Suarezstraße 31 - eine Gedenktafel für Elfriede Scholz
Wer kennt Elfriede Scholz?
Fragen wir Passanten, wird wohl kaum jemand Elfriede Scholz bezeichnen können. Das gilt gleichfalls für die sprichwörtlichen "gebildeten Stände".
Ergänzen wir "geb. Remarque", wird der Film "Im Westen nichts Neues" genannt werden und dann im zweiten Schritt vielleicht noch Erich Maria Remarque dem Kundigen einfallen.
So nähern wir uns allmählich der Person Elfrie Scholz. Sie war die Schwester von Erich Maria und ohne ihren Bruder wäre sie möglicherweise am Leben geblieben. So endete ihr Leben am 16. Dezember 1943, d.h. vor 70 Jahren, in Berlin-Charlottenburg unter dem Fallbeil von Freisler in Plötzensee. Natürlich nicht von dem vorsitzenden Richter am Volksgerichtshof persönlich ausgeführt. Natürlich von seinen Handlangern und einem Scharfrichter verrichtet.
"Wenn ich ihren Bruder schon nicht bekomme, so habe ich wenigstens Sie", so soll Freisler in der Verhandlung im heutigen Gebäude des Kammergerichtes geschriehen haben und Freisler schrie meistens. E. M. Remarque hatte sich da bereits über die Schweiz nach Amerika gerettet und erfuhr erst nach dem Krieg von dem Schicksal seiner Schwester und widmete ihr einen Roman.
Elfriede war in Dresden denunziert worden. Sie soll am Kriegserfolg
gezweifelt haben. Tatvorwurf: Wehrkraftzersetzung. Zwar waren nur zwei
Personen bereit es entsprechend zu "bezeugen", doch wer fragte bei
Freisler schon nach Glaubwürdigkeit. Elfriede wurde in das
Frauengefängnis in der Barnimstraße verbracht. Sie war bereits dem
Schaffott ausgesetzt, da gingen die Akten beim Luftangriff verloren. Sie
mußte zurück in die Barnimstr., und - trotz Gnadengesuch - verfiel sie
dennoch dem Tode.
Elfriede war 1926/27 in einer Pension in der
Suarezstraße ansäßig. Die Jahre davor hatte sie ihren Bruder nach
Charlottenburg geholt. E. M.Remarque ist denn auch bereits vor langer
Zeit an beiden Wohnungen mit Gedenktafeln gewürdigt worden.
Jetzt
hängt am Haus Suarezstraße 31- dort wo sich früher das "Stattcafe" befand
und heute das "Viva la Vida" befindet, auch für Elfriede eine Gedenktafel,
die eine Hausgemeinschaft - begleitet von einer eindrucksvollen
Gedenkveranstaltung - anbringen ließ. Ein Dokumentarfilm zu ihrem Leben,
ein Gastvortrag von der Leiterin der Erich Maria Remarque Gesellschaft Osnabrück, Frau Führer, in Verbindung mit Celloklängen, gaben den würdigen Rahmen.
Elfriede war keine Literatin oder Intellektuelle. Sie war eine begnadete Schneiderin, die gesucht war in ihrem Metier. Leider scheiterte eine parallel ausgestellte Wanderausstellung im Nachbarschaftshaus am Lietzensee an der Banalität brechender Galerieschienen, die nicht für aus der Mode gekommene schwerste Bildtafeln vorgesehen waren.
Warum nicht den - vom Namen her aufgegebenen - ehemaligen Dernburgplatz an der Lietzenseekaskade nach ihr benennen? Dazu müßten die Parteien bereit sein. Danach sieht es aber im Augenblick nicht aus. Immerhin bekam Elfriede im Herbst 2013 einen Stolperstein in Dresden nachdem ihr bereits Osnabrück eine Strasse gewidmet hat.
Ab
Donnerstag, den 23. Januar, werden das Ökumenische Gedenkzentrum
Plötzensee, das Karmelkloster Regina Martyrum und die Evangelische
Kichengemeinde Charlottenburg-Nord den in Plötzensee Ermordeten gedenken.
Joachim Neu - Gastautoren, Geschichte - 23. Januar 2014 - 20:19
Tags: gedenken/nationalsozialismus
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Gedenktafeln in berlin:
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