitsverweigerung.
Es folgt ein 15-minütiger Powerpointvortrag der VerkehrsAG vom Kiezbündnis Klausenerplatz durch Herrn Martin Buhr.
Er
trägt das Bekannte vor. Papst ist katholisch = große Katastrophe, der
Papst ist evangelisch = alles gut, der Papst ist katholisch und
evangelisch = nicht machbar.
Sein Sammelsurium an Behauptungen,
ohne eine einzige ernsthaft auf Fakten beruhende Begründung, gehören
freundlicherweise in die Welt der gefühlten Wahrheiten.
Interessanterweise
wohnt Herr Buhr in der Knobelsdorffstraße und falls sich nach seinem
Vortrag herausstellen sollte, dass er in diesem Bereich ein Studium oder
Ähnliches absolviert hat, dann sollte man seine Professoren und
Dozenten umgehend verklagen.
Dumm, dümmer, SPD ist der Hintergrund dieser Wassersuppe, die hier als kräftiger Erbseneintopf mit Speck präsentiert wurde.
Denn, wen wundert es, Herr Buhr ist aktiver SPDler und damit bestens im SPD-gesteuerten Kiezbündnis aufgehoben.
Der
Beschluss der BVV, die Sperrung der "Knobi" beizubehalten, wurde auf
Betreiben der Kiezbündler veranlaßt. Dank der guten Lobbyarbeit und der entsprechenden Beziehungen des
Vereins war das kein Problem. Die Grünen zogen ohne jedes Zögern und
Nachdenken ebenfalls mit, wofür Frau Schmiedhofer der lebende Beweis ist.
Ihre fachliche Kompetenz dürfte mit der Zustimmung beider Vorträge kaum
gewachsen und noch wahrscheinlicher, kaum gesunken sein.
Jetzt also mal ein paar Fakten:
- die jetzige Sperrung ist fachlich zur Verkehrslenkung sinnvoll
- der Durchgangsverkehr lag vor der Sperrung, laut Verkehrszählung bei 20%
- das erhöhte Verkehrsaufkommen findet unter der Woche nur in einem bestimmten Zeitkorridor statt ( ca. 15.00 bis 19.00 Uhr )
- das zu schnelle Fahren im Kiez ist -laut Polizei- zu 90% von Kiezbewohnern zu verantworten
- die Polizei nennt den Kiez eine Trauminsel, da es wenig Verkehr und Unfälle gibt (14 Unfälle seit letztem Jahr)
- die Polizei schägt die Öffnung der Straße vor, eine Verkehrszählung zu machen und dann anhand der Fakten zu entscheiden
- die Sperrung zwingt eine nicht zu benennde Zahl von Anwohnern zu Umwegen
- es gibt Probleme mit dem Verkehr im Horstweg, welche, ob Durchgangsverkehr oder generelle Mehrbelastung, ist nicht ganz klar
- es gibt eine absolute Mehrheit von "Knobianwohnern", die die Sperrung beibehalten wollen
- die Knobelsdorffstraße existiert seit Jahrzehnten, kein Bewohner kann behaupten, er war über die Verkehrslage bei der Anmietung der Wohnung nicht im Bilde, insbesondere über die direkte Zu- und Abfahrt zur Autobahn
- eine Sperrung ist aus Sicht der Anwohner nachvollziehbar
- eine Sperrung ohne Berücksichtigung der Folgen ist unfair gegenüber umliegenden Anwohnern und Gewerbetreibenden
- eine Sperrung ohne klare Fakten und Anhörung von möglichst vielen Betroffenen ist purer Populismus und verantwortungslos vom Bezirksamt
Und
jetzt wird auch klar, warum die Kiezbündler sich engagieren. Sie
forcieren einen Antrag in der BVV und wollen so die Sympathien der
Knobibewohner gewinnen, erledigen aber mal wieder nicht den Rest der
Arbeit. Nämlich einen echten Interessenausgleich zwischen Befürwortern
und Gegnern zu gestalten. Denn die Gegner, egal wie viele, haben ein
Recht darauf, dass eine Jahrzehnte alte Straße mit Ampelanlage,
gefälligst weiterhin benutzbar ist. Diese Gegner und die Folgen der
Sperrung werden vom Kiezbündnis einfach ignoriert. Dazu kann man nur
sagen: "SPD inside".
Es ist nicht absehbar was passiert, wenn
der Verkehr wie früher läuft und alle Autobahnauf- und abfahrten wieder
voll befahrbar sind.
Wirklich beweisbar sind nur die Senatsmessungen
vor mehreren Jahren. Und die sagen, dass es zu bestimmten Zeiten einen
erhöhten Durchgangsverkehr von 20% gibt - und den haben zuerst einmal
die Knobelsdorffstraßenbewohner zu ertragen, weil die meisten wußten, wo
sie hinziehen.
Den Papst deswegen für evangelisch zu erlären ist ein Egoismus, der im Kiez seinesgleichen sucht.
E. Crimson - Gastautoren, Kiez - 03. November 2010 - 17:31
Tags: bezirksamt/charlottenburg/kiez/kiezbündnis/klausenerplatz/knobelsdorffstraße/verkehr/verkehrsberuhigung
drei Kommentare
Nr. 2, maho, 04.11.2010 - 22:52 Noch ein weiterer Punkt dazu: Am 27. Oktober haben wir den Termin der Anwohnerversammlung auf unseren Webseiten angekündigt. Die Informationen dazu wurden uns anonym zugesandt! Die Info wurde von der Stadträtin nur dem Kiezbündnis übermittelt (ev. noch weiteren Ausgewählten). Sie wurde von Herrn Betz mit folgender Mitteilung verbreitet: “Liebe Mitglieder, Freunde und Förderer des Kiezbündnisses …” Fazit: 1. Fakten: a. Die Info wurde von der Stadträtin nur dem Kiezbündnis übermittelt (ev. noch weiteren Ausgewählten). b. die Info wurde nicht (zusätzlich) per Pressemitteilung herausgegeben, wie sonst üblich. (Ich verfolge fast täglich die Pressemitteilungen des Bezirksamtes.) Siehe hier, wie gerade zum Olivaer Platz geschehen: http://www.berlin.de/ba-charlottenburg-w.. c. Am 27. Oktober haben wir den Termin der Anwohnerversammlung auf unseren Webseiten angekündigt. Die Nachricht dazu erreichte uns am gleichen Tag. d. Erst zwei oder drei Tage später folgte ein Eintrag auf der Webseite des Kiezbündnisses. e. Erst danach folgten noch kurzfristig einige Aushänge der Einladung des Bezirksamtes im Kiez. 2. Meine persönliche Beurteilung: Ich kenne sie seit über 10 Jahren und habe sie vor etlichen Jahren richtig kennengelernt und gemerkt, was für eine “innere” Gruppierung wirklich dahinter steckt. Daher sage ich: es war nicht beabsichtigt, diese Veranstaltung vollkommen öffentlich anzukündigen. Erst nach unserer Veröffentlichung haben sie sich gezwungen gesehen, das noch schnell nachzuholen. Es war bereits von Anfang (Bezirksamt) an geplant, nur ein ausgewähltes Klientel von dieser Veranstaltung in Kenntnis zu setzen. Zusatz: Gleich zu Beginn der Veranstaltung stellte ein Anwesender die Frage: warum sie (die Stadträtin) erst jetzt die Anwohner zu einer Veranstaltung in diesem Rahmen eingeladen hat und nicht gleich zu Beginn – also bevor das Bezirksamt, bzw. BVV, bereits Vorentscheidungen getroffen hat? Das wurde sofort von ihr abgeblockt und nicht beantwortet. Warum informiert die Stadträtin nur bestimmte Leute und gibt keine öffentliche Pressemitteilung heraus? Warum sorgt das Bezirksamt nicht selbst für rechtzeitige Information der Anwohner über Aushänge im Kiez? Das sollte man jedenfalls wissen, um die gesamte Angelegenheit besser beurteilen zu können. Ansonsten hatte ich in meinem vorigen Kommentar schon einen Schlußsatz angefügt, den ich nicht noch mal wiederholen muß. |
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Das ist gut beschrieben. Nahezu keine Ausarbeitung zur Verkehrslage. Die einzig Kompetenten an diesem Abend, waren die beiden Herren von der Polizei.
Mein Eindruck dazu ist noch, daß an diesem Abend die absolute Mehrheit der Anwesenden aus Autofahrern unter den Anwohnern der Knobi bestand. Der Applaus kam jedenfalls in gleichem Maße frenetisch, wie allgemein zur Sperrung, als speziell erwähnt wurde, daß es durch die Umgestaltung mehr Parkplätze geben würde.
In einer Beurteilung würde ich noch weitergehen, denn manchmal sind die Dinge einfacher wie man denkt.
Herr Betz hat einfach die Chance genutzt, sich ein weiteres Mal einen möglichen Vorteil für einen eigenen Parkplatz zu verschaffen und hat sich dem geeigneten Klientel bedient: seinen zwei, drei Folgsamen, dem Parteien-Mief um ihn herum und zur Darstellung als “Bürgervotum” die Anwohner des kleinen Stücks an der Knobi zwischen Danckelmannstr. und Sophie-Charlotten-Straße (denn nur die wurden vorher befragt).
Und dann noch: erst auf hartnäckige Nachfrage kam die Stadträtin damit heraus, daß inzwischen bereits um die 150 Unterschriften für eine Öffnung von anderer Seite eingegangen sind.
Wie sagte doch Herr Pahl vom Abschnitt 24 so treffend: “Ich will Ihnen da mal Ihren Heiligenschein nehmen”.
Dann appelierte er noch daran, doch alle Kiezbewohner zu berücksichtigen. Das hat sie natürlich, wie üblich, nicht interessiert.
Das mit dem Heiligenschein hat er sicher (nur ?) für die von Dir beschiebenen Verkehrsvergehen gemeint. Das könnte man aber wunderbar treffend auf den Vorstand des Vereins Kiezbündnis Klausenerplatz e.V. erweitern. Ach ja, wie war das noch, was die Stadträtin bei ihrer peinlichen Sülzarie auf das Kiezbündnis anführte. was sie so alles machen: Mieterberatung machen sie natürlich auch!
Ein “Polit-Pack” von Lügnern und Betrügern sind sie. Jawoll.
Weitere Hintergründe hier:
http://blog.klausenerplatz-kiez.de/archi..
http://blog.klausenerplatz-kiez.de/archi..