Neue Infotafel zur ehemaligen Führerschule der Sicherheitspolizei in der Charlottenburger Schloßstraße
Ausbildung für Terror und Krieg: eine neue Stele erinnert im Gedenkjahr der "zerstörten Vielfalt" an die Führerschule der Sicherheitspolizei (SiPo) im Stülerbau an der Schloßstraße - vor dem Museum Berggruen.
Endlich: nach dem Gedenken an die zahlreichen Opfer des NS-Regimes, war es bitter nötig, zum Auslaufen des Jahres, sich der Täter zu widmen.
Im Grunde hätte es bereits zur Wiedereröffnung des Berggruen Museums - nach dessen Erweiterung - geschehen müssen. Aber vielleicht wollte keiner der politisch Verantwortlichen den Eklat riskieren, wäre im Zusammenhang mit dem Namen Berggruen auch der Name Heydrich gefallen. Letzterer war der oberste Chef von Führerschule, von SD und SiPo im Dritten Reich.
Die Tatsache, dass Opfer und Täter im gleichen Bezirk wirkten, hat jahrzehntelang den Bezirk weder von der einen noch von der anderen Seite her stark berührt. Es dauerte Jahrzehnte bis wahrgenommen wurde, dass das deutsche Bürgertum jüdischen Glaubens oder Herkunft besonders in unserem Doppelbezirk zu Hause war. Noch weniger widmete sich die Bezirkspolitik den Orten des Verbrechens, nicht weit von den Opfern entfernt: Gleis 17 am Bahnhof Grunewald oder der SS-Führerschule, obwohl seit langem in Fachkreisen bekannt.
So wundert es - leider - nicht wirklich, dass die Veranstaltung, nicht weit vom barocken Schloss der preußischen Könige, zur Blamage der Bezirkspolitiker wurde. Weder wurde auf der Bezirksseite des Internets, noch durch Pressemitteilung auf diese neue, wichtige Geschichtstafel hingewiesen.
Kein Vertreter von BVV oder BA war bereit ein Grußwort zu sprechen. Nicht das politische Bezirksamt, sondern allein die Leiterin des Kulturamtes war "beurlaubt" worden. Erst nach kurzfristigen Bemühungen engagierter Bürger, war wenigsten die Vorsitzende des Kulturausschusses präsent und ein BVV-Mitglied sprach einige Grußworte des Bezirkes an die Anwesenden.
Wen wundert es, wenn anschließend dann auch keine Presse berichtete.
Einzig die "Berliner Woche" war dabei, doch der Beitrag unterlag
anschließend der redaktionellen Zensur, bis dieser dann eine Woche
später in der gedruckten - mit Fehlern behafteten - Fassung nachgeholt wurde. Hier die - korrigierte - richtige Online-Version.
Dort wo im allgemeinen vom Anstich der Geburtstagstorte durch den Bürgermeister berichtet wird (die Rede ist von den Bezirksmitteilungen auf der BA-Website), das Jubiläum eines Dackelzüchtervereins auf jeden Fall sich wiederfindet - diesmal allgemeines Schweigen.
Wenn auch - bedingt durch das, dem November entsprechende, Regenwetter -
keine Klasse aus den benachbarten Schulen anwesend war, so war
wenigstens ein Bus mit Polizeischülern aufgefahren. Die Polizeischüler
umrahmten die Reden des Stiftungspräsidenten preußischer Kulturbesitz, Prof. Dr. Günther Schauerte, der Polizeivizepräsidentin Frau Koppers und dem Vertreter von
Staatssekretär André Schmitz, Herrn Klemke von Kulturprojekte (Institution,
die für die Organisation des Gedenkjahres verantwortlich zeigte).
Text der Tafel sowie die Ansprachen können nachgelesen werden. Zur Geschichte der Führerschule ist im Blog bereits mehrfach berichtet worden.
Es muss fairerweise erwähnt werden, dass eine Geschichts-AG aus dem
Kiez, bereits vor Jahren zum Tag des offenen Denkmals (2005), auf den
kriminellen Ort hingewiesen hat. Auch diesmal war Dietlinde Peters
dabei. Sie war es auch, die den Text der Tafel schrieb.
- Infotafel vor dem Stülerbau in der Schloßstraße (als PDF)
Design: Helga Lieser
Recherchen, Text und Redaktion: Dr. Dietlinde Peters
Reden zur Enthüllung:
- Rainer E. Klemke (Projektleitung Berliner Themenjahr 2013 „Zerstörte Vielfalt“ der Kulturprojekte Berlin GmbH) zur Einweihung der Geschichtsmeilentafel am 20. November 2013 (als PDF)
- Prof. Dr. Günther Schauerte von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz zur Enthüllung der Informationstafel vor dem Stülerbau am 20.11.2013 (als PDF)
- Polizeivizepräsidentin Margarete Koppers bei der Aufstellung der Gedenkstele am Museum Berggruen/Bröhan zur Nutzungsgeschichte der „Stüler-Bauten“ am Mittwoch, dem 20. 11. 2013 (als PDF)
- Nadia Rouhani (BVV Charlottenburg-Wilmersdorf) am 20. November 2013 zur Enthüllung der Geschichtsmeilentafel im Rahmen des Berliner Themenjahres 2013 - „Zerstörte Vielfalt“ (als PDF)
Joachim Neu - Gastautoren, Geschichte - 12. Dezember 2013 - 00:24
Tags: gedenken/nationalsozialismus
zwei Kommentare
Nr. 2, neu, 20.02.2014 - 14:08 Haus der Wannseekonferenz: Gäste- und Erholungsheim des SD und der SiPo- dort wo sich die SS Führer der Einsatzgruppen an der Ostfront vergnügten und feierten… http://www.ghwk.de/ueber-das-haus/stiftu.. |
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Stichwort im Bezirkslexikon: “Stülerbauten”
http://www.berlin.de/ba-charlottenburg-w..