Das hat die Welt noch nicht gesehen
Neue Sonderaustellung der Helmut-Newton-StiftungEine neue dreiteilige Sonderausstellung der Helmut-Newton-Stiftung ist ab Sonnabend, 3. Juni, im Museum für Fotografie in der Jebensstraße 2 zu sehen: „Mario Testino. Undressed, Helmut Newton. Unseen, Jean Pigozzi. Pool Party“.
Verbindendes Glied der drei Teile ist Helmut Newton. Mario Testino wurde vom Bewunderer Helmut Newtons zu dessen Partner, als sie sich in Australien sogar das Atelier teilten, um an gemeinsamen Projekten zu arbeiten. Helmut Newton gehörte zu den erlauchten Gästen, die an den legendären Poolpartys auf Jean Pigozzis Anwesen am Cap d’Antibes an der Côte d’Azur teilnahmen. In June’s Room werden Jean Pigozzis Schnappschüsse von diesen Partys gezeigt. Die unterscheiden sich von den eigenen Aufnahmen am heimischen Pool vornehmlich dadurch, daß bei Pigozzi die Personnage am und im Pool dem Jetset entstammt. Da planschen, flirten und kokettieren Prominente wie Mick Jagger, Giovanni Agnelli, Liz Taylor oder Naomi Campbell. Der Reiz dieser Aufnahmen besteht gerade darin, daß sie sich vor der Kamera Pigozzis ebenso natürlich verhalten, wie die Gäste bei der Feier am eigenen Bassin. So sind sie weder inszeniert, wie bei Studio- oder Presseaufnahmen noch voyeuristisch wie auf den Fotos der Paparazzi zu sehen. Sie sind halt ganz normale Bekannte, eben Millionäre „wie du und ich“. So authentisch ist die Schickeria wahrscheinlich nicht einmal in den eigenen privaten Familienalben zu sehen, denn, das ist der nächste Unterschied zu den eigenen Schnappschüssen, Jean Pigozzi ist überdies ein Könner, der bereits in Berlin, New York, Monaco, Peking und Moskau ausgestellt und mehrere Bildbände mit seinen Fotos bestückt hat.
Sensationell kann man den Ausstellungsteil von Mario Testino nennen, denn so etwas hat tatsächlich die Welt noch nicht gesehen. „Landschaften aus Körpern“ hat er seine eigens für diese Ausstellung konzipierte Installation aus Mode- und Aktaufnahmen genannt. Eine Installation sind die 50 überlebensgroßen Fotografien, die die Wände seiner drei Ausstellungsräume verkleiden. Die Bilder reichen vom Boden bis zur Decke, sind teils um die Ecke geklebt. Der Raum gibt nicht Platz für die Präsentation von Bildwerken, wie es gemeinhin im Museum üblich ist, der Raum ist die Präsentation selbst. Mario Testino ist einer der bedeutendsten zeitgenössischen Fotografen. Allein für die Vogue hat er 200 Titelfotos geliefert. Mit seinen Fotos hat er zum Erfolg von Luxusmarken wie Gucci, Versace, Chanel und Dove beigetragen. Seine Arbeiten wurden nahezu in der ganzen Welt ausgestellt.
Vom Altmeister Helmut Newton sind erneut Arbeiten zu sehen, die bislang noch nicht oder nur selten gezeigt wurden. Seit nunmehr 14 Jahren überrascht die Stiftung mit immer neuen Entdeckungen aus dem Archiv des Großmeisters. Reizvoll sind unter anderem Aktaufnahmen, die bei der Lese auf einem italienischen Weingut entstanden, ein berührendes Bild, das Serge Gainsbourg and Jane Birkin 1978 in Paris zeigt oder eine dämonische erscheinende Nadja Auermann, die er 1994 an der Glienicker Brücke abgelichtet hatte.
Die Ausstellung wird bis zum 19. November 2017 gezeigt. Der Eintritt beträgt 10 Euro. Die Ausstellung ist außer montags täglich von 11 bis 19 Uhr, donnerstags bis 20 Uhr geöffnet.
Frank Wecker
FW - Gastautoren, Kunst und Kultur - 03. Juni 2017 - 22:41
Tags: ausstellung/fotografie/museum
Kein Kommentar
Kein Trackback
Trackback link: