„Wenn das der Führer wüßte …“
„Er ist wieder da“ im Theater am Kurfürstendamm
„Er ist wieder da“, das ist er tatsächlich und unübersehbar. Jetzt hat Adolf Hitler bereits den Ku‘damm erreicht. Als lustige Person führt er auf der Bühne des Theaters am Kurfürstendamm durch das heutige Berlin.
Nach dem Motto: „Das hätte es unter Adolf nicht gegeben“, oder: „Wenn das der Führer wüßte …“, darf er über die Mißstände, Oberflächlichkeiten, die Medien, Massenkultur und die dekadente Lebensweise herziehen. Die Leute klatschen sich auf die Schenkel: „Recht hat er“. Doch die völkische Kritik führte direkt in die Katastrophe. Mittlerweile scheint jedoch die von den Faschisten angerichtete Verwüstung Europas mit ihren 80 Millionen Toten vergessen und verziehen. Ausgenommen sind lediglich die in dieser Zahl enthaltenen sechs Millionen Juden. Während des Faschismus wurde unter diesem Begriff willkürlich eine Menschengruppe zusammengefaßt, die nach einer unsinnigen Rassen- und Abstammungslehre bestimmt wurde. In mancherlei Würdigung mit gesonderten Denkmalen lebt diese Klassifizierung von Menschen bis heute fort, als wären sie tatsächlich ein von der Abstammung bestimmtes ausgewähltes Volk. Ihr werden Menschen zugeschlagen, die dieser Religionsgemeinschaft niemals angehörten oder sie verlassen hatten. Doch da hört der Spaß auf. Damit die Lacher nicht an der falschen Stelle kommen, wird das gleich mehrfach von der Bühne verkündet.
Foto: Wecker
Foto: Wecker
So bleibt ein beklemmender Spaß, der ganz im Zeichen des Zeitgeistes
steht. Um den sind die Autoren auch keineswegs verlegen. Sie lassen ihre
Figuren verkünden, daß das Quote bringe. Einige Blätter wollen das als
„Mediensatire“ verkaufen, doch es wirkt eher wie Koketterie mit den
eigenen Ambitionen. Die Darsteller geben dafür nicht nur ihr Bestes,
sondern sind in den Rollen, allen voran Kristian Bader als Adolf Hitler,
darin auch ausgezeichnet. Das hätte sich fast in der Verleihung des
Deutschen Theaterpreises für diese Rolle niedergeschlagen, aber für
Adolf Hitler gibt es (noch) keine Preise. Obwohl mit Preisen die
künstlerische Leistung und nicht das historische Rollenvorbild gewürdigt
wird, sind solche Rollen bisher undankbar. Das haben selbst große
Schauspieler erfahren, auch wenn sie noch so adrett in Wehrmachts- und
SS-Wix auf Bühne, Bildschirm und Leinwand „Geschichte aufarbeiten“. Mit
dieser Hitlerdarstellung könnte sich dies jedoch tatsächlich ändern.
Georg Münzel, Kristian Bader, Ole Schloßhauer, Kerstin Hilbig und Elena Meißner.
Foto: Wecker
Das Stück wird bis zum 20. November am Kurfürstendamm 206/ 209 gespielt
und vom 5. bis zum 22. Januar 2017 wieder aufgenommen. Karten ab 13 Euro
können unter Telefon 885 911 88 und im Internet unter www.komoedie-berlin.de vorbestellt werden.
FW
FW - Gastautoren, Kunst und Kultur - 05. November 2016 - 20:46
Tags: satire/schauspieler/theater
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