Protest gegen Abbau der historischen Berliner Gas-Straßenbeleuchtung
Nach der Podiumsdiskussion im Rathaus Charlottenburg zum geplanten Abbau der Gaslaternen in Berlin, fordern Denkmalvereine und Bürger weiter ein Abbaumoratorium und eine öffentliche Diskussion. Mit einem Schreiben an den Regierenden Bürgermeister sowie einer Presseerklärung möchte man den Forderungen Nachdruck verleihen.
Sehr geehrter Herr Regierender Bürgermeister,
der Charlottenburg-Wilmersdorfer Ausschuss für Tiefbau und Grünflächen sollte am Mittwoch, dem 06.06, ab 17.30h im Rathaus Wilmersdorf zum Gaslicht beraten – die Senatsabteilung X OB hat jedoch die Teilnahme ihrer VertreterIn – zum zweiten Mal (!) - kurzfristig abgesagt, daraufhin wurde die Behandlung des Tagesordnungspunktes Abriss der Gasstraßenbeleuchtung erneut vertagt. Es ist nun zu befürchten, dass vor dem nächsten anberaumten Termin im September, in den zur Diskussion stehenden Straßen ohne weitere Stellungnahme des Bezirks und ohne weitere Anhörung der Kulturorganisationen und der betroffenen Bürger die Gasbeleuchtung abgerissen wird. Um die Zerstörung eines weltweit einzigartigen kultur-, technik- und industriegeschichtliches Zeugnisses, das entscheidend dazu beiträgt, Berlin von den Metropolen der globalisierten Welt positiv abzuheben, zu verhindern, stellen wir der Öffentlichkeit in der beigefügten Presseerklärung einen Kompromissvorschlag vor.
Mit freundlichen Grüßen
Denk mal an Berlin e.V. - Verein zur Förderung der Denkmalpflege
Berlin, den 7.6.2012
Zielstrebig arbeitet die Senatsabteilung X OB am Abriss der historischen Berliner Gas-Straßenbeleuchtung, obwohl sich nationale und internationale Kulturorganisationen und immer mehr Bürgerinnen und Bürger nachdrücklich für ein sofortiges Abbaumoratorium einsetzen. Auch die geforderte Einbeziehung der Öffentlichkeit in diesen Prozess findet nicht statt, vereinbarte Gesprächstermine mit den Bürgerinnen und Bürgern oder auch politischen Vertretern der Bezirke werden regelmäßig abgesagt. Die Abrisstätigkeiten sollen den Senatsplänen zufolge noch in diesem Jahr in Straßen durchgeführt werden, die von außerordentlicher stadtbildprägender Wirkung sind oder die vom Landesdenkmalamt als erhaltenswürdig eingestuft wurden, z.B.: Holtzendorffstraße, Windscheidtstraße, Haselhorster Damm, Bismarckallee, Platz am Wilden Eber, Pacelliallee oder auch Podbielskiallee.
Die unterzeichnenden Organisationen möchten der Öffentlichkeit auf diesem Wege einen für beide Seiten tragfähigen Kompromissvorschlag vorstellen:
- Warum wird mit dem Abriss nicht in den Straßen der Peripherie Berlins begonnen, in denen es keinerlei Chancen gibt, das Gaslicht aus denkmalpflegerischen oder touristischen Gründen zu erhalten?
- Warum werden die bereits bestellten Elektroleuchten vom Typ Jessica nicht wenigstens zu einem Teil für den dringend notwendigen Ersatz maroder Elektroleuchten eingesetzt?
- Von den insgesamt 8000 zum Abriss vorgesehenen Gas-Reihenleuchten wurden erst 6500 ausgeschrieben. Warum können die fehlenden 1500 nicht zunächst in den fraglichen Innenstadtbereichen vom Abriss ausgenommen werden, um in Ruhe einen für die Bürgerinnen und Bürger und auch für den Senat zufriedenstellenden Kompromiss zu suchen?
Dies wäre für unsere Stadt eine erheblich friedfertigere und würdigere Lösung als die jetzige. Bitte tragen Sie alle dazu bei, dass Modernisierung und Tradition in Berlin nach den Prinzipien der behutsamen Stadterneuerung auch zukünftig friedlich koexistieren können!
Wilfried Wolff für Baukammer Berlin
Dr. Elisabeth Ziemer für Denk mal an Berlin e.V.
Angus Fowler für Denkmalwacht Berlin Brandenburg e.V.
Heike Pieper für Deutsche Stiftung Denkmalschutz
Dr. Gabriele Pfennig für Eosandergesellschaft e.V.
Bertold Kujath für Förderverein Gaslicht-Kultur
Wolfgang Thaens für Heimatverein Charlottenburg
Joachim Neu - Gastautoren, Geschichte, Gesellschaft - 08. Juni 2012 - 00:10
Tags: berlin/charlottenburg/gaslaterne/gaslicht/glühstrumpf/ökokiez
fünf Kommentare
Nr. 3, neu, 06.07.2012 - 18:20 Gaslicht websites http://www.progaslicht.de/ http://www.progaslicht.de/Zuendfunke/zue.. http://gaslicht-kultur.de/Aktuell.html http://gaslicht-ist-berlin.de/ |
Nr. 4, neu, 18.07.2012 - 19:17 Nach 82 Online Kommentaren zu Martenstein, hier die Leserbriefe aus der Printausgabe http://www.tagesspiegel.de/meinung/da-gl.. |
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Berlins Großkolumnist Harald Martenstein vom Tagesspiegel schließt sich dem Protest an!
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