Adieu, Campandi!
In der Knobelsdorffstraße 47 steht ein Ladenlokal leer. Das charakteristische Laufrad über dem Schaufenster ist abgeschraubt, den Fahrradladen „Campandi“ gibt es nicht mehr. Vor rund fünf Jahren eröffnete Andreas Heinze, der auch privat im Kiez am Klausenerplatz wohnt, hier sein Geschäft. Er spezialisierte sich auf Rennräder, genauer gesagt auf Rennräder mit Stahlrahmen aus den 1960er und 70er Jahren. Passend für diese unverwüstlichen Gestelle, hielt Heinze Spezialwerkzeug vorrätig, um High-End-Komponenten der italienischen Edelschmiede Campagnolo zu verarbeiten. Sein Renommee war in ganz Berlin derartig tadellos, dass aus allen Bezirken die Radsportfans auf nachdrückliche Empfehlung anderer Händler nach Charlottenburg kamen. Warum also hört Heinze auf?
Nur soviel: freiwillig räumt er seinen Laden nicht. Sein Geschäft lief von Beginn an gut und trug sich selbst, Heinze hatte sich mit dem Verkauf seltener und liebevoll wieder hergerichteter Rennräder ein Alleinstellungsmerkmal erarbeitet. Genauso sorgfältig reparierte er die Alltagsräder der Kiezbewohner, die immer gern auf einen Plausch zu ihm kamen und im Sommer auf dem Bürgersteig einen Mokka mit ihm tranken. Dann wurde mit ein wenig Phantasie die – seinerzeit autoverkehrsberuhigte – Knobelsdorffstraße zur steilen Rampe, und beim Fachsimpeln über Tour de France und Bergetappen glaubte man sich in die Pyrenäen versetzt. Sie werden ihn hier schmerzlich vermissen, spätestens zum beginnenden Frühling, wenn sie mit dem eigenen Pinarello wieder über den Asphalt ziehen werden.
Nach eigener Aussage hat Andreas Heinze das Ende seines Ladens verwunden, auch wenn er liebend gern in der Knobelsdorffstraße geblieben wäre – aber darüber hatte er nicht selbst zu entscheiden. Er blickt nach vorn und bleibt dem Radsportmilieu auf jeden Fall verbunden, seine Webseite www.campandi.de, die (Stand Ende Januar 2013) das professionelle wie museale Flair des Ladens einfängt, wird er behalten. Zum Winterende geht es auf eine sonnenverwöhnte spanische Insel, zum Rennradfahren natürlich, und pünktlich zum hiesigen Saisonbeginn wird er wieder in einer Werkstatt stehen und schrauben – die zahlreichen Berliner Rennradfahrer werden es ihm danken. Mach es gut, Campandi, und fahre bei aller Leidenschaft stets vorsichtig!
Andrea Bronstering - Gastautoren, Gewerbe im Kiez - 29. Januar 2013 - 00:04
Tags: campandi/fahrrad/werkstatt
sieben Kommentare
Nr. 3, Basti, 29.01.2013 - 23:52 Wir werden mehr wissen, wenn der neue Mieter einzieht. Es gibt ja Gerüchte. Aber ob das alles stimmt? |
Nr. 5, Tiedt, 17.03.2013 - 14:01 nö.nö.......Wanddurchbruch in einer Gebäudebrandwand, das glaub ICH nicht! |
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Hallo & guten Tag! Im Campandi-Beitrag steht immer nur, weshalb der Laden nicht geschlossen wird. Mich und viele andere Leser würden aber gerade die Gründe interessieren, warum das Geschäft nicht weiter betrieben wird. DAS ist schließlich der Anlass für diesen Artikel-oder sehe ich das falsch? Freundliche Grüße!