Wohnen im wehrhaften Kiez
Zwei Presseartikel sind kürzlich erschienen, die sich mit unserem Quartier am Klausenerplatz beschäftigen. Das dürfen alle Mieterinnen und Mieter als Anerkennung betrachten, die im letzten Jahr den ersten Versuchen zur massiven Vertreibung aus ihrem Wohngebiet erfolgreich getrotzt haben.
Das Gebiet war schon vor dem Krieg ein querulantisches Viertel und daran hätte sich wenig geändert, schreibt die Berliner Morgenpost (vom 27.01.2013) und von einer charmanten Umgebung mit einer sozial intakten, beinahe heimelig wirkenden Nachbarschaft:
Rund um Klausenerplatz, Nehring- und Seelingstraße hat sich seit den umfangreichen Sanierungsarbeiten in den 70er- und 80er-Jahren ein Gemisch aus Familien, Migranten, Alten und Jungen, Mittelstand und sozial Schwachen gebildet, das bis heute überdauern konnte."
und weiter:
Die Kämpfe und Erfolge gegen Abriss und Luxussanierung der Altbauten haben ein besonderes Milieu geschaffen, nun will man auch dem akuten Gentrifizierungsdruck widerstehen."
"Luxussanierung erfolgreich abgewehrt", so titelte das Berliner Abendblatt (Ausgabe Charlottenburg Nr. 06 vom 09.02.2013) und schreibt weiter
Erfolgreich gewehrt. Dies ändert nicht nur die soziale Zusammensetzung ganzer Quartiere, es schlägt sich auch negativ im nächsten Mietspiegel nieder.
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Auch deshalb leiden Kieze mit bislang günstigen Mieten unter zunehmendem Sanierungsdruck. Ein Beispiel ist das Gebiet rund um den Klausenerplatz. Hier hatte sich 1973 die erste Berliner Mieterinitiative „Sanierung ohne Verdrängung“ gegründet. Nach vielen Jahre der Ruhe begann die GEWOBAG 2011 erste Sanierungsankündigungen zu verschicken. Angst vor Mieterhöhung machte sich breit. Und schweißte die Mieter zusammen.
So konnten sich die Hausgemeinschaften Selingstraße 51 und 53 erfolgreich gegen die angekündigte Komplett-Sanierung wehren. Jetzt sollen, wie in den Häusern Sophie-Charlotten-Straße 83 und 85, nur die wirklich schlimmen Mängel behoben werden. Dieser kleine Erfolg ändert allerdings nichts daran, dass die Haushalte in Charlottenburg-Wilmersdorf im Schnitt knapp 30 Prozent ihres Nettoeinkommens für die Bruttokaltmiete aufwenden müssen. Damit liegen sie deutlich über dem Gesamtberliner Wert von 25 Prozent. Und dabei sind die Ausgaben für Heizung und Warmwasser noch nicht mal enthalten.
Sie sehen also liebe Nachbarn, daß sich etwas machen läßt. Wie sie sich auch bezeichnen - ob sie sich SPD, Grüne, oder sonstwie nennen, um ihr Vorhaben zur Verdrängung der Mieter rigoros umzusetzen. Ob sie dabei zusätzlich als trojanisches Pferd auftauchen und zu täuschen versuchen, oder sich als "Zuarbeiter" hinter irgendwelchen Bezeichnungen tarnen - Sie, liebe Mieterinnen und Mieter können die Entwicklung des Kiezes beeinflussen. Das Rezept für den gallischen Trank dazu lautet: Zusammenhalt und Solidarität.
- Gesellschaft, Menschen im Kiez - 16. Februar 2013 - 23:02
Tags: gentrifizierung/mieten/modernisierung/sanierung/sanierungsvorhaben/wohnen/ökokiez
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